UNO: Myanmars Militär verantwortlich für „Massenmord“

Der UNO-Sondergesandte für Menschenrechte in Myanmar, Tom Andrews, hat dem Militär des Landes „Massenmord“ an seiner eigenen Bevölkerung vorgeworfen. Andrews reagierte damit in der Nacht auf gestern auf Berichte, wonach gestern mehr als 100 Menschen bei Demonstrationen gegen das Militär getötet worden waren. Dabei sollen Einsatzkräfte mit scharfer Munition und gezielten Kopfschüssen gegen unbewaffnete Zivilisten, Kinder und medizinisches Personal vorgegangen sein.

Eingreifen gefordert

Es sei an der Zeit für die Welt einzugreifen – wenn nicht durch den Sicherheitsrat, dann durch ein internationales Gipfeltreffen zu Myanmar, teilte Andrews mit. Man könne die Öl- und Gaszahlungen und damit die Finanzströme an das Militär in dem Land einstellen oder den Zugang des Militärs zu Waffen stoppen. Verurteilende oder besorgte Äußerungen seien wenig tröstlich für die Menschen in Myanmar, gegen die das Militär Massenmord verübe. Worte reichten nicht aus, es sei nun höchste Zeit für ein robustes und koordiniertes Handeln.

Die UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, und die UNO-Beraterin für die Verhinderung von Völkermord, Alice Wairimu Nderitu, verurteilten die Vorgänge auf das Schärfste. Für die systematischen Attacken gegen friedliche Demonstranten müssten Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden, verlangten sie.

„Samstag war der blutigste Tag, seit die Demonstrationen gegen den Coup begonnen haben“, teilten sie mit. Unter den mindestens 107 Toten seien nach glaubhaften Berichten sieben Minderjährige. Hunderte seien verletzt und festgenommen worden. „Die internationale Gemeinschaft hat die Pflicht, die Bevölkerung von Myanmar vor solchen grausamen Verbrechen zu schützen.“ Wenn ein Staat versage, müsse die internationale Gemeinschaft einschreiten. Der US-Außenminister Antony Blinken sprach auf Twitter von einer „Schreckensherrschaft“ des Militärs. Auch Militärchefs aus zwölf Staaten verurteilen die Gewalt aufs Schärfste.

Brutales Vorgehen

Nach Angaben des Nachrichtenportals Myanmar Now sind zuletzt 114 Menschen in 44 Städten getötet worden. In Sozialen Netzwerken werden Bilder geteilt, wonach die Einsatzkräfte weiterhin brutal gegen den Widerstand in der Bevölkerung vorgehen sollen. Nach Medienberichten sollen Polizisten und Soldaten bei einer Beerdigung eines getöteten Studierenden im südlichen Bago auf die anwesenden Trauergäste geschossen haben.