Nach Bidens „Mörder“-Sager: Moskau warnt vor „Kollaps“

Moskau hat vor einem „Kollaps“ seiner Beziehungen zu Washington gewarnt. „Gewisse unüberlegte Erklärungen hochrangiger US-Beamter haben die bereits übermäßig konfrontativen Beziehungen an den Rande des Zusammenbruchs gebracht“, erklärte die russische Botschaft in Washington heute. Sie bezog sich damit auf scharfe Verbalattacken des neuen US-Präsidenten Joe Biden gegen Kreml-Chef Wladimir Putin.

In einem gestern ausgestrahlten Interview mit dem Sender ABC News war Biden gefragt worden, ob er Putin für einen „Mörder“ halte. Der US-Präsident sagte daraufhin: „Das tue ich.“

Mit Blick auf mutmaßliche Versuche Russlands, Einfluss auf die US-Präsidentschaftswahl im vergangenen Jahr zu nehmen, sagte Biden, Putin werde dafür „einen Preis bezahlen“. Als Reaktion auf das Interview beorderte Russland seinen Botschafter in Washington nach Moskau zurück.

Entschuldigung der US-Regierung gefordert

Der Diplomat Anatoly Antonow werde am Samstag zu Konsultationen in die russische Hauptstadt zurückkehren, teilte die Botschaft mit. Während seines Aufenthalts solle darüber beraten werden, wie „die Beziehungen zwischen Russland und den USA, die sich in einer Krise befinden, verbessert werden können“.

Der stellvertretende Vorsitzende des russischen Oberhauses, Konstantin Kosatschew, forderte die US-Regierung zu einer Entschuldigung auf. „Solche Erklärungen sind unter allen Umständen inakzeptabel und werden unsere bilateralen Beziehungen unweigerlich stark beschädigen“, schrieb er mit Blick auf das Biden-Interview.

Der letzte Rückruf eines russischen Botschafters aus Washington liegt mehr als 20 Jahre zurück. Hintergrund der Maßnahme im Jahr 1998 war ein Bombenangriff im Irak gewesen. Im Zuge der enormen Spannungen zwischen dem Westen und Russland nach der Krim-Annexion vor sieben Jahren hatte Putin die Rückbeorderung eines Botschafters aus den USA als „letztes Mittel“ bezeichnet.