Zehn Millionen Mädchen von Kinderheirat bedroht

Am Internationalen Frauentag warnt UNICEF, dass eine Errungenschaft des letzten Jahrzehnts – die Verhinderung von 25 Millionen Kinderehen – durch die CoV-Pandemie ernsthaft bedroht sei.

Zehn Millionen zusätzliche Kinderehen könnten bis zum Ende des Jahrzehnts geschlossen werden, so eine Analyse, die UNICEF laut Aussendung heute veröffentlicht. In Österreich sind laut Regierung jährlich 200 Kinder von Zwangsehe betroffen.

Lockdowns und geschlossene Schulen als großes Problem

Covid-19 hat gemäß dem UNO-Kinderhilfswerk tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben von Mädchen. Pandemiebedingte Reisebeschränkungen und räumliche Distanz erschwerten Mädchen den Zugang zu medizinischer Versorgung, sozialen Dienstleistungen und gemeinschaftlicher Unterstützung, die sie vor Kinderehen, ungewollter Schwangerschaft und geschlechtsspezifischer Gewalt schützen.

Da die Schulen geschlossen bleiben, sei es wahrscheinlicher, dass Mädchen ihre Ausbildung abbrechen und nicht zum Unterricht zurückkehren werden. Arbeitsplatzverluste und erhöhte wirtschaftliche Unsicherheit könnten Familien auch dazu zwingen, ihre Töchter zu verheiraten, um die finanzielle Belastung zu verringern.

Zuletzt weltweiter Rückgang

Weltweit wurden schätzungsweise 650 Millionen heute lebende Mädchen und Frauen im Kindesalter verheiratet, etwa die Hälfte davon in Bangladesch, Brasilien, Äthiopien, Indien und Nigeria. In den letzten zehn Jahren war der Anteil junger Frauen, die als Kinder verheiratet wurden, weltweit um 15 Prozent gesunken. Das entspricht etwa 25 Millionen Ehen, die verhindert werden konnten, so UNICEF.

Raab: 200 Mädchen in Österreich bedroht

Laut Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) gibt es in Österreich jährlich 200 von Zwangsehe gefährdete oder betroffene Mädchen und Frauen. Die Dunkelziffer dürfte laut Experten jedoch weitaus höher sein, so Raab am Freitag in einer Aussendung.

Raab will das Thema Kinder- und Zwangsehen auch im Rahmen der Konferenz der UNO-Frauenstatuskommission (CWS), die von 15. bis 26. März pandemiebedingt online statt wie üblich in New York abgehalten wird, in den Fokus rücken. Österreich wird ab Ende März erstmals seit 25 Jahren wieder für die kommenden vier Jahre Mitglied in diesem Forum sein.