Impfstoffe: Kurz warnt vor Spaltung Europas

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat vor dem EU-Videogipfel morgen und Freitag vor einer Spaltung Europas aufgrund der Frage der Verteilung von CoV-Impfstoffen gewarnt. „Wir können kein Interesse daran haben, dass sich die Kluft innerhalb der Europäischen Union bei der Durchimpfung der Bevölkerung immer mehr vergrößert und wir somit EU-Mitgliedsstaaten zweiter Klasse schaffen“, sagte Kurz der deutschen Tageszeitung „Welt“ (Mittwoch-Ausgabe).

Kurz betonte erneut, dass die Staats- und Regierungschefs im Jänner eine anteilsmäßige Verteilung der Impfstoffe nach dem Bevölkerungsschlüssel vereinbart hätten. Allerdings habe sich herausgestellt, „dass die Auslieferung der Impfstoffe nicht nach Bevölkerungsschlüssel, sondern nach Bestellmenge erfolgt“ sei, kritisierte der Kanzler.

Er wolle das Thema beim EU-Videogipfel ansprechen, so Kurz, denn ohne eine Korrektur würden einige EU-Staaten die Herdenimmunität bereits Ende Mai, andere Länder hingegen erst im späten Sommer oder gegen Jahresende erreichen.

EU-Diplomat: Vorgehen mancher Ländern nicht EU anlasten

Ein EU-Diplomat wies heute darauf hin, dass es Vorschläge gebe, um kurzfristig einen Ausgleich zu schaffen. Dabei geht es um eine vorgezogene Lieferung von zehn Millionen Dosen Biontech-Pfizer-Impfstoff. Mehrere Länder hatten vorgeschlagen, den am schwersten vom Impfstoffmangel betroffenen Ländern kurzfristig drei Millionen Dosen zusätzlich zuzuteilen.

„Wenn aber der Eindruck entstehen sollte, dass es am Ende nur darum geht, für Fehler der Regierung in Wien geradezustehen, wird es schwierig“, sagte der EU-Diplomat. „Denn Österreich steht bei der Impfstoffbeschaffung insgesamt nicht so schlecht da.“

Jeder EU-Staat hätte die Möglichkeit gehabt, gleich viele Impfstoffe zu bestellen. „Einige Länder haben die Entscheidung getroffen, weniger Impfstoffe abzunehmen als möglich. Dieses Vorgehen kann jetzt aber nicht der EU oder den europäischen Partnern angelastet werden.“