Bisher rund 40 Lungentransplantationen bei Covid-19

Weltweit haben nach Angaben der Medizinischen Universität Wien bisher mindestens 40 Covid-19-Patienten als letzten Rettungsversuch eine neue Lunge erhalten. „Die Transplantation ist deutlich komplexer als bei anderen Patienten“, sagte der Wiener Thoraxchirurg Konrad Hötzenecker heute.

Die Entfernung der vom Coronavirus zerstörten Lunge sei schwierig, außerdem seien die Patienten in einem äußerst schlechten Zustand. Die Überlebensrate nach der kritischen Frist von drei Monaten liege aber bei 95 Prozent. In Wien wurden zwölf der rund 40 den Experten bekannten Lungentransplantationen bei Covid-19-Patienten gemacht.

Erste Patientin führt normales Leben

Als erster Patientin in Europa wurde an der MedUni Wien einer 44-Jährigen im Mai 2020 eine neue Lunge eingesetzt. „Ihr geht es gut. Sie führt inzwischen wieder ein normales Leben“, sagte Hötzenecker, Leiter des Wiener Lungentransplantationsprogramms, das mit rund 100 Transplantationen pro Jahr gemeinsam mit jenen in Toronto, Cleveland und Hannover zu den größten der Welt gehört.

Aufbauend auf der Wiener Expertise wurden nun zusammen mit Experten und Expertinnen aus den USA, Europa und Asien im Journal „The Lancet Respiratory Medicine“ generelle Auswahlkriterien für eine Lungentransplantation im Fall von Covid-19 vorgestellt.

Nur bei bestimmten Voraussetzungen

Klar sei, dass ein dermaßen komplexer Eingriff nur für Menschen infrage komme, die aufgrund ihres Alters und eines allgemein günstigen Gesundheitszustandes gute Chancen auf eine Genesung mit neuer Lunge hätten, so Hötzenecker.

Als Kriterien für eine mögliche Transplantation wurden unter anderem das Ausschöpfen aller konservativen Therapieoptionen, keine Erholung der durch Covid-19 geschädigten Lunge trotz mindestens vierwöchiger Beatmung, mehrfacher Nachweis des irreversiblen Lungenschadens sowie das Fehlen relevanter Begleiterkrankungen vorgeschlagen.

Angesichts der dritten Coronavirus-Welle erhalte die MedUni Wien wieder vermehrt Anfragen von Intensivstationen, ob eine Transplantation infrage käme, so Hötzenecker.