Johnson warnt vor dritter Welle vom europäischen Festland

Der britische Premierminister Boris Johnson rechnet auch für Großbritannien mit Auswirkungen durch die dritte Coronavirus-Welle auf dem europäischen Kontinent. Das sagte der konservative Politiker heute beim Besuch eines Unternehmens im nordenglischen Preston.

„Die Menschen in diesem Land sollten sich keine Illusionen machen. Die Erfahrung zeigt, dass eine Welle, die unsere Freunde trifft, auch bei uns landen wird“, so Johnson. Aus diesem Grund werde das Impfprogramm mit voller Kraft fortgesetzt. Die Entwicklung und Herstellung von Vakzinen seien internationale Projekte, die internationaler Kooperation bedürften, betonte er.

Impfstoffstreit zwischen London und Brüssel geht weiter

Zwischen Brüssel und London hatten die Spannungen wegen Impfstoffexporten zuletzt zugenommen. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hatte am Wochenende vor allem dem britisch-schwedischen Hersteller AstraZeneca damit gedroht, Exporte zu verbieten. Dabei könnte es um AstraZeneca-Impfstoff gehen, der in den Niederlanden produziert wird. Die EU wirft Großbritannien vor, keine Impfstoffe zu exportieren, während das Land aber von Lieferungen aus EU-Ländern profitiert.

Wie BBC-Reporterin Laura Kuenssberg berichtete, soll Johnson bereits gestern mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron telefoniert haben, um dafür zu werben, die Impfstoffausfuhr aus der EU nicht zu beschränken.

Irlands Premier gegen Exportbeschränkungen

Der irische Regierungschef Michael Martin sprach sich indes vehement gegen Exportbeschränkungen der EU für Impfstoffe oder Impfstoffkomponenten aus. „Ich bin sehr dagegen, ich denke, es wäre ein sehr rückwärtsgewandter Schritt“, sagte Martin dem irischen Rundfunksender RTE. Es sei von elementarer Bedeutung, die Lieferketten nicht zu unterbrechen. Andere Länder könnten sonst nachziehen. „Wenn wir damit anfangen, sind wir in Schwierigkeiten“, sagte der Taoiseach, wie der Premier in Irland genannt wird.