Jugendlicher in einem Wohnzimmer
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„Generation Corona“

Junge fühlen sich von Politik nicht gehört

Mehr als 35.000 Menschen haben im Zuge der Ö3-Jugendstudie 50 Fragen zu ihrem Leben, ihrer Zukunft und dem Jungsein in Pandemiezeiten beantwortet. Am Dienstag wurden die Ergebnisse präsentiert: Ein Großteil der Jungen fühlt sich von der Politik nicht gehört, als „verlorene Generation“ sehen sie sich aber nicht. Trotz allem schauen viele optimistisch in die Zukunft.

Was hat ein Jahr Pandemie mit der jungen Generation des Landes gemacht, wie denkt und fühlt sie? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der Onlineumfrage von Ö3, die vom Sozialforschungsinstitut SORA wissenschaftlich begleitet wurde. Zwischen dem 1. und dem 21. März nahmen rund 35.000 Menschen an der Befragung teil, fast die Hälfte der Teilnehmer und Teilnehmerinnen waren 16 bis 25 Jahre alt.

Rund zwei Drittel dieser 16- bis 25-Jährigen stimmten der Aussage „Die Probleme der jungen Generation werden von der Politik nicht beachtet, und die Folgen der Pandemie müssen wir dann ausbaden“ zu. Noch einmal stärker äußerten das junge Menschen in Ausbildung im Vergleich zu den bereits Erwerbstätigen. Und: Nur vier Prozent äußerten „völliges“ Vertrauen in die Politik.

Jugendlicher in seinem Zimmer
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Fast drei Viertel der 16- bis 25-Jährigen haben das Gefühl, dass ihre Probleme von der Politik kaum beachtet werden

Keine „verlorene Generation“

Mehr als die Hälfte leidet sehr unter den Kontaktbeschränkungen. Vor allem jene Befragten, die sich in einer schwierigen finanziellen Situation befinden (ein Fünftel), erachten die Einschränkungen als schwerwiegender. 64 Prozent halten die Bezeichnung „verlorene Generation“ allerdings für übertrieben.

Schließlich stimmten 53 Prozent mit der Aussage überein, dass die Coronavirus-Krise auch etwas Positives bieten könne („Wir sehen jetzt viele Probleme und haben die Chance, es danach besser zu machen“).

Die größten Sorgen: Umwelt, Geld, soziale Unruhen

Die meisten Sorgen bereitet den Jungen allerdings die Umwelt (48 Prozent), gefolgt von sozialen Unruhen (34 Prozent) und finanzieller Sicherheit (31 Prozent). Nur die Hälfte denkt, dass das Bildungssystem allen die gleichen Chancen bietet. Sei 2016 und unter dem Eindruck der Flüchtlingskrise noch rund ein Drittel über Zuwanderung besorgt gewesen, gilt das nunmehr nur noch für zehn Prozent, wie aus der Studie hervorgeht.

„Rund um ‚Fridays for Future‘ hat die Sorge um die Umwelt deutlich zugenommen, während die Coronavirus-Krise einen Anstieg der Sorgen in Bezug auf Wirtschaftskrisen und das Gesundheitssystem nach sich zog“, heißt es in einer Aussendung von Ö3. Dennoch: Rund ein Viertel der 16- bis 25-Jährigen blickt „sehr optimistisch“, mehr als 40 Prozent „eher optimistisch“ in die Zukunft. Einig waren sich die Jungen vor allem, was die Frage der Solidarität betrifft: 95 Prozent bejahten die Aussage: „Ohne gegenseitige Solidarität geht’s nicht im Leben.“

„Fridays For Future“-Demonstration in Wien
APA/Georg Hochmuth
„Fridays for Future“-Aktivisten und -Aktivistinnen demonstrieren für mehr Klimaschutz – laut Umfrage bereitet den Jungen die Umwelt am meisten Sorgen

Ö3: Einblicke in Selbstbild der jungen Generation

„Die Umfrage bietet Einblicke ins Selbstbild der jungen Generation und ihren Umgang mit der Erschütterung ihres Erwachsenwerdens durch das Ausnahmeereignis Corona", hieß es von Ö3. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz sagte dazu: „Mit der jungen Generation sprechen und nicht nur über sie! Das ist das Ziel dieses multimedialen ORF-Projekts für die Generation Z.“

Als mediale Plattform für alle Österreicherinnen und Österreicher sei es wichtig, vor allem jungen Menschen „als Sprachrohr zu dienen, ihre Meinungen, Sorgen, Wünsche und Hoffnungen zu hören und zu verstehen, wie es ihnen nach einem Jahr Pandemie geht“.