Bericht: London will Geflüchtete in Außengebiete schicken

Zur Abschreckung will die britische Regierung einem Zeitungsbericht zufolge Menschen zur Bearbeitung ihrer Asylanträge in Drittstaaten und externe Gebiete schicken.

Im Gespräch seien das Überseegebiet Gibraltar an der Südspitze Spaniens und die Isle of Man in der Irischen See, die als Kronbesitz formal nicht Teil des Vereinigten Königreichs ist, berichtete die „Times“ heute. Auch andere Länder wie die Türkei würden diskutiert.

Gibraltar widerspricht

Zudem sollen Menschen, die illegal aus einem sicheren Land wie Frankreich einreisen, sofort abgeschoben werden. Das Gesetz sieht auch lebenslange Haftstrafen wegen Menschenschmuggels sowie die Einrichtung von Aufnahmezentren vor.

Hilfsorganisationen kritisierten die Pläne als „unmenschlich und moralisch verwerflich“. Die Regierung von Gibraltar betonte allerdings, es gebe keine Gespräche. Das Gebiet stehe aus juridischen wie geografischen Gründen nicht zur Verfügung.

Einreise über Ärmelkanal soll gestoppt werden

Ziel der radikalen Reform sei, die illegale Einreise über den Ärmelkanal zu stoppen, schrieb das Blatt. 2020 seien 8.420 Menschen meist in kleinen Booten über die Meerenge nach Großbritannien gekommen, ein Rekord.

In diesem Jahr seien es bisher schon mehr als 800. Nach Ansicht der Regierung riskieren viele Menschen die Überfahrt, nachdem ihre Asylanträge in der EU abgelehnt wurden.

Erinnerung an Australien

Die Pläne, die Innenministerin Priti Patel bald vorstellen wolle, erinnern an die umstrittene Flüchtlingspolitik Australiens. Das Land hält Hunderte Flüchtlinge und Asylwerber in Internierungslagern auf der Pazifikinsel Nauru sowie auf der zu Papua-Neuguinea gehörenden Insel Manus fest.

Im Vorjahr soll die britische Regierung sogar erwogen haben, Menschen auf den entlegenen britischen Atlantikinseln Ascension und St. Helena unterzubringen. Diese Idee sei aber als unrealistisch abgelehnt worden, berichtete die „Times“ nun.