Frau liegt am Strand inTulum
Getty Images/Moment RF/Marco Bottigelli
Tulum statt Dubai

Influencer jetten CoV-Regeln davon

Was im Coronavirus-Winter noch Dubai gewesen ist, ist nun im Frühling Mexiko. Covid-19 gibt es zwar immer noch, doch das kümmert Tausende Influencerinnen und Influencer wenig. Sie feiern und entspannen in den mexikanischen Strandorten Tulum, Cancun und Cabo San Lucas, als wäre die Pandemie längst passe. Indes steigen die Infektionszahlen in der ganzen Welt an.

In den USA sind die Strände Mexikos ein beliebtes Reiseziel, auch etwa während Springbreak, den Semesterferien der Unis. In Europa dürften im zweiten Coronavirus-Jahr insbesondere junge Britinnen und Briten den Mexiko-Trend losgetreten haben. Der Hintergrund: Großbritannien setzte den bisherigen Instagram-Hotspot Nummer eins, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), am 29. Jänner auf seine rote Liste der Herkunftsländer. Das bedeutet, dass Reiserückkehrende aus Dubai und Co. sich zehn Tage in einem Hotel in Quarantäne begeben müssen.

Um das zu vermeiden und da kurze Zeit später so gut wie alle Flüge von Dubai nach London gestrichen wurden, machten sich einige Stars und Sternchen, unter ihnen etwa Darstellerinnen und Darsteller aus der britischen Realityserie „Love Island“, auf den Weg in genauso sonnige Gefilde, nur etwas weiter westlich: Mexiko steht nicht auf der britischen roten Liste.

Frau posiert am Strand von Cancun für Foto
APA/AFP/Pedro Pardo
An den Stränden von Mexiko geht es rund – von der Coronavirus-Pandemie merkt man dort wenig

„Urlaub 2021“

Den vielen Britinnen und Briten folgten Tausende weitere aus anderen europäischen Ländern, darunter auch Influencerinnen und Influencer aus Österreich. „Urlaub 2021? Hätte nicht gedacht das ich dieses Jahr noch vereisen dürfte. Umso dankbarer bin ich das ich jetzt hier in Mexiko Tulum sein darf. Einreise war unproblematisch und ich kann es jedem empfehlen der eine Auszeit möchte“, schreibt etwa eine österreichische Beauty-Influencerin in einem an Rechtschreibfehlern reichen Instagram-Posting.

Andere Social-Media-Stars machen wiederum ein Geheimnis daraus, wo sie sich aufhalten, möglicherweise, da ihnen bei ihren Reisen während der Pandemie nicht nur Anerkennung widerfahren ist. Ein geschultes Auge aber kann in Bildern und Videos trotzdem erkennen, um welchen Urlaubsort es sich handelt – und gerade die Postings aus Tulum und Cancun häufen sich.

Zwischen harscher Kritik und Bewunderung

Doch für jede Person, die derzeit Bilder vom Strandurlaub postet, gibt es gleich mehrere wütende Userinnen und User, die sich unfair behandelt fühlen, da sie die Coronavirus-Regeln zu Hause einhalten. Viele beschweren sich online über ignorante Instagramerinnen und Instagramer, die ihre Privilegien nicht kennen, und Konsequenzen für andere nicht einberechnen würden.

Maya-Ruine am Strand in Tulum
Getty Images/sittig fahr-Becker/Eyeem
Die Traumstrände in Tulum sind offen – aber mit negativem Beigeschmack: Das Land hat die weltweit dritthöchste CoV-Todesrate

Denn es bleibt nicht bei einsamen und gefahrenlosen Strandspaziergängen: Vielmehr wird in Clubs ohne Mund-Nasen-Schutz und ohne Sicherheitsabstand gefeiert, wie zahlreiche Instagram-Storys zeigen. Andere kritisieren weiters, dass Reisen für schöne Fotos kein Businesstrip sein dürfe, daher das Reisen während einer Pandemie nicht zwingend notwendig sei.

„Fliegen rum und ermutigen zu reisen“

Die mexikanische Wirtschaft, insbesondere in Küstenorten wie Tulum, Cancun und Cabo, ist stark vom Tourismus abhängig. Dennoch regt Kritikerinnen und Kritiker während der Pandemie auf, dass Influencerinnen und Influencer teils in ärmere Länder reisen und Angestellte dort gesundheitlichen Gefahren aussetzen.

„Influencer fliegen rum und ermutigen ihre follower dann auch zu reisen weil sie erzählen wie einfach es geht ich raste bald komplett aus“, schrieb etwa eine Twitter-Userin zur aktuellen Debatte. Fans sind auf der anderen Seite begeistert. „Genieß es“ und „Viel Spaß in der Sonne“, sind jene Kommentare, die unter den Beautyshots der Influencerinnen und Influencer stehen bleiben dürfen.

Keine Quarantänepflicht in Mexiko

Der mexikanische Staat schiebt dem touristischen Treiben jedenfalls keinen Riegel vor. Touristinnen und Touristen müssen weder in Quarantäne noch einen negativen Coronavirus-Test vorweisen. Die meisten Strandressorts verlangen Berichten zufolge aber einen ausgefüllten Gesundheitsfragebogen. Beschränkungen gibt es auch für Mexikanerinnen und Mexikaner nur wenige. Das Leben geht für viele scheinbar normal weiter. Der mexikanische Präsident Andres Manuel Lopez Obrador geriet deshalb unter Beschuss, weil er einen für viele zu lockeren Ansatz im Umgang mit dem Virus verfolgt.

Wer von Mexiko aber zurück nach Österreich will, muss eine zehntägige Heimquarantäne antreten. Bei der Einreise wird entweder ein negativer PCR-Test (nicht älter als 72 Stunden) oder ein negativer Antigen-Test (nicht älter als 48 Stunden) verlangt. Kann ein solcher Nachweis nicht erbracht werden, ist der Test binnen 24 Stunden nachzuholen. Die Quarantäne kann mit einem negativen PCR- oder Antigen-Test frühestens am fünften Tag nach der Einreise beendet werden. Das Außenministerium warnt vor allen nicht dringend notwendigen Reisen. Für Mexiko besteht eine Reisewarnung der Sicherheitsstufe sechs.

In Mexiko leben rund 126 Millionen Menschen. Bis zum 27. März wurden laut dem Dashboard der Johns-Hopkins-Universität (JHU) in Baltimore mehr als 2,2 Millionen Fälle von Covid-19 und fast 201.000 coronavirusbedingte Todesfälle in dem mittelamerikanischen Land registriert. Das ist die dritthöchste CoV-Totenzahl weltweit. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein, die JHU ist von lokal eingemeldeten Daten abhängig. Offiziell beträgt die 14-Tage-Inzidenz laut Our World in Data in Mexiko 50,9 – im Vergleich dazu: In Österreich liegt die 14-Tage-Inzidenz bei 474,6.