Kinder mit Smartphone
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Für unter 13-Jährige

Instagram plant Plattform für Kinder

Die Foto-App Instagram ist bei Jugendlichen äußerst beliebt, aber erst ab 13 Jahren zugelassen. Der Mutterkonzern Facebook will jedoch schon die nächste Generation an Userinnen und Usern gewinnen und plant eine Fotoplattform für Kinder unter 13. Der Verein Saferinternet.at rät zu Skepsis.

Selfies machen, Storys uploaden und Influencerinnen folgen: Die Foto-App Instagram bietet Features, die für Jugendliche oft gar nicht mehr wegzudenken sind. Nach WhatsApp und YouTube ist das Netzwerk auch in Österreich der meistgenutzte Dienst der Jugendlichen im Alter von elf bis 17 Jahren. 84 Prozent in dieser Altersstufe nutzen Instagram, wie kürzlich eine Umfrage im Auftrag des Verbandes Internet Service Providers Austria (ISPA) und von Saferinternet.at zeigte.

Nun plant Facebook, das die Foto-App 2012 für rund eine Milliarde US-Dollar (760 Mio. Euro) kaufte, eine eigene Instagram-Version für unter 13-Jährige. Das wurde laut US-Medienberichten am Donnerstag konzernintern verlautbart. Jugendarbeit sei unter den Prioritäten von Instagram, wurde die Nachricht auf BuzzFeed News zitiert. Man wolle den Datenschutz verbessern „um Teenagern ein möglichst sicheres Erlebnis zu bieten“, und eine Version von Instagram erstellen, „mit der Personen unter 13 Jahren Instagram zum ersten Mal sicher nutzen können“.

Viele Kinder verwenden Instagram

Auch wenn Instagram offiziell erst ab 13 Jahren zugelassen ist, haben viele Jüngere bereits einen Account oder Zugriff über die Smartphones im Freundeskreis – auch ohne das Wissen der Eltern, so Matthias Jax, Projektleiter von Saferinternet.at. Das Interesse der Kinder an den Accounts für die großen Plattformen der Erwachsenen sei größer als an den speziell für sie entwickelten. Dort könne man eben auf der herkömmlichen Instagram-Plattform den für Jugendlichen so wichtigen Influencerinnen und Influencern folgen. Das werde wohl auch auf einer eigenen Kinderplattform eingeschränkt möglich sein, aber vermutlich nicht in dem Umfang wie gewohnt, so Jax zu ORF.at.

Es sei ein gutes Signal, dass sich die großen Plattformen mit dem Thema Daten- und Jugendschutz beschäftigen. Doch Eltern fühlten sich mitunter sicher, wenn die Kinder in den eigenen Netzwerken surfen – „aber in der Regel wissen wir, dass auch Inhalte durchrutschen, die dort nichts verloren haben“, so Jax. Auch würden Mechanismen wie Pop-up-Fenster dazu verleiten, dann doch auf die herkömmlichen Netzwerke zu wechseln.

Wichtig sei für Eltern, sich gemeinsam mit den Kindern den Account anzusehen, sich erklären zu lassen, welches Interesse die Kinder an dem Netzwerk haben, und auch gemeinsam die Privatsphäre-Einstellungen durchzugehen. „Eines der wichtigsten Dinge ist auch das Reflektieren – etwa fragen: ‚Wieso findet du diesen Influencer gut?‘ Und man muss darauf hinweisen, dass es Regeln gibt, etwa keine zu privaten Bilder zu posten, auch wenn der bewunderte Star das Gegenteil tut“, so Jax.

Verschärfter Jugendschutz

Erst am Dienstag hatte Instagram angekündigt, seine Jugendschutzmaßnahmen zu verschärfen. So will man künftig mehr Anstrengungen investieren, um zu erkennen, wenn sich entgegen den Regeln Kinder unter 13 anmelden. Zum Schutz vor ungewollten Kontaktanfragen werden Erwachsene zudem daran gehindert, Nutzer im Alter unter 18 per Direktnachricht anzuschreiben, wenn diese ihnen nicht schon folgen. Außerdem will Instagram Jugendliche bei der Anmeldung dazu bewegen, ihre Accounts privat zu lassen. Das heißt, dass Inhalte nur für andere Nutzer sichtbar sind, die man bestätigt hat. Dass Instagram schon an einer eigenen App für Kinder arbeitet, wurde da noch nicht erwähnt.

Kind mit Smartphone
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Im Netz warten Spaß und Zeitvertreib auf Kinder – aber auch Gefahren

„Immer mehr Kinder fragen ihre Eltern, ob sie Apps beitreten können, die ihnen helfen, mit ihren Freunden in Kontakt zu bleiben“, so Facebook-Sprecher Joe Osborne dann am Freitag gegenüber dem britischen „Guardian“. „Im Moment gibt es nicht viele Optionen für Eltern. Deshalb arbeiten wir daran, zusätzliche Produkte zu entwickeln, die für Kinder geeignet sind und von den Eltern verwaltet werden – so wie wir es bei Messenger Kids getan haben.“

Auch Messenger Kids ist eine eigene App-Version für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren und enthält eine Reihe von Kontrollmechanismen für Eltern. Sie können den Account für Kinder anlegen und verwalten und auch das Hinzufügen von Freunden überwachen. Die Daten würden nicht für Werbung ausgewertet, so Facebook. Doch auch in den besser geschützten Kinder-Apps rutschen mitunter ungeeignete Inhalte durch. Messenger Kids stand etwa in der Kritik, nachdem ein Vorfall bekanntgeworden war, bei dem Kinder mit Kontakten chatten konnten, die die Eltern zuvor nicht genehmigt hatten.

Soziale Kontakte als Geschäft

Nach dem Start von Messenger Kids in den USA richtete eine Gruppe von rund 100 Aktivistinnen und Aktivisten im Rahmen einer „Kampagne für eine werbefreie Kindheit“ (CCFC) einen offenen Brief an Facebook-Chef Mark Zuckerberg, die App wieder einzustellen. Es sei wissenschaftlich evident, dass die „exzessive Nutzung von digitalen Geräte und Sozialen Netzwerken Kindern und Teenager Schaden“ zufüge, hieß es. Es seit wahrscheinlich, dass die neue App einer gesunden kindlichen Entwicklung zuwiderlaufe.

Die US-Forscherin Priya Kumar sagte gegenüber BuzzFeed, eine Kinderversion von Instagram sei ein Weg für den Konzern, junge Menschen anzuziehen und es normal erscheinen zu lassen, dass „soziale Verbindungen dazu da sind, um monetarisiert zu werden“. Auch sie geht davon aus, dass die Anziehungskraft der „erwachsenen“ Plattform größer bleibt. „Viele Kinder, ob absichtlich oder zufällig, wechseln auch zu YouTube“, anstatt auf YouTube Kids zu bleiben. „Nur weil es ein Netzwerk für Kinder gibt, heißt das nicht, dass die Kinder auch dort bleiben.“