Helfer an Unfallstelle
APA/AFP/EGYPTIAN STATE TV
Dutzende Tote

Zwei Züge in Ägypten kollidiert

Beim Zusammenstoß zweier Züge sind in Ägypten mindestens 32 Menschen ums Leben gekommen. Das ägyptische Gesundheitsministerium meldete am Freitag zudem 66 Verletzte. Die Opfer seien in Krankenhäuser gebracht worden. Das Unglück ereignete sich nahe der Stadt Sohag rund 500 Kilometer südlich von Kairo.

Laut Eisenbahnbehörde passierte der Unfall, als jemand die Notbremse eines Personenzuges betätigte, der in die Mittelmeer-Stadt Alexandria unterwegs war. Der Zug habe abrupt angehalten und sei von hinten von einem anderen Zug getroffen worden. Durch die Kollision seien zwei Waggons des ersten Zuges umgekippt. Lokale Medien zeigten Videos vom Unfallort, auf denen umgestürzte Waggons mit eingeklemmten Passagieren zu sehen waren.

„Die Züge kollidierten, während sie mit nicht sehr hoher Geschwindigkeit fuhren, was zur Zerstörung von zwei Waggons und zum Umkippen eines dritten führte“, sagte eine nicht namentlich genannte Quelle aus Sicherheitskreisen der Nachrichtenagentur Reuters. Das Gesundheitsministerium bildete nach eigenen Angaben einen Krisenstab. Auch die Staatsanwaltschaft nahm nach eigenen Angaben Ermittlungen auf. Präsident Abdel Fattah al-Sisi sagte, er beobachte die Situation. Die Verantwortlichen würden zur Rechenschaft gezogen werden.

Helfer an Unfallstelle
Reuters
Zahlreiche Menschen strömten zu der Unglücksstelle

Altes Netz begünstigt Unfälle

Ägypten hat eines der größten und ältesten Eisenbahnnetze in Nordafrika. Zugsunglücke kommen in dem Land relativ häufig vor. Als Ursache werden zumeist der schlechte Zustand von Zügen und Gleisen sowie die mangelhafte Ausbildung von Lokführern genannt. Laut offiziellen Zahlen ereigneten sich etwa allein im Jahr 2017 landesweit 1.793 Zugsunfälle.

Vor zwei Jahren war im Bahnhof der Hauptstadt Kairo ein Zug in hohem Tempo gegen einen Prellbock gefahren. Mindestens 20 Menschen kamen ums Leben. Die Behörden warfen dem Lokführer Fahrlässigkeit vor. Der Mann sei mit dem Fahrer einer zweiten Lokomotive in Streit geraten, weil sein Zug von diesem blockiert worden sei, teilte die Staatsanwaltschaft damals mit. Er habe seine Führerkabine verlassen, um sich bei dem anderen zu beschweren, ohne die Bremse zu betätigen.

Helfer an Unfallstelle
APA/AFP/EGYPTIAN STATE TV
Einzelne Waggons wurden schwer beschädigt

Im Oktober 2019 kamen beim Zusammenstoß einer Lokomotive mit einem Kleintransporter in der Stadt Luxor im Süden Ägyptens mindestens vier Menschen ums Leben. Vier weitere wurden verletzt. Der Transporter kreuzte nach Angaben der Bahnbehörde die Gleise an einem illegalen Übergang und wurde dabei von der Lok erfasst.

Im Februar 2002 waren beim bisher schwersten Zugsunglück in Ägypten mehr als 360 Menschen getötet worden. Ein Teekocher löste damals in einem mit 4.000 Menschen besetzten Zug ein Flammeninferno aus. Sieben Monate später wurden elf Mitarbeiter der Eisenbahngesellschaft vom Vorwurf der Fahrlässigkeit freigesprochen.