Erdgasprojekte gelten als nachhaltig: Kritik von NGOs

In einem offenen Brief an die EU-Kommission protestiert der WWF gemeinsam mit 226 anderen NGOs, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Finanzinstitutionen gegen den Vorschlag der Kommission, neue Erdgasprojekte im Rahmen der EU-Taxonomie für nachhaltige Investitionen als ökologisch nachhaltig einzustufen.

Der Vorschlag würde die Ambitionen der EU für höhere Klimaziele sowie den europäischen Green Deal konterkarieren und der Taxonomie ihre Glaubwürdigkeit nehmen, sagen die Kritiker.

Die EU-Taxonomie für Nachhaltigkeit gibt eine verbindliche Definition für ökologisch nachhaltige Aktivitäten und Investitionen vor. Dem Vorschlag der EU-Kommission zufolge könnten auch neue Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) auf Erdgasbasis als „grün“ gelten, wenn sie stillgelegte Kohlekraftwerke ersetzen.

„Die Aufnahme von fossilem Gas in die Klimataxonomie wäre ein Kniefall vor der europäischen Erdgaslobby und widerspricht diametral dem Konsens der Wissenschaft“, so Erika Singer, WWF-Expertin für Sustainable Finance.

„Die EU-Taxonomie darf nicht zu einem Greenwashing-Instrument verkommen.“ Darum müsse die österreichische Politik diesen Vorschlag der EU-Kommission verhindern, fordern die Umweltschützer.

In der EU würden viel mehr Kohlekraftwerke geschlossen, als Erdgas-KWK-Anlagen in Betrieb gehen. Würde dieses Kriterium in der gesamten EU angewandt, dürften bis zu 100 Prozent der neuen KWK-Gasanlagen, die bis Ende 2025 gebaut werden, als „grün“ bezeichnet werden, so das Argument. „Dies zeigt das Ausmaß des Schlupflochs, das in den ehemaligen Kohleregionen der EU zum Tragen kommen wird.“