Israels Problem: Zu viele Impfdosen in kommenden Monaten

Dieses Problem hätten wohl viele Länder in Europa derzeit gern: Israel bekommt in den nächsten Monaten wohl so viele CoV-Impfdosen, dass das Land viele davon gar nicht verimpfen kann. Bis zur zweiten Durchimpfung der Bevölkerung könnten sie aber abgelaufen sein, so ein Bericht des öffentlich-rechtlichen Senders Kan.

Unter Berufung auf namentlich nicht genannte Regierungsmitarbeiter berichtete Kan, dass laut Verträgen, die letztes Jahr abgeschlossen wurden, in den nächsten Monaten zehn Millionen Impfstoffdosen geliefert werden. Ein großer Teil, so der Bericht, könnte aber wohl gar nicht verimpft werden. Israel gehört zu den Ländern, die bei der Impfung weltweit führend sind.

In dem Neun-Millionen-Land haben bereits 5,2 Millionen Menschen eine erste Dosis bekommen, knapp 4,3 Millionen von ihnen auch bereits die zweite. Damit haben nach Angaben des Gesundheitsministeriums fast 56 Prozent der Bevölkerung eine Erstimpfung und 46 Prozent eine Zweitimpfung erhalten.

Debatte über Einkaufspolitik

Ähnlich wie in Österreich und anderen Ländern – freilich unter umgekehrten Vorzeichen – gibt es auch in Israel eine Debatte über die Einkaufspolitik der Regierung. Die anonymen Regierungsmitarbeiter verwiesen darauf, dass man zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung – in Israel wurde bisher praktisch nur der Biontech-Pfizer-Impfstoff verwendet – einfach nicht wissen konnte, wann welcher Impfstoff geliefert werde. Allerdings wurde in dem Bericht auch davor gewarnt, dass derzeit weitere Ankaufverhandlungen laufen – und bei fehlender Transparenz eine Wiederholung der Fehler drohe.

Wird Impfstoff an andere Länder weitergegeben?

Laut dem TV-Bericht könnten überzählige Impfdosen nun an andere Länder weitergegeben bzw. verkauft werden. Israel hatte zuletzt mit „Impfstoff-Diplomatie“ für Aufregung und Kritik gesorgt: Es hatte angekündigt, an Länder, die Impfstoffmangel haben und die ihre Botschaft in die international nicht anerkannte Hauptstadt Jerusalem verlegt haben, Impfstoff weiterzugeben.

Und der im Wahlkampf stehende rechtskonservative Premier Benjamin Netanjahu hatte zuletzt auch Kooperationen mit europäischen Ländern, darunter Österreich, forciert. Dabei soll es aber eher um eine Kooperation bei Entwicklung und Produktion von Impfstoffen gehen.

Nächste Phase: Impfung von Jugendlichen?

So wie in Österreich besteht auch in Israel keine Impfpflicht, die gesamte Bevölkerung wird sich daher nicht impfen lassen. Zudem sind Kinder und Jugendliche derzeit ebenfalls ausgenommen. Laut einem Bericht der Zeitung „Haaretz“, wird aber derzeit überlegt, in einem nächsten Schritt zwölf- bis 16-jährige Kinder zu impfen. Die Menschen davon zu überzeugen, werde wohl schwieriger werden, so die Erwartung. Um eine Herdenimmunität zu erreichen, werde das von den Fachleuten aber als notwendig eingeschätzt, so „Haaretz“.