„Soberana 2“
AP/Ramon Espinosa
Mehrere laufende Projekte

Kubas erster CoV-Impfstoff in letzter Testphase

Kuba setzt im Kampf gegen das Coronavirus als einziges Land Lateinamerikas auf die Entwicklung eigener Impfstoffe. Von gleich vier laufenden Impfstoffprojekten ist das auf den Namen „Soberana 02“ (Souveranität) getaufte Vakzin der aussichtsreichste Kandidat für eine baldige Zulassung. Abhängig ist diese noch vom Ausgang der nun angelaufenen dritten und somit letzten Testphase.

„Der Impfstoff beweist weiterhin seine hohe Sicherheit“, teilte das zuständige staatliche biopharmazeutischen Unternehmen BioCubaFarma nach der Verabreichung der ersten rund 4.480 Impfdosen via Twitter mit: Nach und nach werde die Anzahl der Impfstellen pro Gemeinde erhöht.

Insgesamt sollen in der dritten Testphase in Kuba innerhalb von rund drei Monaten nun 150.000 Menschen im Alter von 19 bis 80 Jahren geimpft werden. Der kommunistische Inselstaat setzt in der letzten Testphase zudem auf eine enge Kooperation mit dem Iran. Nach Angaben von BioCubaFarma wurden 100.000 Dosen von „Soberana 02“ an das iranische Pasteur-Institut geschickt, um „die klinischen Studien des Impfstoffkandidaten ‚Soberana 02‘ abzuschließen“.

Impfstoffe auch für Export und Tourismus

Erklärtes Ziel der laufenden Impfstoffprojekte ist nach Angaben der kubanischen Regierung die schnellstmögliche Durchimpfung der eigenen, rund 11,3 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Bevölkerung. Kuba will die selbst entwickelten Vakzine aber auch Touristinnen und Touristen zur Verfügung stellen – und nicht zuletzt seine CoV-Impfstoffe en gros exportieren.

Deutsche Touristen am Strand von Varadero (Kuba) im November 2020
Reuters/Alexandre Meneghini
Kuba will mit seinem Impfstoff auch den Tourismus wieder ankurbeln

Medienberichten zufolge habe Kubas Gesundheitsminister Jose Angel Portal erst am Freitag etwa mit dem vietnamesischen Botschafter in Kuba, Nguyen Trung Thanh, die weitere Vorgangsweise abgeklärt. Neben Vietnam haben Jamaika, Venezuela, Pakistan und Indien schon offiziell ihr Interesse bekundet, „Soberana 02“ zu kaufen, sobald die Teststudien der dritten Phase abgeschlossen sind.

Großes Interesse am kubanischen Impfstoff gibt es laut „Business Insider“ auch vonseiten der Afrikanischen Union. Umfangreiche Bestellungen kann Kuba nicht zuletzt von jenen lateinamerikanischen Ländern erwarten, die bereits in der Vergangenheit immer wieder dort entwickelte Impfstoffe, etwa gegen Gelbfieber und Tetanus, orderten.

Kubanische Ärzte in Lombardei

Der Export von medizinischen Dienstleistungen, Medikamenten und eben auch Impfstoffen sei neben dem Tourismus und Überweisungen von im Ausland und vor allem in den USA lebenden Familienangehörigen eine der größten Deviseneinnahmequellen des Landes, heißt es dazu im „Journal für Internationale Politik und Gesellschaft“ („IPG“). Kubas Know-how ist nicht nur in Ländern des globalen Südens gefragt. So waren kubanische Ärzte, die im Rahmen der „Henry Reeve Brigade“ in weltweite Krisengebiete entsandt wurden, im Vorjahr unter anderem auch in Italien – konkret in der besonders stark von der Coronavirus-Pandemie getroffenen Region Lombardei im Einsatz.

