Mehrheit will Homeoffice weiternutzen

Die Coronavirus-Pandemie hat 1,5 Millionen Menschen in Österreich praktisch über Nacht ins Homeoffice wechseln lassen, zwei Drittel davon zum ersten Mal – und das mit 90 Prozent Zustimmung zur Zufriedenheit sehr vieler. Die Mehrheit will auch künftig von zu Hause arbeiten, zeigt eine OGM-Studie im Auftrag des Arbeitsministeriums.

Die Mehrheit will ein, zwei Tage zu Hause arbeiten, so die Studie, wobei die Arbeiternehmer und Arbeitnehmerinnen tendentiell mehr Homeoffice wollen als die Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen, von denen 30 Prozent künftig ganz darauf verzichten würden. Zwölf Prozent der Arbeitnehmer könnten sich den völligen Umstieg ins Homeoffice vorstellen, während dieses Modell bei den Arbeitgebern durchfällt.

„Es gibt eine relativ hohe Übereinstimmung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern bei der Bewertung von Homeoffice“, so ÖVP-Arbeitsminister Martin Kocher bei der Vorstellung der Studie. Rund sechs von zehn Befragten sowohl unter den Arbeitnehmern als auch unter den Arbeitgebern gehen davon aus, dass beide Seiten profitiert haben.

Mehr Produktivität, weniger Sozialkontakte

Kocher verwies darauf, dass mehrheitlich eine Verbesserung der Arbeitsleistung und Produktivität erlebt wurde. Auch die Organisation der Arbeit wurde von den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen mehrheitlich positiv bewertet. Problematisch bzw. negativ wurden Themen wie Teamwork, Arbeitsklima, Zusammengehörigkeitsgefühl und ganz besonders der Sozialkontakt bewertet.

Rund sechs von zehn Arbeitnehmern sehen durch Homeoffice eine Verbesserung bei Freizeit, Haushaltsarbeit und ganz allgemein der Lebensqualität, 15 Prozent eine Verschlechterung. Auch auf die Gesundheit werden häufiger positive als negative Auswirkungen wahrgenommen. Selbst bei der Kindererziehung gibt es mehr positive als negative Rückmeldungen.

Vieles noch offen

Dennoch sei vieles noch offen und müsse sich entwickeln, schränkte Kocher ein. So dürfe man nicht daraus ableiten, dass Frauen künftig gleichzeitig von daheim arbeiten und mehr Betreuung oder Pflege leisten könnten. Der Minister wies darauf hin, dass grundsätzlich die im Büro gültigen gesetzlichen Regeln auch im Homeoffice in Kraft sind, etwa für Pausen und Arbeitszeiten. Ob es Änderungen in den Kollektivverträgen geben muss, müsse von den Sozialpartnern diskutiert werden.

Dazu gehöre auch die Frage nach einer flexibleren Arbeitszeit. Laut Studie fanden über 60 Prozent der Arbeitnehmer im Homeoffice abweichende Arbeitszeiten „voll und ganz“ akzeptabel, weitere 26 Prozent „eher akzeptabel“.

Wenig überraschend fanden auch die Arbeitgeber abweichende Arbeitszeiten zu über 90 Prozent in Ordnung. Deutliche Unterschiede gab es allerdings bei der Vorstellung über die Bezahlung von Arbeit außerhalb der üblichen Bürozeiten wie etwa am Wochenende.