Junge Frau mit Hulahoop-Reifen
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Im Ring, am Seil, auf Rollen

Fitnesstrends wecken Erinnerungen

In Zeiten geschlossener Fitnessstudios und Schwimmbäder ist bei der Suche nach alternativen Sport- und Bewegungsmöglichkeiten Kreativität gefragt. Wenig überraschend, und mittlerweile kaum zu übersehen, geht der Trend zu Sportgadgets, die man auch zu Hause und vor allem alleine verwenden kann. Wie in der Mode ist nicht alles neu, was hip ist – mit Hula-Hoop-Reifen, Springschnüren und Rollschuhen feiern alte Bekannte eine Wiederauferstehung.

Recht hartnäckig hält sich schon seit Monaten der Trend zu den kreisenden Hüften. Influencerinnen auf Instagram und TikTok schwören aufs „hullern“ und sorgten dafür, dass von ihnen beworbene Hersteller Myriaden der bunten Reifen absetzen konnten – so viele, dass besonders gefragte Modelle wochenlang vergriffen waren. Ein flacher Bauch, eine definierte Taille und Gewichtsverlust sind die Versprechen, die mit dem Hula-Hoop-Training einhergehen. Schauspielerin Brie Larson soll sich mit dem Reifen in Form für ihre Rolle in „Avengers: Endgame“ gebracht haben, Beyonce, Ex-First-Lady Michelle Obama und Schauspielerin Liv Tyler zählen ebenfalls zu den Hula-Hoop-Fans.

Anders als der Alptraum vieler, die den Hype in der Kindheit schon nicht verstanden haben – nicht jeder beherrschte damals den richtigen Hüftschwung –, sind die Reifen heute wesentlich schwerer. Gut ein bis eineinhalb Kilo soll das Fitnessgerät für eine erwachsene Person wiegen, um den optimalen Effekt zu erzielen. Durch die höhere Fliehkraft lassen sich die Reifen wesentlich leichter in der Luft halten als ihre Vorfahren, die Ende der 1950er Jahre ausgehend von den USA ihren Siegeszug um die Welt feierten. Andererseits berichten gerade Anfängerinnen und Anfänger oft von veritablen blauen Flecken nach den ersten Trainingsrunden.

Erfolgsversprechen bei regelmäßigem Training

Die Nebenwirkungen sollen aber zu vernachlässigen sein. Regelmäßiges und ernsthaftes Training vorausgesetzt, soll das Hula-Hoop-Training jedenfalls durchaus effizient sein. Eine finnische Studie kam zum Schluss, dass täglich 13 Minuten über einen Zeitraum von sechs Wochen signifikante Ergebnisse brachte: Der Taillenumfang der 55 Probandinnen und Probanden verringerte sich um durchschnittlich drei Zentimeter.

Eine kanadische Studie kam zu einem ähnlichen Ergebnis, hier verloren die Teilnehmerinnen sogar 3,4 Zentimeter Taillenumfang und 1,4 Zentimeter an der Hüfte. Neben allgemeiner Fitness stärkt das Reifentraining die Rumpfmuskulatur und wird von Hebammen wegen seiner Wirkung auf den Beckenboden auch für das Aufbautraining nach einer Geburt empfohlen.

Springschnurspringen heißt jetzt Jump Rope Skipping

Ähnlich dem Hula-Hoop-Reifen war auch die Springschnur jahrzehntelang eher im Kinderzimmer und Pausenhof beheimatet als im Fitnessregal der Erwachsenen. Als Ganzkörpertraining, das gleichzeitig Ausdauer und koordinative Fähigkeiten stärkt, feierte das Seil mit den zwei Griffen ein Pandemie-Comeback, das sich ebenfalls auf TikTok und Instagram niederschlug.

Zehn Minuten Seilspringen sollen ähnlich viele Kalorien verbrennen wie eine halbe Stunde laufen, gleichzeitig werden nicht nur die Bein-, sondern auch die Oberkörpermuskeln gestärkt. Springschnur-Influencer wie Jump Rope Jimmy und Mira Waterkotte geben ihrem Millionenpublikum auf TikTok, YouTube und Instagram in Tutorials Tipps für das richtige Jump Rope Skipping, helfen Einsteigern mit den Hinweisen zum richtigen Material und zeigen in Zeitlupenaufnahmen, wie auch schwierigere Tricks gelingen. Ein weiterer Vorteil der Disziplin: Sie braucht nicht viel Platz und kostet nicht viel Geld.

Auf Rollen über Stadt und Land

Weniger statisch ist ein weiterer Sporttrend, der in Wellen alle paar Jahre auftaucht. Was in den 1980er Jahren die schicken Disco-Rollers (meist bunte Rollschuhe) waren, die sich nicht zuletzt durch das Rollschuhmusical „Starlight Express“ seuchenartig verbreiteten, wandelte sich in den 1990ern zu eher sportlichen Inlineskates. In den 2000er-Jahren verbreitete sich der Rollschuh-Mannschafts-Vollkontaktsport Roller Derby in Europa, mit der Disney-Telenovela „Soy Luna“ wurden neonfarbene Rollschuhe auch in den Kinderzimmern wieder zum Must-have.

Mit der Pandemie sind nun sowohl Inlineskates als auch Rollschuhe wieder oft im Stadt- und Landbild zu sehen. Die „Vogue“ führt den Trend auf das Gefühl der Freiheit zurück – die gleitende Vorwärtsbewegung sei das perfekte Gegengefühl zum vergangenen Jahr, einem Jahr des Stillstands, der Frustration und der Bewegungsunfähigkeit.

Aus sportlicher Sicht ist die Entscheidung für die rollenden Schuhe leicht nachzuvollziehen. Der Energieverbrauch ist niedriger als beim Laufen, was es auch Einsteigerinnen und Einsteigern erleichtert, gleich längere Strecken zurückzulegen. Gleichzeitig werden mehr Muskelgruppen beansprucht. Einfaches Skaten ist schnell gelernt, für Anspruchsvollere bietet der Sport quasi endlos Möglichkeiten, neue Techniken und Tricks zu lernen.