Polen plant wieder Schlägerungen im Bialowieza-Urwald

Drei Jahre ist es her, dass der Europäische Gerichtshof (EuGH) entschieden hat, dass Polen mit Schlägerungen im Urwald von Bialowieza gegen EU-Recht verstoßen hatte. Polen stellte daraufhin die 2016 begonnen Schlägerungen ein. Nun will die polnische Regierung aber wieder mit dem Fällen beginnen. Das polnische Klima- und Umweltministerium unterzeichnete gestern neue Quoten für zwei der drei Forstbezirke in dem Naturraum.

Der Wald an der polnisch-weißrussischen Grenze gilt als eines der letzten Urwaldgebiete Europas. Der Naturraum erstreckt sich von Polen weit nach Weißrussland und ist auch als UNESCO-Weltnaturerbe anerkannt. Zudem ist ein Teil davon auf polnischer Seite als Natura-2000-Gebiet nach EU-Recht besonders geschützt.

Entsprechend groß war die Empörung, als die polnische Regierung vor fünf Jahren erlaubte, in dem Urwald fast dreimal so viel Holz einzuschlagen wie zuvor. Gerechtfertigt wurden die erhöhten Quoten mit der Ausbreitung des Borkenkäfers. Ähnlich argumentierte die Regierung auch nun. Die Abholzung sei notwendig, um Wege zu räumen und Bäume vor einem Befall mit dem Borkenkäfer zu schützen, so die offizielle Begründung.

Kommission droht mit Sanktionen

Bereits im Februar hatte die EU-Kommission Polen mit finanziellen Sanktionen gedroht, falls das Land dem EuGH-Urteil nicht nachkommt. Die Kommission kritisierte auch, dass Polen den 2016 erlassenen Anhang des Waldbewirtschaftungsplans für den Forstbezirk Bialowieza bisher nicht aufgehoben und durch entsprechende Schutzmaßnahmen ersetzt habe.

Laut dem stellvertretenden polnischen Klimaminister Edward Siarka würden die neuen Abholzungspläne nicht gegen das Gerichtsurteil verstoßen. Die Kommission habe die vorgeschlagene Quote nur in einem der drei Forstbezirke beanstandet. Dieser sei von den neuen Plänen ausgenommen. In den beiden anderen Forstbezirken würde erst mit dem Fällen begonnen, wenn die Brutzeit für Wildvögel zu Ende sei. Und es würden keine Schlägerungen in jenen Waldteilen stattfinden, die älter als 100 Jahre sind.

Die Naturschutzorganisation Wild Poland Foundation sprach dennoch von einem „Schlag ins Gesicht“. Die NGO ClientEarth zweifelte überdies daran, dass ältere Bäume tatsächlich verschont blieben. Dafür seien die Pläne zu schlecht vorbereitet, hieß es.