Wohnkosten belasten Junge stärker

Junge Menschen sowie Alleinerziehende und Singles, die zur Miete wohnen, tun sich laut einer Analyse von Forschern der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien hierzulande finanziell besonders schwer. Wer im Eigentum lebt, gibt hingegen im Schnitt deutlich weniger seines Einkommens fürs Wohnen aus – auch wenn noch ein Kredit abbezahlt wird.

Entstanden ist die Analyse im Auftrag des Sozialministeriums. Als Basis dienten die Daten der Erhebung der Lebensbedingungen der Privathaushalte in der Europäischen Union (SILC) aus dem Jahr 2017. List und Wilfried Altzinger vom Forschungsinstitut Economics of Inequality der WU haben die Ergebnisse der Untersuchung nun auch in dem vom sozialliberalen Momentum Institut herausgebrachten Fachmagazin „Momentum Quaterly – Zeitschrift für Sozialen Fortschritt“ veröffentlicht.

Höhere Belastung bei niedrigeren Einkommen

Demnach liegt das verfügbare Haushaltseinkommen bei Mietern und Mieterinnen im Schnitt bei rund 2.900 Euro monatlich, während es Eigentümerhaushalte auf durchschnittlich 4.400 Euro pro Monat bringen. Wenig überraschend macht der Anteil an Mietern im unteren Einkommensdrittel um die 60 Prozent aus. Der repräsentativen Erhebung zufolge lebt unter den Vertretern des einkommensstärksten Drittels in Österreich nur jeder Fünfte nicht im Eigentum.

Während die Eigentümer eines Hauptwohnsitzes im Schnitt 448 Euro dafür bezahlen, gibt der durchschnittliche Mieter 646 Euro monatlich nur für das Wohnen aus. Die Kombination aus im Schnitt weniger Einkommen und höheren Wohnkosten führt zur deutlich höheren Belastung Letzterer. Man sehe hier eindeutig „strukturelle Unterschiede“ zwischen den Gruppen, sagte List. „Die relativen Wohnkosten sind bei den Eigenheimbesitzern einfach viel niedriger.“ So sind das bei den Mietern im Durchschnitt über 22 Prozent, während Eigentümer um die zehn Prozent ihres Haushaltseinkommens aufwenden. Mehr als 30 Prozent des Einkommens geben der Studie zufolge zwar 35 Prozent der Mieter, jedoch nur 6,2 Prozent der Eigenheimbesitzer aus.

Wen es am härtesten trifft

Bei der näheren statistischen Betrachtung der Lebensumstände zeigte sich, dass die Wahrscheinlichkeit, relativ viel fürs Wohnen aufzuwenden (über 30 Prozent des Einkommens und mehr) vor allem bei Jungen, Alleinerziehenden und Singles, die in Miete leben, am höchsten waren. Das sei überraschend, da die Gruppe der älteren Menschen, die etwa von Altersarmut betroffen sein könnten, nicht so stark repräsentiert war. „Wir sehen, dass vor allem junge Menschen sehr viel für die Wohnkosten ausgeben, und hier an ihre Grenzen kommen. Die Gruppe, die bei solchen Analysen leider fast immer stark ausschlägt, sind die Alleinerziehenden – also Singe-Haushalte mit Kindern. Da geht der Koeffizient durch die Decke“, so List.

In der Umfrage sehen sich Eigentümer ebenfalls stark durch die Ausgaben belastet. Das gelte auch für Personen, die ihre Wohnung oder Haus bereits abbezahlt haben, sagte List. Die Mieterinnen und Mieter wiederum geben zwar anteilig deutlich mehr aus, bewerten das aus subjektiver Warte offenbar anders. „Hier sind die Empfindungen sehr unterschiedlich.“