Sonnenschirme am Strand
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Eher nah als fern

Sommerurlaub braucht erneut Flexibilität

In wenigen Monaten beginnen die Sommerferien – und auch im zweiten Pandemiejahr ist im Frühjahr noch offen, wie und wo man dann sicher urlauben kann. Das Vorjahr sitzt vielen noch in den Knochen. Gerade Flugreisen wurden vielfach storniert oder waren aus Sicherheitsgründen nicht möglich, im Inland waren günstige Quartiere vor allem kurzfristig Mangelware. Nichtsdestoweniger: Sehnsucht und Vorfreude sind heuer besonders groß.

Auf der Berliner Tourismusfachmesse ITB wurden diese Woche Umfragen zitiert, wonach der Reisewunsch der Menschen prinzipiell hoch sei – wichtig ist ihnen dabei vor allem Sicherheit. Deutlich mehr nachgefragt würden derzeit Destinationen, die mit dem Auto erreichbar seien, Buchungen würden sehr viel kurzfristiger werden, Kunden wünschten sich mehr Flexibilität und einfachere Stornierungsmöglichkeiten.

Die Branche scheint sich einig, dass sich der Markt nach der Krise gut bis hervorragend entwickeln werde. Nach Einschätzung des Marktforschungsunternehmens Euromonitor International wird sich der weltweite Tourismus im Idealfall im Jahr 2022 erholt haben. Dann könnten die Reiseausgaben wieder das Vorkrisenniveau erreichen, vorausgesetzt man bekomme die Pandemie in den Griff.

Experte Martin Lohmann vom deutschen Tourismusforschungsinstitut New Insights for Tourism (NIT) rechnet damit, dass die Menschen nach dem Ende der Pandemie zu alten Reisemustern zurückkehren. In der heurigen Saison ist jedoch eindeutig noch größere Flexibilität gefragt, denn noch ist unklar, wohin man reisen darf, ohne bei der Rückkehr in Quarantäne zu müssen, und inwiefern der Fortschritt der Impfungen bzw. die Verbreitung der Virusmutationen eine Rolle spielt.

Hütte am Strand
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Fernziele wie die Karibik sind im Moment noch schwer erreichbar

Aktuell noch Quarantäne für (fast) alle

Aktuell ist aus österreichischer Sicht vor allem die Frage, wie es mit der Quarantäneverpflichtung bei der Rückkehr aus dem Ausland weitergeht. Anders als Deutschland, wo die Liste der Risikogebiete anhand von klaren Regeln wöchentlich vom Roland-Koch-Institut (RKI) aktualisiert wird, gilt für Österreich seit Monaten unverändert: Quarantäne für Rückkehrende aus allen Ländern – mit Ausnahme von Australien, Island, Neuseeland, Norwegen, Singapur, Südkorea und dem Vatikan. Die vorgeschrieben zehntägige Isolation kann nach frühestens fünf Tagen beendet werden.

Einen wesentlichen Unterschied – und das Ende der strengen Quarantäneregeln – erhofft man sich in ganz Europa vom geplanten europäischen Impfnachweis. Ähnlich wie in Israel will die EU-Kommission einen „digitalen grünen Pass“ einführen, der CoV-Impfungen, Covid-19-Erkrankungen und negative Tests belegen soll und mit dem die Reisebeschränkungen zumindest in der EU deutlich reduziert werden könnten. Der Zeitplan ist durchaus ambitioniert: Am 17. März soll das Projekt präsentiert werden, innerhalb von drei Monaten will man die technischen Fragen geklärt haben und eine fälschungssichere Umsetzung ermöglichen.

Einige Länder setzen schon jetzt auf Impfbescheinigungen: Wer nachweislich vollständig geimpft ist oder mit einem Attest belegen kann, dass er eine CoV-Infektion bereits überstanden hat, darf schon jetzt ohne Auflagen einreisen. Das gilt unter anderem auf Madeira und in Polen, Estland und Georgien.

Griechenland bereitet Öffnung ab April vor

Für den Sommerurlaub könnte sich das also knapp ausgehen, angesichts des schleppenden Impftempos in vielen Ländern, unter anderem Österreich, wackelt die Idee, nur Geimpfte ins Land zu lassen in den klassische Urlaubsländern aber. Griechenland, das etwa mit Impfvorbild Israel ein Reiseabkommen präsentiert hatte, stellte auf der ITB die Öffnungspläne für den Tourismus vor: Den Ostertourismus hat man angesichts einer aktuell heftigen Infektionswelle bereits abgeschrieben.

Mit sehr strengen Lockdown-Maßnahmen will man die hohen Neuinfektionszahlen nun in den Griff bekommen – denn schon ab April sollen Touristinnen und Touristen aus der EU wieder einreisen dürfen – ein Impfzertifikat bzw. einen negativen Test vorausgesetzt. Um den wichtigen Tourismussektor wiederzubeleben – 2019 steuerte er 20 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei –, werden Tourismusangestellte in der Impfpriorisierung vorgezogen. Premierminister Kyriakos Mitsotakis erklärte vergangene Woche, er hoffe, dass die griechische Tourismusbranche in diesem Jahr ihr Geschäft gegenüber 2020 verdoppeln kann. Dann wäre man allerdings immer noch erst bei der Hälfte des Geschäftsvolumens von 2019.

Kroatien und Spanien auf gutem Weg

In Kroatien verbessert sich die Situation deutlich – vor allem die Urlaubshalbinsel Istrien ist mit niedrigen Fallzahlen auf dem besten Weg, eine sichere Urlaubsdestination zu werden. Auch in Spanien hat sich die CoV-Lage in den letzten Wochen hingegen schon entspannt. Das Land liegt bei der 7-Tage-Inzidenz bei rund 60, die beliebten balearischen Urlaubsinseln stehen sogar noch deutlich besser da: Sie haben eine Inzidenz von gut 20, wie das Gesundheitsministerium in Madrid am Donnerstag mitteilte. Für den Sommertourismus gibt man sich zuversichtlich – die Kombination aus EU-Impfpass bzw. Tests vor der Einreise dürften einen Spanien-Urlaub im Sommer möglich machen.

Die großen Reisekonzerne wittern somit ihre Chance für zumindest den Hauch eines Ostergeschäfts – Alltours und TUI werden, so die Ansage auf der ITB, noch im März Hotels auf den Balearen öffnen und Urlaubsflüge anbieten. Davon profitieren werden vor allem deutsche Urlauberinnen und Urlauber – seit Freitag sind große Teile Spaniens nicht mehr auf der Risikoliste Deutschlands. Mit einem strikten Reiseverbot zwischen den Regionen von 26. März bis 9. April soll gleichzeitig aber jeder inländische Tourismus komplett unterbunden werden.

Küste in Portugal
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Die Reise ans Meer sollte auch im zweiten Pandemiesommer möglich sein – Flexibilität bei der Buchung ist aber von Vorteil

Italien rot-weiß

Ein Reiseverbot zwischen Regionen gibt es derzeit auch in Italien. Grund dafür sind die extrem unterschiedlichen CoV-Zahlen. Während Sardinien als quasi coronavirusfrei gilt und als einzige Zone weiß eingestuft ist, ist bald der Großteil des Landes wieder in der roten Zone mit einer 7-Tage-Inzidenz von über 250. Ungeachtet der Fallzahlen wird ganz Italien über die Osterferien in den Lockdown geschickt.