Hugo Portisch und ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz
APA/Herbert Neubauer
„Prägend und wichtig“

Reaktionen auf Tod von Portisch

Politiker und Politikerinnen sowie Journalisten und Journalistinnen haben der Familie und den Freunden der Journalistenlegende Hugo Portisch, dessen Ableben im 95. Lebensjahr Donnerstagnachmittag bekanntgeworden war, kondoliert. Der ORF trauert um einen „seiner klügsten Journalisten, Analytiker des Weltgeschehens und einen der vehementesten Proponenten für einen reformierten Rundfunk“.

Ohne ihn wäre die Institutionalisierung des unabhängigen Journalismus als wichtige demokratiepolitische Kontrollinstanz jahrelang Chimäre geblieben, teilte der ORF mit. „Hugo Portisch war einer der bedeutendsten Journalisten in der Geschichte der Zweiten Republik und eine der prägendsten und wichtigsten Persönlichkeiten in der Geschichte des ORF“, so ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. Für Millionen Österreicherinnen und Österreicher sei er über Jahrzehnte der beste Vermittler von internationalen und historischen Zusammenhängen gewesen.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen schrieb auf dem Kurznahrichtendienst Twitter: „Mit Hugo Portisch ist ein herausragender Österreicher von uns gegangen. Er wird eine große Lücke in unserem Land hinterlassen. Portisch war nicht nur Journalist, er war außerdem so etwas wie das ‚Geschichtsbuch‘ Österreichs“, so der Bundespräsident. „Seine Art zu berichten war packend und verständlich, ihm gelang die seltene Kunst, hochkomplexe Zusammenhänge klar und deutlich zu vermitteln.“

Portisch habe nicht einfach nur berichtet, was war, „er ließ Österreich seine Zeitgeschichte spüren. Was er geschafft und geschaffen hat, wird uns allen erhalten bleiben. Er hat das Land, dessen Zeitgeschichte er vermittelte, auch aufgeklärt und damit nachhaltig geprägt.“

„Ganz große Persönlichkeit unseres Landes“

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sah in Portisch eine „der ganz großen Persönlichkeiten unseres Landes“. Mit ihm verliere Österreich einen „Jahrhundertjournalisten“. Portisch sei für Generationen der Erklärer der Nation gewesen. „Er hat nicht nur Zeitgeschichte erzählt und erklärt, Hugo Portisch selbst ist ein Teil österreichischer Zeitgeschichte“, so der Bundeskanzler.

Einen der „ganz Großen“, einen „herausragenden Journalisten, der uns die Welt ins Wohnzimmer gebracht hat“, habe man verloren, bedauerte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne). „Er war eine Instanz der politischen Aufklärung und eine engagierte Stimme, die den demokratischen Aufbruch in Osteuropa begleitet hat“, würdigte ihn Kogler. „Wir werden seine Stimme und Analysen vermissen.“

Der Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) sprach von einem traurigen Tag für Österreich. „Hugo Portisch hat die Politik Österreichs und der Welt den Menschen ins Wohnzimmer geliefert. Er hat Politik so erklärt, dass sie jeder verstanden hat“, so Sobotka.

Fotostrecke mit 8 Bildern

Hugo Portisch vor dem Parlament
picturedesk.com/First Look
Der breiten Öffentlichkeit wurde Portisch als Chefkommentator des ORF-Fernsehens bekannt
Hugo Portisch bereitet sich auf seine erste Reise in die Sowjetunion vor.
Pressefotograf K. Koranda
Hier bereitete sich der Journalist auf seine erste Reise in die damalige Sowjetunion vor
Volksbegehren für eine Rundfunk- und Fernsehreform 1964
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Portisch war aber auch maßgeblich am erfolgreichen Rundfunkvolksbegehren beteiligt
Hugo Portisch
picturedesk.com/KURIER/Gilbert Novy
Als Experte wurde er in Medien immer wieder zitiert
Minister Alexander Schallenberg übergibt das Große Goldene Ehrenzeichen im Dezember 2019 an Hugo Portisch
APA/Helmut Fohringer
Für seine Arbeit wurde Portisch u. a. mit dem Karl-Renner-Preis und dem Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet
„Club 2“, „Hört die Signale“ mit Hugo Portisch, Alexander Jakowlew, Marion Gräfin Dönhoff und Henry Kissinger
ORF/Thomas Ramstorfer.
Im „Club 2“ diskutierte Portisch auch mit dem früheren US-Sicherheitsberater und Außenminister Henry Kissinger
Hugo Portisch und Franziska Weisz bei „Willkommen Österreich“ mit Christoph Grissemann und Dirk Stermann im März 2013
ORF/Hans Leitner
Selbst bei „Willkommen Österreich mit Stermann & Grissemann“ war der Journalist zu Gast
Hugo Portisch begleitet als Chefkommentator des ORF Papst Johannes Paul II. auf seiner ersten Reise ins Ausland nach Irland und in die USA
www.fotografiafelici.com
Portisch begleitete Papst Johannes Paul II. auf seiner ersten Reise ins Ausland nach Irland und in die USA

