Dänemark sequenziert jede positive Probe auf Mutationen

Dänemark sequenziert derzeit faktisch jede positive SARS-CoV-2-Probe auf Mutationen. Die britische B.1.1.7-Variante des Virus ist dominant und führt zu 60 Prozent mehr Spitalsaufnahmen wegen Covid-19. Das erklärte heute Kare Molbak vom dänischen Statens-Serum-Institut bei einer Onlineveranstaltung der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES).

„Wir haben eine Studie durchgeführt und sehen eine erhöhte Übertragungsrate bei der B.1.1.7-Variante. Wir sehen auch eine um den Faktor 1,6 erhöhte Hospitalisierungsrate. Das erzeugt die Befürchtung, dass das Spitalswesen selbst bei einer gleich bleibenden Zahl von Infektionen unter größere Belastung gerät“, sagte Molbak.

Insgesamt sei Dänemark von der zweiten Erkrankungswelle Ende 2020 weniger stark betroffen gewesen als Italien und Österreich. In dem skandinavischen Land wurde an einzelnen Tagen ein Spitzenwert von rund 4.000 positiven SARS-CoV-2-Tests registriert.

Die Testrate ist laut Molbak sehr hoch. „Wir führen pro Woche rund eine Million PCR-Tests durch. Faktisch jede positive Probe wird auch sequenziert“, sagte der Experte. B.1.1.7 sei bereits für die allermeisten Infektionen verantwortlich und dominant.

Doppelte Testfrequenz bedeutet 62 Prozent mehr Fälle

Interessant sind Kalkulationen, die man zum Zusammenhang zwischen der Steigerung der CoV-Testfrequenz und der real vorliegenden epidemiologischen Entwicklung rund um Covid-19 in Dänemark angestellt hat. Eine Verdoppelung der Zahl der Tests führe zum Bekanntwerden von 62 Prozent mehr Covid-19-Fällen.

Die Korrelation zwischen der Anzahl der durchgeführten Untersuchungen und der Epidemiologie liege beim Faktor 0,7. Somit ist bei einer Erhöhung der Testfrequenz und einer damit „automatisch“ höheren Zahl von dokumentierten Infektionen nicht automatisch von einer strikt parallel laufenden Entwicklung der Infektionen auszugehen.

Keulen von 17 Millionen Nerzen beendete Tier-Mensch-Übertragung

Erfolgreich war man in Dänemark bei der Beseitigung eines dort potenziell enorm wichtigen Übertragungsweges von CoV von Tieren auf den Menschen über die in dem Land ehemals prosperierenden Nerzfarmen. Der Experte: „Die in den Farmen gezüchteten amerikanischen Nerze sind offenbar der perfekte Wirtsorganismus für CoV. 290 Nerzfarmen waren von den Ausbrüchen betroffen. 25 bis 50 Prozent der dort Beschäftigen infizierten sich.“

Von Juni bis September 2020 versuchte man in Dänemark, den Ausbruch in den Pelztierzuchtbetrieben durch strikte Kontrollen und örtliche bzw. regionale Maßnahmen einzudämmen. Das schlug fehl. „Drei Millionen Nerze wurden infiziert. Im November wurde der Entschluss gefasst, alle 17 Millionen Tiere zu keulen“, sagte Molbak. Damit wurde dieser Übertragungsweg völlig gestoppt. Aus Dänemark waren vor der Pandemie 40 Prozent der Nerzfelle des Weltmarktes gekommen.