Neue Vorwürfe gegen Hygiene Austria

In der Causa rund um den Vertrieb von chinesischen Masken als „made in Austria“ hat heute ein anonymer ehemaliger Mitarbeiter im Ö1-Morgenjournal neue Vorwürfe gegen Hygiene Austria erhoben. Schwarzarbeiter hätten die Aufgabe gehabt, Masken aus China umzupacken. Diese seien zu Chargen mit je 3.000 Stück gekommen, fünf bis zehn Stück seien in Hygiene-Austria-Schachteln gegeben worden.

40 Meldungen bei Arbeiterkammer

Beim Umpacken seien ab Oktober mehr Arbeiter beschäftigt gewesen als in der Produktion. Dort hätten pro Schicht 15 Leute gearbeitet, in der hinteren Halle, wo umgepackt worden sei, seien es dreimal so viele gewesen. Der Informant erneuerte auch Vorwürfe hinsichtlich mangelnden Arbeitnehmerschutzes: Es habe Leute gegeben, die 80 bis 90 Stunden die Woche gearbeitet hätten, die Löhne hingegen seien nur wenigen Beschäftigen voll ausgezahlt worden. 40 Beschäftigte hätten sich deswegen bereits bei der Arbeiterkammer gemeldet.

Erneut war die Rede von drei Leiharbeitsfirmen. Eine von ihnen sei bereits in Konkurs gegangen und anschließend wieder mit den gleichen Beschäftigten aufgetaucht, so der Informant. Es habe auch mehrere Arbeitsunfälle gegeben, so habe etwa eine Arbeitskraft einen halben Finger verloren. Die betroffene Person habe eine Maschine reinigen wollen, diese habe aber rund um die Uhr laufen müssen.

Weitere Vorwürfe zu Hygiene und Schutz

Weitere Vorwürfe wurden gestern in einem Puls-4-Interview geäußert. Die hygienischen Bedingungen seien mangelhaft gewesen. Handschuhe und Haarnetze seien nur getragen worden, wenn die Presse oder Politiker anwesend gewesen seien, auch Coronavirus-Tests habe es nicht gegeben.

In dem Interview war von drei oder vier Fingerverletzungen die Rede, die Betroffenen hätten aber angeben müssen, dass sie sich daheim verletzt hatten, so der Informant. In einem Fall sei die Polizei gekommen, es habe Zeugenaussagen gegeben, aber das Verfahren sei eingestellt worden. Die Firma selbst dementiert, dass Unfälle vertuscht worden seien, und spricht von einem Arbeitsunfall, nach dem von der Firma das Arbeitsinspektorat gerufen worden sei.

Hygiene Austria verweist auf Leiharbeitsfirmen

Hygiene Austria gab vorerst keine Stellungnahme ab. Auf seiner Homepage hat das Unternehmen aber eine „Transparenzoffensive“ gestartet. Dort wird betont, dass „für die Bezahlung der LeiharbeiterInnen ausschließlich die beiden beauftragten Leiharbeitsunternehmen verantwortlich sind, mit denen marktübliche und transparente Verträge eingegangen wurden“. An die Firmen habe Hygiene Austria den Stundenlohn von 20 Euro für eine Hilfskraft bzw. 30 Euro für Maschinenbetreuer bezahlt.

Den Vorwurf schlechter Arbeitsbedingungen wies das Unternehmen mit Standort Wiener Neudorf zurück, das habe am 8. März auch das Arbeitsinspektorat bestätigt. Ein Arbeitsunfall mit laufender Maschine wurde bestätigt, der Vorwurf der Vertuschung sei aber „unrichtig“. Anschließend habe es Selbstanzeige, einen Besuch des Arbeitsinspektorats und Investition in die Sicherheit gegeben.