„Können nicht genug danken“

Eine große, schmerzende Lücke hinterlasse der Tod von Hugo Portisch, reagierte SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner. „Ein Jahrhundertjournalist, eine moralische Instanz, ein standhafter Humanist. Was für ein Leben hat er gelebt. Uns alle hat er bereichert. Meine Anteilnahme gilt seiner Familie und Freunden“, so Rendi-Wagner. Die Stadt Wien sichert dem „Journalistendoyen“ ein Ehrengrab, wie der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) in einer Aussendung mitteilte – mehr dazu in wien.ORF.at. „Er war ein Vorbild für Generationen kritischer Journalisten. Keine und keiner erklärte so gut wie er komplizierte politische Zusammenhänge.“

„’Österreich II’ und später ‚Österreich I‘ haben bei vielen jungen Menschen, wie auch bei mir persönlich, das Interesse für die Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte geweckt und gefördert. Wir verlieren in ihm einen großen Analysten und Kenner der österreichischen Politik, geschätzt und verehrt weit über die Grenzen Österreichs hinaus“, ließ Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) wissen.

ÖVP-Außenminister Alexander Schallenberg erinnerte sich in einer Aussendung, wie er als junger Bub vor dem Fernseher saß und nicht zuletzt durch Portisch unsere Geschichte kennenlernte. Sein Tod hinterlasse eine Lücke, die nicht zu schließen sei. „Für all das, was er für unser Land geleistet hat, können wir ihm nicht genug danken“, meinte der Außenminister.

„Öffentlichen Diskurs stark geprägt“

In Gedanken bei seinen Angehörigen ist auch Grünen-Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer: „Es ist selten, dass journalistische Beobachter den öffentlichen Diskurs so stark prägen, dass man von einem eigenen Genre, einer eigenen Kunstform sprechen kann. Hugo Portisch hat das vor allem, aber nicht nur mit den Fernsehserien ‚Österreich I‘ und ‚Österreich II‘ geschafft, und er hinterlässt Österreich damit einen großen – auch kulturellen – Schatz.“

Hugo Portisch – eine Journalistenlegende

In „Burgenland heute“ sprach Hugo Portisch über seine über 70 Jahre währende Laufbahn als Journalist.

Als einer „der wichtigsten und prägendsten Journalisten Österreichs“ wurde Portisch am Donnerstag von Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) bezeichnet. Darüber hinaus sei Portisch ein für viele Generationen unverzichtbarer Begleiter und hochkompetenter Erklärer gewesen und habe „unser Geschichtsbewusstsein und unser Weltbild“ geprägt.

ORF-Journalisten und -Journalistinnen trauern

„Ich habe wie viele österreichische Journalistinnen und Journalisten einen Freund verloren, die Bevölkerung hat mit dem Tod von Hugo Portisch ihren Geschichtslehrer verloren. Ich darf im Namen der NEOS, aber auch ganz persönlich, der Familie dieses großartigen Menschen unser herzlichstes Beileid ausdrücken. Er war uns allen ein großes Vorbild“, würdigte ihn NEOS-Nationalratsabgeordneter Helmut Brandstätter.

Gernot Blümel, Finanzminister und Landesparteiobmann der ÖVP Wien, und Landesgeschäftsführerin Bernadette Arnoldner schrieben: „Portisch war der Doyen unter den österreichischen Journalisten, ein ‚Vollblutjournalist‘, der in unterschiedlichsten Rollen Mediengeschichte geschrieben hat. Vor allem als Chefkommentator im ORF hat er es wie kaum ein Zweiter verstanden, komplizierte Zusammenhänge in einfachen Worten zu erklären.“

Auch die Journalistinnen und Journalisten des ORF trauern um Portisch. „Sein Tod reißt ein tiefes Loch in den heimischen Journalismus. Portisch war der bedeutendste Journalist in der heimischen Nachkriegsgeschichte, das gute Gewissen der Branche, ein wacher Mahner und Vorbild für Generationen von Journalistinnen und Journalisten. Und einer der wichtigsten Kämpfer für die parteipolitische Unabhängigkeit der ORF-Berichterstattung.“

„Hugo Portisch war ein Meister im Verständlichmachen von geschichtlichen wie aktuellen Zusammenhängen.“ Mit diesen Worten würdigte Kardinal Christoph Schönborn den Verstorbenen. Portisch habe es verstanden, die komplexe Welt einfach und glaubwürdig zu erklären. Tief betroffen zeigte sich auch die Präsidentin von Reporter ohne Grenzen Österreich, Rubina Möhring.