Verkeiltes Schiff
AP/Maxar Technologies
„Leichte Bewegung“

Nur kleine Fortschritte im Sueskanal

Bei der Freilegung des feststeckenden Containerschiffs „Ever Given“ im Sueskanal machen starker Wind und die Gezeiten die Bergung kompliziert. Am Samstag war keine Freigabe der wichtigen Wasserstraße abzusehen. Zumindest gab es mit Hilfe der Schlepper „leichte Bewegung“.

Die „Ever Given“ steckte am Samstag weiterhin quer im Sueskanal, inzwischen stauten sich Hunderte Schiffe und warteten auf Weiterfahrt. Beladen sind sie mit Waren im Wert von zehn Milliarden US-Dollar. Zudem haben etliche Schiffe Lebendvieh an Bord. Wie lange die Bergung des 220.000 Tonnen schweren Schiffs dauert, war nicht abzusehen. Die Freilegung kam am Samstag nur in kleinen Schritten voran. Das Seefahrt- und Logistikunternehmen GAC sprach von mehr als zehn Schleppern und drei Baggern im Einsatz. Es habe „leichte Bewegung“ gegeben, der Frachter liege aber weiter auf Grund.

Am Dienstag war der 400 Meter lange Frachter der taiwanischen Reederei Evergreen, der unter der Flagge Panamas fährt, auf Grund gelaufen. Das Schiff hat sich inzwischen an beiden Seiten des Kanals fest im Ufer verkeilt. Usama Rabie, der Vorsitzende der Kanalbehörde, sagte am Samstag, Heck und Steuer hätten sich nun bewegt. Wann es wieder fahren könne, sei aber nicht vorhersehbar. Als Ursache könne man sowohl ein technisches Problem als auch menschliches Versagen nicht ausschließen.

„Leichte Bewegung“ bei Schiff

Die erhoffte Freilegung des Containerschiffs „Ever Given“, das den Sueskanal blockiert, schreitet ein wenig voran. Das Seefahrt- und Logistikunternehmen GAC sprach von mehr als zehn Schleppern und drei Baggern, die im Einsatz seien, um eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt wieder für den Handel freizugeben.

Über 18.000 Container an Bord

Rabie drückte die Hoffnung aus, dass die 18.300 Container auf dem Schiff nicht entfernt werden müssten. Die Gezeiten und starke Winde machten die Bergung sehr kompliziert. Das Schiff könne aber genauso gut anfangen zu rutschen und sich so befreien, sagte er.

Der Sueskanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet dadurch den kürzesten Schifffahrtsweg zwischen Asien und Europa. 2020 durchfuhren fast 19.000 Schiffe den Kanal, im Schnitt gut 50 pro Tag. Der Allianz Versicherung zufolge wurden im Jahr 2019 etwa 13 Prozent des gesamten Welthandelsvolumens durch den Kanal befördert.

Imageschaden befürchtet

Mit mehreren Erweiterungen sollte der Kanal für immer größer werdende Frachter und Containerriesen attraktiv bleiben. 2015 hatte Präsident Abdel Fattah al-Sisi den erneut erweiterten Kanal eröffnet in der Hoffnung auf wachsende Einnahmen und internationales Prestige. Es wäre ein schwerer Imageschaden für Ägypten und den Kanal, wenn die Freilegung der „Ever Given“ noch Tage oder gar Wochen dauern sollte. Einige Experten gingen aber davon aus, dass die Freilegung dauern werde.

USA wollen helfen

Die US-Regierung möchte sich unterdessen an der Freilegung der „Ever Given“ beteiligen. „Wir haben Ausrüstung und Kapazitäten, die die meisten Länder nicht haben. Wir werden schauen, wie wir hier behilflich sein können“, sagte US-Präsident Joe Biden vor Reportern am Freitag (Ortszeit) in Delaware. Ein Insider sagte, dass die Marine bereit sei, ein Team von Baggerexperten zum Kanal zu schicken. Man warte aber auf die Genehmigung der lokalen Behörden.

Die Suez Canal Authority (SCA), die Eigentümer und Betreiber des Kanals ist, begrüßte das Hilfsangebot der USA und erklärte, die Türkei wolle ebenfalls Hilfe schicken. „Die Schleppoperationen erfordern die Verfügbarkeit einer Reihe von unterstützenden Faktoren, einschließlich Windrichtung und Gezeiten, was sie zu einem komplexen technischen Prozess macht“, sagte die Behörde. Die für das technische Management des Schiffes verantwortliche Gesellschaft Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM) bestätigte, dass bis Sonntag zusätzliche Schlepper eintreffen würden, um bei der Bergung zu helfen.

Schiffe im Sueskanal
APA/AFP/Mahmoud Khaled
Hunderte Schiffe stauen sich bereits an beiden Enden des Kanals

Es ist möglich, statt der Route durch den Kanal einen Umweg um das Kap der Guten Hoffnung zu fahren. Einige Länder begannen auch bereits damit, Schiffe umzuleiten. Die meisten scheinen aber abwarten zu wollen. Denn der Umweg nimmt etwa eine Woche in Anspruch und verursacht erhebliche Mehrkosten. Zugleich gelten die Gewässer vor der Küste Westafrikas, insbesondere im Golf von Guinea, als besonders gefährlich wegen möglicher Überfälle von Piraten.