Blick auf Bregenz
ORF.at/Zita Klimek
Lockerungen

Vorarlberg als „Erkenntnisregion“

Vorarlberg hat sich am Dienstag mit dem Bund darauf geeinigt, dass am 15. März die Gastronomie wieder aufsperren darf. Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) begrüßte am Mittwoch nach dem Ministerrat die Rolle des Bundeslands als Testgebiet für eine Lockerung der Coronavirus-Regeln – er sieht eine „Erkenntnisregion für ganz Österreich“.

Voraussetzung für den Besuch der Gastronomie in Vorarlberg ist ein negativer Antigen-Test aus einer Teststraße. Zudem sind ab Montag wieder Veranstaltungen mit bis zu 100 Personen zugelassen. Als Zutrittsbescheinigungen hierfür sind Selbsttests in digitaler Form gültig. Zu den Forderungen der Gastronomie nach längeren Öffnungszeiten und Selbsttests als Eintritt in die Gasthäuser meinte Kogler, er verstehe die Argumentation, aber man schaue derzeit, was wie funktioniert.

Auch Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) steht zum Kompromiss, in einem ersten Schritt bei Veranstaltungen zu prüfen, wie es mit den Selbsttests in der Umsetzung funktioniere. Wünschenswert sei es, diese später auf andere Bereiche auszuweiten: „Wir werden viel von den Öffnungen in Vorarlberg lernen.“

Vizekanzler Werner Kogler
APA/Hans Punz
Kogler erhofft sich Erkenntnisse für ganz Österreich

Katharina Reich, Chief Medical Officer im Gesundheitsministerium, bezeichnete im Ö1-Mittagsjournal Vorarlberg als „Modellregion“. Man habe das Glück, dass man dort jene Sicherheitskonzepte, die man in der Lade habe, in diesem speziellen Bereich gut und sicher anwenden könne. Man könne von Vorarlberg dann Rückschlüsse auf ganz Österreich ziehen für die „so begehrten Möglichkeiten der Veranstaltungen, der Gastronomie, des Sports und der Kleinveranstaltungen“.

FPÖ sieht „Murks der Sonderklasse“

Auf scharfe Kritik stießen die Öffnungsschritte hingegen bei der FPÖ: Klubchef Herbert Kickl ortete am Mittwoch wegen der Testpflicht einen „Murks der Sonderklasse“ und einen „Schildbürgerstreich“. Es handle sich um die weitere „Etablierung eines Bestrafungs- und Überwachungssystems“, so Kickl. „Um am öffentlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben teilzunehmen, brauchen die Bürger bald ein mehr als 100 Seiten starkes Handbuch“, so Kickl. „Warum einfach, wenn es kompliziert auch geht.“

Ambivalente Beurteilung in Vorarlberg

In Vorarlberg selbst zeigte man sich grundsätzlich erfreut, dass überhaupt Öffnungsschritte gegangen werden. Auf teils scharfe Kritik stießen aber die Rahmenbedingungen. „Dem überwiegenden Teil der Rückmeldungen zufolge geht sich eine Öffnung für viele wirtschaftlich nicht aus“, sagte Mike Pansi, Fachgruppenobmann der Gastronomie.

Da eine Betriebsöffnung ein, zwei Wochen Vorlaufzeit brauche, sei auch nicht mit einer großen Öffnungswelle am 15. März zu rechnen. Nun beginne für jedes einzelne Unternehmen das Rechnen, ob eine Öffnung betriebswirtschaftlich überhaupt möglich und sinnvoll ist. Sein Telefon jedenfalls läute Sturm.

Die Branche übernehme eine große Verantwortung, die Betriebe hätten jedoch in den vergangenen Monaten sehr viel in umfassende Sicherheits- und Präventionskonzepte investiert, sagte Pansi. Zu bedauern sei, dass verschiedene Anliegen der Branche nicht berücksichtigt worden seien. Die Gültigkeit von Selbsttests für den Zutritt wäre laut Pansi „organisatorisch und wirtschaftlich wichtig“ gewesen. Im Kultur- und Sportbereich genügen Selbsttests.

Auch Theater und Kino wollen öffnen

Trotz der Unmöglichkeit von Abendveranstaltungen und einer auf 100 beschränkten Besucherzahl freuen sich die Vorarlberger Theatermacher über die neue Perspektive. Das Landestheater und auch das Bregenzer Theater Kosmos wollen noch im März mit Aufführungen an den Wochenenden beginnen, auch die Kinos bereiten sich auf die Öffnung vor – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at. Sowohl für Pansi als auch für die Kulturveranstalter ist aber klar, dass es weitere Öffnungsschritte geben müsse – gemeinsam hofften sie auf Nachschärfungen bis Ostern.

Auch im Landtag wurden die Öffnungsschritte kontrovers diskutiert. Während Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) sagte, dass man „verantwortungsvoll und mutig“ vorangehen wolle, fanden die Oppositionsparteien zahlreiche Kritikpunkte. Für die Gastronomie wurden etwa die kurze Vorlaufzeit und überhaupt der Umstand einer Testpflicht bemängelt. Auf Missfallen stieß auch die Ausgangsbeschränkung – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.