Hygiene Austria: Ermittlungen auch zu Mund-Nasenschutz-Masken

Die Affäre um die Umetikettierung von Masken bei Hygiene Austria könnte sich ausweiten. Die Ermittlungsbehörden gehen derzeit auch der Frage nach, ob der Teileigentümer Palmers oder die Hygiene Austria nicht nur chinesische FFP2-Masken, sondern davor auch Mund-Nasen-Schutz (MNS) als „made in Austria“ verkauft haben.

Laut Informationen, die Ö1 zugespielt wurden, dürfte Palmers im Oktober 20 Millionen MNS aus China erhalten haben. Damals habe es auch eine Rechnung an eine Liechtensteiner Firma gegeben. Palmers-Chef Tino Wieser bestritt derartige Vorwürfe allerdings zuvor.

Zwei Lieferungen mit elf und neun Millionen MNS sollen im Oktober an die Palmers Textil AG geliefert worden sein, wie die Unterlagen nahelegen. Unter Berufung auf einen Informanten hatte der „Kurier“ schon Details darüber berichtet. Die Ware habe sich deshalb gut zum Umpacken geeignet, weil die chinesischen Beipackzettel nicht eingeschweißt gewesen seien, sondern nur beigelegt.

Wieser dementiert

Wieser hatte vor zwei Tagen auf die Frage, ob er MNS aus China geliefert bekommen habe, gesagt: „Nein, das entspricht nicht den Tatsachen.“ Hygiene Austria habe niemals MNS zugekauft, so Wieser damals.

Entscheidend aus Konsumentensicht wäre nun, ob die 20 Millionen Masken dann in Österreich als „made in Austria“ verkauft oder aber ins Ausland geliefert wurden. Den Lieferfirmen der Masken war im Oktober die Ukraine als Zielland genannt worden. Wieser war gestern nicht für eine neuerliche Stellungnahme für Ö1 erreichbar.

Lenzing sieht Imageschaden

Indes meldete sich auch erneut das Unternehmen Lenzing zu Wort, das neben Palmers hinter dem Joint Venture Hygiene Austria steht. Der Faserhersteller sah in dem Maskenskandal ein „gewaltiges Imageproblem“ und will wesentlich zur Aufarbeitung beitragen. „Das Bild, das sich in den letzten Tagen in Sachen Hygiene Austria gezeigt hat, empfinde ich zutiefst verstörend“, sagte Lenzing-Chef Stefan Doboczky. „Dieses Bild muss korrigiert werden.“ Über die Vorgänge bei dem Maskenhersteller sei der Manager nicht im Bilde gewesen.

„In der Umsetzung sind bei der Hygiene Austria anscheinend echte Fehler passiert“, sagte Doboczky. Unabhängig vom Herkunftsort würden die Masken aber dem FFP2-Standard entsprechen. Der Faserhersteller, der bisher keine Gewinnausschüttung von Hygiene Austria erhalten habe, übergibt nun die Firmenanteile an einen Treuhänder.