Person führt einen Gurgeltest durch
APA/Georg Hochmuth
Coronavirus

Fachleute präsentieren Schulkonzept

Seit einem Jahr wechseln Österreichs Schulen zwischen Präsenzlehre, Schichtbetrieb und Fernunterricht. Fachleute der Forschungsplattform „Covid-19 Future Operations“ haben nun ein Konzept vorgelegt, das einen sicheren Präsenzbetrieb und eine Kontrolle der CoV-Ausbreitung an den Schulen und in deren Umfeld ermöglichen soll.

Herzstück sind der regelmäßige Einsatz von PCR-Gurgeltests für zu Hause bei allen Schulangehörigen samt Familie und Einhaltung von Quarantänemaßnahmen. Die prominent besetzen Arbeitsgruppen Gesundheit/Infektionskurve und Psychosoziales (u. a. mit Komplexitätsforscher Peter Klimek, Psychologin Barbara Schober, Mikrobiologe Michael Wagner) fordern in ihrem Konzept eine Weiterentwicklung des CoV-Monitorings an den Schulen, um diese als Orte des Lernens und des sozialen Austauschs dauerhaft offen halten zu können.

Schließlich sei wegen der verzögerten Einführung einer Impfung für unter 16-Jährige damit zu rechnen, dass auch im Schuljahr 2021/22 noch ein Screening der Schulkinder notwendig sein wird. Bei den vorgeschlagenen Maßnahmen setzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf Freiwilligkeit, als Anreize dienen etwa die Aussicht auf ein Ende des Schichtbetriebs und Sportunterricht im Freien.

Tests dreimal wöchentlich

Derzeit wird nur an den Volksschulen an fünf Tagen in der Schule unterrichtet. An den anderen Schulen gibt es Schichtunterricht mit zwei Tagen Präsenz- und zwei Tagen Fernunterricht, am Freitag sind in der Regel alle Schüler ab zehn daheim.

In die Schule kommen darf nur, wer dort einen anterio-nasalen Antigen-Schnelltest („Nasenbohrertest“) durchführt. Testtag ist jeweils Montag und Mittwoch, ab 15. März zusätzlich auch am Freitag. Lehrkräfte müssen sich einmal pro Woche im Rahmen der Berufsgruppentests auf eine CoV-Infektion testen lassen und können zusätzlich auch den „Nasenbohrertest“ einsetzen.

PCR-Gurgeltests für daheim

Da die anterio-nasalen Antigen-Schnelltests weniger als die Hälfte der asymptomatischen Infektionen erkennen und es gleichzeitig eine rasante Entwicklung bei den Mutationen gibt, müssten die Testansätze in den Schulen kurz- bis mittelfristig angepasst werden, fordern die Fachleute: Sie setzen auf Gurgeltests für daheim, die mit der zuverlässigeren PCR-Methode ausgewertet werden.

Neben den Schülerinnen und Schülern sollen sich dabei auch die anderen Haushaltsmitglieder dreimal pro Woche testen können. So sollen die typischen Infektionsketten unterbrochen werden. Und so könnte auch vermieden werden, dass Infektionen aus der Familie in die Schule getragen werden. Logistisches Vorbild ist das Projekt „Alles gurgelt“ in Wien.

Kurzfristig wäre die Logistik für dieses Modell nur in Wien vorhanden, der Ansatz scheint den Fachleuten allerdings „in absehbarer Zeit realisierbar“. Zur Überbrückung soll bei den Schülerinnen und Schülern auf die häufigere Testung per „Nasenbohrer“-Test gesetzt werden.

Schulpersonal verstärkt testen

Ebenfalls zur Überbrückung wird vorgeschlagen, das Schulpersonal (vor allem an großen Schulen mit viel Bewegung der Lehrkräfte zwischen den Klassen) dreimal pro Woche statt nur einmal zu testen (mit PCR-Test oder Antigen-Schnelltest mittels Nasen-Rachen-Abstrich).

Für die Kindergärten schlagen die Fachleute PCR-Auswertung von Speichelproben vor, die die Eltern daheim nehmen. Zusätzlich müssten unabhängig vom Testmodell an den Schulen weiterhin die üblichen Sicherheitsmaßnahmen wie Maskentragen, Abstandhalten und Lüften – durchaus auch unterstützt durch Raumluftreiniger oder CO2-Sensoren – eingehalten werden.

Treten Infektionen im Schulumfeld auf, sei es in jedem Fall essenziell, dass „Quarantänemaßnahmen an Schulen für positiv Getestete und deren K1-Personen (im Haushalt) schnell umgesetzt und eingehalten werden“. Dabei brauche es auch ein Abgehen von der aktuellen Regelung, dass in Volksschulen Klassen mit nur einem infizierten Kind nicht in Quarantäne geschickt werden. Das Monitoring dürfe auch nicht durch Geschwisterkinder in anderen Schulklassen oder im Kindergarten konterkariert werden.

Maßnahmen und Anreize

Nachdem Zwang nur kurzfristig wirkt, setzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf „psychosoziale Erfolgsfaktoren“ wie ein transparentes und abgestimmtes Konzept aus Maßnahmen und Anreizen, bei dem auch eine gewisse Anpassung an die örtlichen Gegebenheiten möglich sein soll.

Denn: „Kurzfristige und isolierte Maßnahmen, die nicht akkordiert sind und zudem evtl. immer wieder geändert werden, erzeugen Unsicherheit und reduzieren das Commitment.“ Als Anreize über die Abschaffung des Schichtbetriebs hinaus wird vorgeschlagen, dass die Heim-PCR-Tests auch den Zutritt zu körpernahen Dienstleistungen, Lokalen, Kultur- und externen Sportveranstaltungen ermöglichen könnten.

Werden definierte Inzidenzwerte nicht überschritten, könnte das PCR-Testkonzept auch die Rückkehr zu Sport- und Musikunterricht in geschlossenen Räumen oder externe Sportangebote mit gemischten Gruppen im Freien ermöglichen.