Angehörige von Hanauer Anschlagsopfern kritisieren Filmprojekt

Die Kritik von Opferfamilien an dem Filmprojekt des Regisseurs Uwe Boll über den rassistisch motivierten Anschlag in Hanau vor gut einem Jahr reißt nicht ab. Angehörige meldeten sich im „Spiegel“ zu Wort. Armin Hamza Kurtovic, Vater des ermordeten Hamza Kurtovic, sagte: „Ich werde alles dafür tun, um zu verhindern, dass sich Bolls Fantasie über rechte Täter als das wahre Schicksal von meinem Sohn bei den deutschen Zuschauern einbrennt.“

Cetin Gültekin, der Bruder des ermordeten Gökhan Gültekin, fügte hinzu: „In meinen Augen tötet er mit dieser Verunglimpfung meinen Bruder ein zweites Mal.“ Die Mutter von Sedat Gürbüz sagte: „Er hat uns nicht gefragt. Der darf das nicht. Der war nie hier.“

Der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) solidarisierte sich mit den Angehörigen: „Diesen unsäglichen Film will in Hanau niemand. Nicht die Angehörigen, nicht die politischen Gremien, nicht die Stadtgesellschaft“, zitierte ihn der „Spiegel“. „Wir werden gemeinsam alle Hebel in Bewegung setzen, um die Ausstrahlung zu verhindern.“

Neun Menschen aus rassistischen Motiven erschossen

Am 19. Februar 2020 hatte ein 43-jähriger Deutscher in der Stadt im Rhein-Main-Gebiet neun Menschen aus rassistischen Motiven erschossen, bevor er vermutlich seine Mutter und schließlich sich selbst tötete. Die Tat hatte deutschlandweit Entsetzen ausgelöst.

Der Film ist dem Bericht zufolge bereits abgedreht und befindet sich in der Postproduktion. Boll schildert darin die Tatnacht aus der Perspektive des Täters. „Die Angehörigen und ich, wir arbeiten doch beide an Aufklärung und Fehlerbehebung“, zitierte ihn der „Spiegel“.

Er hätte das Projekt auch realisiert, wenn die Opferfamilien die Gelegenheit gehabt hätten, ein Veto einzulegen. „Die Angehörigen, die diesen Film sehen wollen, werden ihn, so weh er tut, am Ende begrüßen. Da bin ich mir sicher.“

Mitte März hatten die Stadt Hanau und die Opferfamilien in einem offenen Brief gefordert, die Vorbereitungen einzustellen und auf die Dreharbeiten zur Realisierung dieses Films zu verzichten.