Mediziner und Patientin kurz vor der Impfung
APA/Robert Jäger
Coronavirus-Impfkampagne

Regierung übt sich in Zuversicht

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) haben sich am Samstag zuversichtlich gezeigt, was die rasche Durchimpfung der Bevölkerung betrifft. „Bis Ende Juni stehen acht Millionen Impfdosen zur Verfügung“, sagte Kurz, alle impfbereiten Österreicherinnen und Österreicher könnten somit bis dahin zumindest eine Impfung erhalten. Fast 1,3 Millionen Dosen wurden laut Gesundheitsministerium bereits verimpft.

Kurz zeigte sich von einer Rückkehr zur Normalität bis Sommer überzeugt. Die nächsten Monate würden aber eine „herausfordernde Phase“ sein, da gebe es nichts schönzureden, sagte der Kanzler bei einem Liveinterview im Rahmen des Parteitags der Vorarlberger ÖVP. Für die Zeit nach der Bewältigung der Pandemie zeigte sich Kurz optimistisch: „So schwierig es jetzt ist, so gut wird es wieder sein.“

Zum Thema Impfen sagte Kurz, dass es auf europäischer Ebene „leider Gottes vieles gibt, das nicht rund rennt“. Er sei aber froh, dass die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) die Verwendung des AstraZeneca-Impfstoffs bekräftigt habe, „ein Verzicht wäre dramatisch gewesen“.

AstraZeneca liefere ein Drittel des Impfstoffs in Europa. Für „gut“ hielt der Bundeskanzler das Impftempo in Österreich. Aktuell würden pro Tag 30.000 Menschen geimpft, „von Tag zu Tag werden es mehr“.

Bevölkerung weniger zuversichtlich

Gesundheitsminister Anschober sagte im Ö1-Mittagsjournal, aktuell habe man in Österreich rund zwölf Prozent der Bevölkerung zumindest mit einer Impfung abgedeckt. Im April, Mai und Juni werde Österreich rund sechs Millionen Impfdosen erhalten, wiederholte er seine am Vortag getätigte Vorausschau. Und er erneuerte seine Einschätzung, dass man bis Ende Juni, Anfang Juli mit „rund zwei Dritteln der impfbaren Bevölkerung durch sein“ werde.

Laut einer Unique-resarch-Umfrage für das „profil“ fällt die Zuversicht der Österreicherinnen und Österreicher in Sachen Impfung allerdings recht bescheiden aus. Die Frage „Werden bis zum Sommer alle impfwilligen ÖsterreicherInnen ihre Impfung erhalten haben?“ beantworteten 42 Prozent mit „eher nein“, 28 Prozent mit „nein, ganz sicher nicht“. Nur fünf Prozent gehen fix davon aus („ja, ganz sicher“), weitere 21 Prozent rechnen „eher ja“ mit einem Stich bis zum Sommer.

Kritik aus der Opposition

Kritik an den Aussagen Anschobers zum Impfmanagement kam von SPÖ und NEOS. Der Minister hatte gegenüber Ö1 zur Impfstoffbeschaffung erklärt, er sei nicht informiert worden, „dass wir hier bestellen sollen beziehungsweise können, zusätzlich zu den Liefertranchen, die wir ja paktiert haben“. Zu den Verträgen sagte Anschober, diese seien geheim und von der Generalsekretärin seines Ministeriums unterzeichnet worden.

„In der für Österreich wichtigsten Gesundheitsangelegenheit seit 100 Jahren wird immer dasselbe Schema an den Tag gelegt. Anstatt die offensichtlichen Fehler einzugestehen, zu beheben und neu durchzustarten, putzen sich Kurz und Anschober nach wie vor an Mitarbeitern und Beamten ab“, sagte dazu SPÖ-Gesundheitssprecher Philip Kucher. „Dabei ist es aber zweifellos Sache der Regierungsspitze und des Fachministers, sich zu erkundigen, wie der Stand der Impfstoffbeschaffung ist.“ Und es sei „geradezu realitätsfremd“, wenn Anschober sage, dass die Impfungen gut laufen würden.

„Kanzler Kurz und Gesundheitsminister Anschober haben die Verantwortung, den Impfplan endlich durchzuziehen, und können sich nicht immer wieder auf Brüssel und die eigenen Beamten abputzen“, sagte auch NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker.