Ein Polizist hält in London während der Mahnwache für die ermordete Sarah Everard eine Frau fest
Reuters/Hannah Mckay
Hartes Durchgreifen

Londoner Polizei nach Mahnwache in der Kritik

Der Mord an einer jungen Frau in London wird zum Politikum: Bei einer nicht genehmigten Mahnwache für Sarah E., die mutmaßlich durch einen Elitepolizisten ums Leben kam, wurde am Samstag hart durchgegriffen. Dafür kassierte die Polizei scharfe Kritik auch aus der Politik. Der Protest gegen Gewalt an Frauen gewinnt dadurch an Dynamik.

Der Mord an Sarah E. löste inzwischen einen nationalen Aufschrei aus. In den Sozialen Netzwerken und in den britischen Medien berichteten Tausende Frauen von Erfahrungen mit Gewalt und Bedrohungen im Alltag. „Wir alle sind Sarah“ und „Sie war nur auf dem Weg nach Hause“ stand auch auf Bannern und Schildern bei der Mahnwache Samstagabend in Clapham. Hunderte Menschen waren trotz Verbots in dem Londoner Stadtteil zusammengekommen, um der Ermordeten zu gedenken. Die Demonstrierenden sagten, sie wollten Bewusstsein schaffen für das Thema, mit dem zahllose Frauen täglich konfrontiert seien.

Zunächst hatte die Mahnwache ruhig begonnen. Am Samstagnachmittag waren Hunderte gekommen, trauerten und legten Blumen nieder. Auch Herzogin Kate kam, um zu kondolieren. Später versuchte die Polizei die Versammlung aufzulösen, sie war wegen der CoV-Einschränkungen untersagt worden.

Bürgermeister: „Nicht verhältnismäßig“

Als die Polizeikräfte ankamen, wurden sie teils ausgebuht und beschimpft. Die Beamten griffen hart durch und legten mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Mahnwache in Handschellen. Laut BBC kam es am Abend zudem zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und Teilnehmern und Teilnehmerinnen der Mahnwache in London. Zahlreiche Politikerinnen und Politiker kritisierten in der Folge das harte Vorgehen der Polizei.

Zwei Frauen stehen Arm in Arm vor einem Blumenmeer in Gedenken an die ermordete Sarah Everard
APA/AFP/Justin Tallis
Die Mahnwache hatte ruhig begonnen. Zahllose Menschen legten Blumen nieder

Londons Bürgermeister Sadiq Khan verurteilte die Aktion. „Die Polizei hat die Verantwortung, die Covid-Regeln durchzusetzen, aber anhand der Bilder, die ich gesehen habe, ist klar, dass die Reaktion zuweilen weder angemessen noch verhältnismäßig war“, so Khan auf Twitter. Innenministerin Priti Patel twitterte, sie habe einen vollständigen Bericht der Metropolitan Police (MET) angewiesen.

Der Fraktionsvorsitzende der Liberaldemokraten im britischen Parlament, Ed Davey, forderte die Londoner Polizeichefin Cressida Dick zum Rücktritt auf. Die Szenen des Polizeieinsatzes seien eine Schande für die Metropolitan Police, so Davey auf Twitter.

„Schwierige Entscheidung“

Die MET hatte zuvor selbst Schrecken und Bedauern darüber ausgedrückt, dass der Verdächtige im Fall Sarah E. aus den Reihen der Polizei stammt. Der Polizist Wayne C. war am Samstag erstmals vor Gericht erschienen. Nach der Anklageverlesung kam er in Untersuchungshaft. C. war 2018 Polizist geworden, seit Kurzem war er Teil einer Eliteeinheit zum Schutz von Botschaften und des Parlaments.

Elitepolizist unter Mordverdacht

In Großbritannien wurde ein Elitepolizist wegen Mordverdachts festgenommen. Er soll eine 33-jährige Frau entführt und ermordet haben. Der Fall erschüttert das Land – und hat neuerlich eine Debatte über die Sicherheit von Frauen ausgelöst.

„Die Beamten waren mit einer sehr schwierigen Entscheidung konfrontiert“, rechtfertigte eine Scotland-Yard-Sprecherin den Einsatz später, bei dem es vier Festnahmen gegeben hatte. Die Menschen seien am Abend eng zusammengestanden, dabei sei das Risiko von Übertragungen des Coronavirus sehr hoch gewesen.

Erster Gerichtstermin

Die 33-jährige Sarah E. war rund eine Woche lang spurlos verschwunden. Nach dem Fund von Leichenteilen in einem Waldstück in der Grafschaft Kent im Südosten Englands hatte die britische Polizei am Freitag bestätigt, dass es sich um die Vermisste handelte. Sie hatte am Abend des 3. März die Wohnung einer Freundin in Clapham verlassen und war nie bei sich zu Hause angekommen. Tagelang bat die Polizei die Öffentlichkeit um Hinweise in dem Fall. Später erhärtete sich der Verdacht gegen den Polizisten C.