Die direkte Ausbreitung des Virus von Fledermäusen auf den Menschen wurde unterdessen als wahrscheinlich eingestuft, die Ausbreitung durch Lebensmittel als möglich, aber nicht wahrscheinlich. Internationale Expertinnen und Experten in verschiedenen Disziplinen wie Zoologie und Epidemiologie hatten im Jänner mehrere Wochen nach dem Ursprung der Pandemie gesucht. Dazu reisten sie nach Wuhan in China, wo Ende 2019 die ersten Coronavirus-Infektionen bei Menschen registriert worden waren.
Der engste Verwandte des Virus, das Covid-19 verursacht, wurde in Fledermäusen gefunden, die bekanntermaßen Coronaviren tragen können. Der Bericht sagt jedoch, dass „der evolutionäre Abstand zwischen diesen Fledermausviren und SARS-CoV-2 auf mehrere Jahrzehnte geschätzt wird, was auf ein fehlendes Bindeglied hindeutet“. Im Bericht, der der AFP in Auszügen vorliegt, heißt es weiters, dass sehr ähnliche Viren in Schuppentieren gefunden wurden. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellen aber auch fest, dass Nerze und Katzen für CoV empfänglich sind, was darauf hindeutet, dass sie Träger sein könnten.
Laborunfall „extrem unwahrscheinlich“
Die These, das Virus sei aus einem Labor entwichen, wurde hingegen als „extrem unwahrscheinlich“ bezeichnet. Diese Vermutung zum Ursprung der Pandemie war unter anderen vom früheren US-Präsidenten Donald Trump geäußert worden. Die nun präsentierten Ergebnisse waren größtenteils wie erwartet und lassen viele Fragen offen. Doch der Bericht lieferte ausführliche Details über die Argumentation hinter den Schlussfolgerungen des Teams. Die Expertinnen und Experten schlugen weitere Forschung in jedem Bereich vor, mit Ausnahme von Trumps Behauptung.

Unschlüssig sind sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler darin, ob der Ausbruch auf dem Huanan-Fischmarkt in Wuhan begann, auf dem im Dezember 2019 eine der frühesten Häufungen von Fällen auftrat. Die Entdeckung anderer Fälle vor dem Ausbruch auf dem Wuhan-Markt deute darauf hin, dass der Ausbruch woanders begonnen haben könnte.
Der Bericht merkt an, dass es mildere Fälle gegeben haben könnte, die möglicherweise unentdeckt blieben. „Daher kann derzeit keine eindeutige Schlussfolgerung über die Rolle des Huanan-Marktes bei der Entstehung des Ausbruchs oder darüber, wie die Infektion in den Markt eingeschleppt wurde, gezogen werden“, heißt es in dem Bericht.
Start der Mission mit Verzögerung
Die WHO-Mission war mit einiger Verzögerung gestartet, auch die Vorstellung des Berichts ließ auf sich warten. Die Nachforschungen nach dem Ursprung der Pandemie sind politisch heikel. Die USA haben auch unter dem neuen Präsidenten Joe Biden wiederholt die Befürchtung geäußert, der WHO-Bericht könne nicht alle Erkenntnisse und Hinweise offenlegen. Peking hebt hingegen hervor, dass die WHO-Mission in Wuhan nur dank Chinas wissenschaftlicher Zusammenarbeit möglich gewesen sei.
Das Coronavirus breitet sich über einem Jahr schnell in aller Welt aus. Mehrere Virusmutationen sind zudem bisher bekanntgeworden. Mittlerweile wurden schon mehr als 127 Millionen Ansteckungen auf der Welt nachgewiesen. Über 2,78 Millionen Infizierte starben.