Myanmar: Kriegsrecht in Teilen Yangons verhängt

Die Junta in Myanmar hat gestern nach neuen Protesten das Kriegsrecht in zwei Stadtteilen von Yangon verhängt. Der Kommandeur in der Region Yangon erhalte entsprechende Vollmachten, um „effizienter die Sicherheit aufrechtzuerhalten sowie Rechtsstaatlichkeit und Ruhe zu gewährleisten“, sagte ein Nachrichtensprecher im Staatsfernsehen.

Bei Einsätzen der Sicherheitskräfte gegen Demonstranten waren in den beiden Stadtteilen der Wirtschaftsmetropole gestern mindestens 15 Menschen getötet worden. Organisationen gehen davon aus, dass im Verlauf des Wochenendes mindestens 38 Menschen von den Sicherheitskräften getötet wurden. Das ging aus Augenzeugen- und Medienberichten hervor.

Nächtliche Proteste in Myanmar mit Fackeln
Reuters

Das Staatsfernsehen in Myanmar berichtete zudem vom Tod eines Polizisten in einer anderen Stadt. China zeigte sich alarmiert darüber, dass es in dem Bezirk zur Plünderung und Zerstörung chinesischer Fabriken gekommen sei. Es habe dabei Verletzte gegeben.

Amnesty International (AI) verurteilte zudem die zunehmenden Repressionsmaßnahmen gegen Medienleute scharf. Der polnische Reporter Robert Bociaga war am Donnerstag Medienberichten zufolge in Taunggyi von Einsatzkräften festgenommen worden. Der 30-Jährige soll dabei auch geschlagen worden sein. Sein Aufenthaltsort ist unbekannt. Die deutsche Botschaft forderte umgehenden Zugang.

Abgesetzte Zivilregierung ruft zum Durchhalten auf

Der geschäftsführende Chef der vom Militär abgesetzten Zivilregierung rief in seiner ersten öffentlichen Rede alle Bevölkerungsteile zur Fortsetzung der Proteste auf. „Diese Revolution ist die Chance für uns, unsere Anstrengungen zu vereinen“, sagte Mahn Win Khaing Than in einer auf Facebook verbreiteten Rede.

Er war als führende Mitglied der früheren Regierungspartei Nationale Liga für Demokratie (NLD) an die Stelle der nach dem Militärputsch verhafteten Regierungschefin Aung San Suu Kyi getreten.

In Myanmar hatte sich das Militär am 1. Februar an die Macht geputscht und die bisherige faktische Regierungschefin Suu Kyi entmachtet sowie festgesetzt. Seitdem gibt es immer wieder Massenproteste. Polizei und Armee agieren zunehmend mit Gewalt. Nach Angaben der Menschenrechtsgruppe Assistance Association for Political Prisoners wurden bei den Protesten schon mehr als 80 Menschen getötet und über 2.100 festgenommen.