Neue Strategie soll Biobereich weiter stärken

Österreich gilt in der EU mit seinem Bioflächenanteil von 26 Prozent als Vorreiter. Zuletzt sank allerdings trotz eines steigenden Bioabsatzes die Wertschöpfung bei vielen Biobetrieben. Der Bioanteil in der EU soll auch steigen, was den Marktdruck steigern könnte. Anhand einer Studie zum Biobereich will die Agrarpolitik nun gemeinsam mit allen Stakeholdern über den Sommer eine Biostrategie erarbeiten, um die Vorreiterrolle zu halten, wie es gestern hieß.

„Es geht um die Frage: Wie stärken wir die Verarbeitung in Österreich?“, so Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). Biokonzerne würden zwar ganz gerne Rohstoffe aus Österreich kaufen, diese aber dann im Ausland verarbeiten, um sie wieder hierzulande einzuführen. „Hier spielt auch der Lebensmitteleinzelhandel eine große Rolle. Wir schauen uns an, wie wir in diesem Bereich die Wertschöpfung in Österreich stärken können.“

Kampagnen und weitere Maßnahmen geplant

Das soll mit Bewusstseinsbildung und Kampagnen gelingen, aber auch in der öffentlichen Beschaffung für Gemeinschaftsverpflegung und neue Formen der Unterstützung der Bioverarbeiter und -vermarkter. Das bedeute aber nicht einfach, mehr zu produzieren und mehr zu fördern, so die Ministerin. Die Einkommen der Biobetriebe seien etwa 2019 um zehn Prozent zurückgegangen, so Köstinger. Das Angebot wachse stärker als die Nachfrage. Daher sei der Export für die heimischen Biobauern auch von zentraler Bedeutung.

„Was die Bauern am meisten nervt, ist, dass die ständige ‚Aktionitis‘ mittlerweile auch für Bioprodukte einsetzt“, kritisierte der Präsident der Landwirtschaftskammer, Josef Moosbrugger. „Biologisch zu wirtschaften, aber konventionelle Preise zu bekommen bringt die österreichischen Bauern um. Daher muss hier mit einer gemeinsamen, klugen Strategie dagegengehalten werden.“

Studie sieht riesiges Potenzial

Dem Studienautor und Chef des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL), Urs Niggli, zufolge geht es vor allem um eine stärkere Kooperation in der Verarbeitung und der Vermarktung im Inland. „Das Wichtigste ist, die Wertschöpfungskette zu stärken.“ Die angekündigte EU-Biostrategie werde erstmals einen Biobinnenmarkt schaffen, den es zu nutzen gelte. Zudem gehöre der Bioabsatz in Gemeinschaftsverpflegungen ausgebaut. „Das bietet ein riesiges Potenzial.“

Niggli betonte, dass es für Österreich von größtem Nutzen sein könnte, die Nummer-eins-Nation in der Bioforschung zu werden. Dazu brauche es eine „enge Zusammenarbeit aller Forschungspartner konzentriert auf die großen Herausforderungen im Pflanzenbau, der Tierhaltung, der Lebensmittelverarbeitung und zu weiteren soziökonomischen Fragestellungen. Dann könnten Dänemark, Deutschland und die Schweiz überholt werden“, so Niggli.

Weitere Empfehlungen aus der Studie: Vermarktungszusammenschlüsse und direkte bzw. alternative Absatzstrukturen gehören gestärkt. Innerhalb der Wertschöpfungskette brauche es eine Austauschplattform, um Datengrundlagen zu verbessern. Die Verarbeitung in Österreich muss gestärkt werden. Der Export gehört noch stärker forciert.