EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen
Reuters/Johanna Geron
EU-Impfstoffversorgung

Ab April 100 Millionen Dosen pro Monat

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen rechnet mit einer deutlichen Beschleunigung der EU-weiten Coronavirus-Impfkampagne. Nach dem noch schleppend verlaufenen Auftakt im Jänner und Februar erwartet von der Leyen im März nun die Lieferung von 50 Millionen und ab April pro Monat 100 Millionen Impfdosen.

Was die Anlaufschwierigkeiten bei der von der EU übernommenen Impfstoffversorgung betrifft, hätten „alle unterschätzt, dass das Hochfahren einer stabilen Massenproduktion mit erheblichen Risiken behaftet ist“, sagte von der Leyen dazu unter anderem gegenüber der Tageszeitung „Der Standard“ (Montag-Ausgabe). Die Kommissionschefin spricht in diesem Zusammenhang von Engpässen bei Rohstoffen und in Zulieferketten. Die Problemlösung „war schwerer und holpriger als erwartet“, weswegen es am Anfang auch „sehr schleppend“ losgegangen sei.

Nun habe sich die Lage aber bereits deutlich entspannt, so von der Leyen: „Im Jänner wurden rund 20 Millionen Dosen geliefert, im Februar rund 30, und für März erwarten wir rund 50 Millionen. Ab April könnten sich die Mengen nach den Plänen der Hersteller nochmal verdoppeln, auch weil weitere Impfstoffe vor der Zulassung stehen.“

„Auf richtige Impfstoffe gesetzt“

Positiv hob von der Leyen schließlich auch hervor, dass man von Anfang an auf die richtigen Impfstoffe gesetzt habe. „Vor einem Jahr gab es weltweit noch 100 bis 150 Projekte, die Impfstoffe gegen Corona entwickeln wollten“, so von der Leyen: „Wir haben in die Firmen investiert, die heute weltweit vorne liegen, angefangen bei Biontech bis hin zu Johnson & Johnson.“

Angesprochen auf die Kritik von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) an der Impfversorgung in der EU sagte von der Leyen, ihre Zusammenarbeit mit dem österreichischen Regierungschef sei „sehr gut“. „Er betont auch immer wieder, wie wichtig es für kleinere Mitgliedsstaaten ist, die ganze Kraft einer Union von 450 Millionen Bürgerinnen und Bürgern zu haben.“

Von der Leyen verwies schließlich auch auf die in der nächsten Woche anstehende Durchimpfaktion im Tiroler Bezirk Schwaz. Sie habe hier ihre „ganze Überzeugungskraft gegenüber den anderen 26 Mitgliedsländern eingesetzt“, um diese von der Lieferung von 100.000 Impfdosen für Tirol zu überzeugen. Dass das möglich gewesen sei, „zeigt, wie Europa ist“. „Es geht immer wieder darum, nicht nur die gemeinsame Kraft, sondern auch die gemeinsame Solidarität zu zeigen.“

Impfpass-Reichweite Sache der Mitgliedsstaaten

Zum Israel-Trip von Kurz und der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sagte die Kommissionspräsidentin, die beiden Regierungschefs hätten das Land besucht, „um von einem guten Beispiel zu lernen“. Von der Leyen wies darauf hin, dass der in Israel verabreichte Impfstoff aus europäischer Produktion gekommen sei, und diese könne sich durchaus sehen lassen.

In der heiklen Frage der Reichweite des europaweiten Coronavirus-Passes sieht EU-von der Leyen schließlich die Mitgliedsstaaten am Zug. „Welche Rechte und Freiheiten mit diesem EU-weit anerkannten Attest verbunden sind, (…) liegt in der nationalen Verantwortung“, sagte von der Leyen. Die Mitgliedsstaaten müssten „ihre Hausaufgaben machen“, damit das Zertifikat mit Sommer starten könne.

Die EU-Kommisison hat beim EU-Gipfel im Februar bereits zugesichert, innerhalb von drei Monaten den Rechtsrahmen sowie die digitale Verknüpfung für den Impfausweis sicher zu stellen. An dieser Vorlage hält von der Leyen auch weiter fest: „Dass in drei Monaten eine digitale Verbindung stehen kann, das hat die Kommission schon bei der Covid-Kontaktverfolgungs-App bewiesen“.

WHO-Beratungen mit Pharmaindustrie

Am Montag will die EU indes mit den USA auch über die Lieferung von US-Produkten verhandeln, die für die Herstellung von Coronavirus-Impfstoffen benötigt werden, aber strikten Exportbeschränkungen unterliegen.

Unter der Schirmherrshaft der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beraten ebenfalls ab Montag Vertreter der Pharmaindustrie über das weltweite Vorgehen in Sachen Impfstoffproduktion. Bei den auf zwei Tage ausgelegten Onlineberatungen sollten die „aktuellen Lücken in den Versorgungsketten aufgezeigt“ werden, sagte die wissenschaftliche Leiterin der WHO, Soumya Swaminathan.

Die Pharmabranche will in diesem Jahr weltweit rund zehn Milliarden Dosen Anti-Covid-19-Dosen herstellen. Die Rede ist von einer bisher beispiellosen Nachfrage nach Vakzinen. Benötigt werden nicht nur die Zutaten, sondern auch das Glas für die Flakons und die Deckel.