Junger Mann streckt sich beim Aufwachen im Bett
Getty Images/iStockphoto/Jay Yuno
Zeitumstellung

Wenn der Wecker früher läutet

Es ist wieder so weit gewesen: In der Nacht auf Sonntag wurde der Uhrzeiger von 2.00 auf 3.00 Uhr vorgerückt – es gilt erneut die Sommerzeit. Was wie der vermeintliche Verlust einer Stunde Lebenszeit klingt, ist es aber nicht, denn früher Aufstehen ist dann „nur“ bis Ende Oktober angesagt. Der Vorteil jetzt: Am Abend bleibt es länger hell.

Laut einer repräsentative Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Akonsult wollen 81 Prozent die zusätzliche Stunde an abendlichem Tageslicht für Aktivitäten im Freien nutzen. Frauen haben das mit 84 Prozent häufiger vor als Männer mit 77 Prozent. Keine nennenswerten Probleme durch die Zeitumstellung hat laut der Umfrage die große Mehrheit von 62 Prozent. Von den restlichen klagen 61 Prozent über Müdigkeit, und jeweils fast die Hälfte nannte Schlafstörungen und Antriebslosigkeit.

Fast drei Viertel der Bevölkerung sind indes laut der Umfrage mit der Entscheidung der EU zufrieden, die Umstellung zwischen Sommer-und Normalzeit abzuschaffen. Jedoch ist auch eine Mehrheit skeptisch, dass sich die EU-Staaten bald auf eine Lösung einigen werden, der geplante Termin der Abschaffung wäre jetzt gewesen.

Mehrheit wünscht sich bleibende Sommerzeit

72 Prozent sind für die Abschaffung, wobei sich Frauen und Männer darin einig sind. Lediglich bei den 16- bis 22-Jährigen sprechen sich nur 40 Prozent für das Ende der Zeitumstellung aus. Insgesamt zwei Drittel wollen übrigens, dass die Sommerzeit während des gesamten Jahres gilt. Und hier spießt es sich innerhalb der EU. Laut EU-Kommission sollen die Staaten selbst entscheiden, ob sie dauerhaft Sommer- oder Normalzeit, auch Winterzeit genannt, haben wollten. Doch aus vielen Ländern kommen Bedenken, da unter anderem für die Wirtschaft eine einheitliche Zeitzone wünschenswert erscheint. Eine Einigung ist derzeit nicht in Sicht.

Die Zeitumstellung

Die Uhren werden in Österreich jedes Jahr am letzten Sonntag im März um 2.00 Uhr (MEZ) auf 3.00 Uhr (MESZ) vorgestellt. Am letzten Sonntag im Oktober werden die Uhren von 3.00 Uhr (MESZ) auf 2.00 Uhr (MEZ) zurückgestellt.

Nur 37 Prozent glauben, dass diese einheitliche Linie in der EU bald gefunden wird, 61 Prozent sind hier skeptisch. 30 Prozent gehen davon aus, dass es nie zu einer Einigung kommen und das Projekt Abschaffung einschlafen wird. Knapp die Hälfte ist der Meinung, dass es nach einigen Jahren doch so weit sein wird, der Rest ist optimistisch und glaubt an eine schnelle Lösung.

Einen Alleingang Österreichs bei der Abschaffung lehnen 55 Prozent ab, während sich 40 Prozent damit anfreunden könnten. Für 63 Prozent sind unterschiedliche Zonen von Sommer- und Normalzeit in Europa ein No-Go, so die Umfrage. Ob das nachteilig für Wirtschaft und Tourismus wäre, beantwortete jeweils die Hälfte mit Ja und Nein.

Kommission: Ball liegt bei Mitgliedsländern

2018 befragte die EU-Kommission die Bürger und Bürgerinnen zu dem Thema Abschaffung der Zeitumstellung. Das Ergebnis der Onlineumfrage: 84 Prozent waren für ein Ende des Wechsels zwischen Sommer- und Normalzeit. Als Gründe nannten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer etwa, dass die Umstellung ihrer Gesundheit schade. Der damalige Kommissionschef Jean-Claude Juncker verkündete daraufhin 2018: „Die Zeitumstellung gehört abgeschafft.“ Das EU-Parlament stimmte im März 2019 dafür, sie 2021 abzuschaffen. Doch umgesetzt wurde nichts.

Der Ball liege bei den 27 Mitgliedsstaaten, heißt es dazu von der Europäischen Kommission. Diese müssen sich einigen und klären, ob sie dauerhaft Sommer- oder Normalzeit wollen. Bisher haben die Regierungen im Rat der EU keine gemeinsame Position gefunden. Auch zum Ärger der Abgeordneten des EU-Parlaments: Dessen deutsche Vizepräsidentin Katarina Barley sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, das Thema sei ein Beispiel dafür, wie häufig Gesetzesvorhaben im Rat der Mitgliedsstaaten versandeten. Derzeit hat Portugal die Ratspräsidentschaft inne. Eine Anfrage, ob das Land das Thema auf die Agenda gesetzt habe, blieb unbeantwortet. Es steht also in den Sternen, ob das halbjährliche Drehen am Uhrzeiger bald aufhört.