Ahoy Arena in Rotterdam
APA/AFP/Koen Van Weel
Publikum erlaubt

Song Contest als Massenexperiment

Der 65. Eurovision Song Contest soll im Mai in Rotterdam doch mit Publikum stattfinden. Einige tausend Zuschauerinnen und Zuschauern sollen zu den Shows Zutritt bekommen. Das teilten die niederländischen Organisatoren am Donnerstag mit. Die Regierung in Den Haag hatte zuvor angekündigt, dass der Song Contest zum Testfall gemacht werde.

Im Rahmen eines Forschungsprojekts werde untersucht, ob und wie in Pandemiezeiten Ereignisse mit Publikum sicher organisiert werden können. Die Niederlande sind seit Mitte Dezember im Lockdown, und eine Lockerung der Maßnahmen ist bisher nicht abzusehen. Unklar ist aber, ob wegen der Reisebeschränkungen nur Niederländerinnen und Niederländer anwesend sein können.

Bei allen neun Shows – sechs öffentliche Proben, zwei Halbfinale und das große Finale vom 18. bis 22. Mai – sollen jeweils maximal 3.500 Zuschauer zugelassen werden. Das ist etwa die Hälfte der möglichen Zuschauerzahl. Voraussetzung ist, so die Organisatoren, dass jeder ein negatives Testergebnis vorweisen könne. Produzent Sietse Bakker begrüßte die Entscheidung: „Davon konnten wir eigentlich nur träumen.“

Im Vorjahr erstmals in Geschichte abgesagt

Der Wettbewerb war wegen der Pandemie im vergangenen Jahr erstmals in seiner Geschichte abgesagt worden. Die Organisatoren hatten bereits entschieden, dass der Song Contest nun in jedem Fall in Rotterdam stattfinden werde. Allerdings war noch unklar, ob Publikum zugelassen wird.

In den kommenden Wochen soll klar werden, wie die Zulassung des Publikums organisiert werde. Die Regierung schließt allerdings nicht aus, dass die Entscheidung bei deutlicher Verschlechterung der Infektionszahlen auch wieder rückgängig gemacht werde. Im Rahmen des Forschungsprojekts Fieldlab hatte es in den vergangenen Wochen mehrere Veranstaltungen mit Zuschauern gegeben – darunter eine Theatervorstellung, eine Konferenz, ein Festival und ein Fußballspiel.

Österreich mit „Amen“ vertreten

Österreich wird dieses Jahr von Vincent Bueno mit dem Song „Amen“ vertreten. Der Musiker – er wird mit Startnummer fünf performen – muss sich im zweiten Halbfinale am 20. Mai beweisen und eines von zehn Tickets für das große Finale ergattern. Österreich matcht sich mit 16 weiteren Teilnehmerländern, darunter Estland, Tschechien, Island, Serbien und die Schweiz.

Vincent Bueno
ORF/Roman Zach-Kiesling
Vincent Bueno wird mit der Powerballade „Amen“ für Österreich antreten

Die Zuteilung in die beiden Semifinale wurde per Los entschieden, die genaue Startreihenfolge wiederum nach dramaturgischen Gesichtspunkten gewählt. Fix qualifiziert für den Showdown am 22. Mai sind neben den Gastgebern Niederlande auch die „Big Five“ Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien. Damit sind 26 Nationen im Finale dabei. Insgesamt sind heuer 39 Länder beim Song Contest dabei.

Die Powerballade „Amen“ handelt Bueno zufolge vom Loslassen und Abschiednehmen – für den Künstler ein Ausdruck des „inneren Kampfs, den jeder kennt, mit den eigenen Stärken und Schwächen, der in eine helle Zukunft führt“. Bueno sollte Österreich bereits im Vorjahr beim Song Contest vertreten – und zwar mit dem Song „Alive“. Wie viele andere Länder auch, entschied sich Österreich, den nominierten Künstler des Vorjahrs heuer zu schicken, laut EBU-Regularien muss aber der Song neu sein.

Testkonzerte in Berlin und Barcelona

Erste Testkonzerte gab es zuletzt auch in Berlin und Barcelona – freilich unter strengen CoV-Auflagen. Zu dem ausverkauften Event auf dem Holzmarkt-Gelände an der Spree in Berlin kamen laut Veranstalter rund 70 Besucher, die sich vorher online anmelden, Schnelltests absolvieren und eine Maske tragen mussten.

Aus dem Senat kam daraufhin aber ein Dämpfer: Bürgermeister Michael Müller hatte zwar erklärt, bisherige Projekte wie das Konzert in der Berliner Philharmonie mit 1.000 Besuchern oder ein Theaterabend im Berliner Ensemble seien sehr erfolgreich umgesetzt worden. Im Moment sei man aber in einer Situation, „wo man das nicht nahtlos weiterführen kann.“

5.000 Zuschauer bei Konzert in „Palau de Sant Jordi“

In Barcelona tanzten am Wochenende gar 5.000 Zuschauer ohne Abstandsregeln bei einem Konzert der spanischen Indie-Popband Love of Lesbians. Die Veranstaltung in der für bis zu 24.000 Gäste ausgelegten Mehrzweckhalle „Palau de Sant Jordi“ war von den Gesundheitsbehörden ausdrücklich erlaubt. Vor und während des Konzerts galten strenge Schutzmaßnahmen, die von einem Ärzteteam überwacht wurden. Alle Zuschauer mussten am Tag des Konzerts in einem von drei speziellen Testzentren zwischen 8.00 Uhr und 16.00 Uhr einen Schnelltest machen. Zudem mussten sie einwilligen, dass ihre Daten mit denen der Gesundheitsbehörden abgeglichen werden.

Konzert in Barcelona
AP/Emilio Morenatti
Großkonzert mit Masken, aber ohne Abstand in Barcelona

Beim Eintritt in den Palau wurden die Körpertemperatur gemessen und FFP2-Masken verteilt, die während des Konzerts zu tragen waren. Für den Zuschauerbereich, der in drei Zonen unterteilt war, gab es je eigene Eingänge, Barbereiche und Sanitäranlagen. Die Zuschauer durften nicht von ihrer Zone in eine andere wechseln. Für eine besonders starke Belüftung sei gesorgt worden, betonten die Veranstalter.