Der Epidemiologe Herwig Kollaritsch
APA/Roland Schlager
Experte

Kein Zusammenhang mit Thrombosen

Mehrere Todesfälle werden mit dem Impfstoff AstraZeneca in Verbindung gebracht. Doch es bestehe kein kausaler Zusammenhang zwischen Gerinnungsstörungen und der Impfung von AstraZeneca, hieß es am Freitag bei einer Pressekonferenz der Initiative „Österreich impft“ in Wien.

„In England sind zehn Millionen Menschen mit AstraZeneca geimpft, im Rest Europas fünf Millionen. Es hätte schon sehr auffallen müssen, wenn es einen Zusammenhang gibt“, sagte Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres.

Herwig Kollaritsch, Epidemiologe und Mitglied des Nationalen Impfgremiums, erläuterte in diesem Zusammenhang die Hintergrundinzidenz in der Altersgruppe der 20- bis 64-Jährigen. Rund 130.000 Menschen wurden in Österreich bisher mit AstraZeneca geimpft. Vergleicht man diese Gruppe mit 130.000 Menschen, die noch nicht geimpft wurden, hätten unter diesen laut Statistik 3,7 Personen ein thromboembolisches Ereignis erlitten, sagte Kollaritsch.

Rufe nach genauen Untersuchungen

„Das kommt auch in der normalen, ungeimpften Bevölkerung vor, wir sind nicht über der Hintergrundinzidenz“, sagte der Experte. In ganz Europa mit fünf Millionen Geimpften habe es bisher derartige Ereignisse nur bei 30 Personen gegeben. „Auch die Berechnung der Mortalität liefert keinen Hinweis darauf, dass es bei Geimpften häufiger auftritt“, sagte der Mediziner.

Fachleute für genaue Untersuchungen

Sowohl Kollaritsch als auch Szekeres sprachen sich aber für genaue Untersuchungen der Vorfälle aus. Zu hundert Prozent ausgeschlossen werden könne ein Zusammenhang nicht. Tatsache sei aber, „wenn wir in Österreich die Impfung mit AstraZeneca aussetzen, hätten wir eine größere Lücke und könnten über längere Zeiträume nicht impfen“, sagte Kollaritsch.

Damit würde man „eine hohe Infektionszahl und Todesfälle bewusst in Kauf nehmen“, warnte der Epidemiologe. Es müsse immer eine Nutzen-Risiko-Abwägung gemacht werden, die in dem Fall deutlich für AstraZeneca spreche.