Produktion von zweitem Impfstoff angelaufen

Abseits von „Soberana 02“ arbeiten kubanische Wissenschaftler mit „Soberana 01“, „Mambisa“ und „Abdala“ an gleich drei weiteren CoV-Impfstoffprojekten. Von „Abdala“ ist zuletzt auch die industrielle Produktion angelaufen. Die produzierten Dosen sollen nach Angaben der Nachrichtenplattform America21 für die anstehende Phase-III-Studie verwendet werden.

Das für die „Soberana“-Impfstoffe federführende Finlay-Institut kündigte indes auch einen baldigen Start der letzten Testphase für „Soberana 01“ an. Im internationalen Fokus steht zunächst aber der Impfstoff „Soberana 02“ bzw. dessen bis Juli erwartete Zulassung.

Der proteinbasierte Impfstoff wird laut „IPG“ in drei Dosen mit jeweils zwei Wochen Abstand verabreicht werden. Aussagekräftige Daten zur Effektivität werden nach Beendigung der laufenden dritten Testphase erwartet – „Soberana 02“ werde aber immer wieder "mit dem Impfstoffkandidaten des US-amerikanischen Herstellers Novax verglichen, einem proteinbasierten Totimpfstoff, der ein gentechnisch hergestelltes Virusantigen enthält, das laut Studien eine Wirksamkeit von fast 90 Prozent erreicht haben soll und auch gegen Mutationen wirkt“.

Wissenschaftler entwickeln den Impfstoff „Abdala“ in einem Labor in Havanna (Kuba)
AP/Ramon Espinosa
Kuba setzt bei der Impfstoffentwicklung auf langjährige Erfahrung

Hoffen auf Lockerung von Sanktionen

Nach den Worten von BioCubaFarma-Präsident Eduardo Martinez seien die kubanischen Impfstoffe „auf einem guten Weg“. Noch im April wolle man die erste Million Dosen „Soberana 02“ ausliefern – bis Ende des Jahres sollen es dann 100 Millionen Dosen sein. Abhängig ist die Umsetzbarkeit dieses Vorhabens – abseits der noch ausstehenden Zulassung – unter anderem auch von der weiteren Entwicklung der US-Kuba-Politik.

Bisher „verbieten, verteuern oder verzögern“ laut „Business Insider“ noch Sanktionen den Import von Ausrüstung und Vorprodukten. Inwieweit die unter US-Präsident Joe Biden nun allgemein erwartete Annäherung der USA an Kuba eine baldige Lockerung des jahrzehntealten und zuletzt von Ex-Präsident Donald Trump verschärften US-Handelsembargos mit sich bringt, ist noch offen.

Kubas Chefepidemiologe lobt und warnt

Francisco Alberto Duran Garcia, der als Direktor für Epidemiologie des kubanischen Gesundheitsministeriums täglich im kubanischen TV über den Pandemieverlauf informiert, zeigte sich via Twitter zuletzt „stolz“ auf das von Kuba Erreichte. Ein Jahr nach dem ersten offiziell nachgewiesenen CoV-Fall habe man große Erfolge erzielt – der Kampf gegen das Virus sei aber auch für Kuba noch nicht gewonnen.

Kubas Chefepidemiologe mahnte in diesem Zusammenhang die weitere Einhaltung der bisher gesetzten Maßnahmen ein. Kuba setzte im Kampf gegen das Coronavirus von Anfang an auf Abschottung, konsequente Nachverfolgung und Isolierung. Ansteckungen und Todesfälle sind laut „IPG“ demnach deutlich niedriger als beispielsweise in der Dominikanischen Republik.

Mit Stand Dienstag wurden in Kuba laut Gesundheitsministerium insgesamt 62.998 Infektionsfälle und 376 im Zusammenhang mit dem Coronavirus stehende Todesfälle nachgewiesen. In der rund 10,7 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Dominikanischen Republik sind es mit Wochenbeginn 246.299 und somit knapp eine Viertelmillion nachgewiesene CoV-Infektionen sowie 3.336 in diesem Zusammenhang stehende Todesfälle.