Diözese St. Pölten: Kritik an Umstrukturierung

Kurz vor Ostern ist erneut Aufregung um den St. Pöltner Bischof Alois Schwarz aufgekommen. Grund ist die Vorgangsweise bei der geplanten Umstrukturierung der Diözesanverwaltung. Mehrere katholische Laienorganisationen fühlen sich ignoriert und übergangen, außerdem sollen Führungskräfte und Mitarbeiter unzufrieden sein. Wie die „Salzburger Nachrichten“ („SN“, Onlineausgabe) heute berichteten, zeigt sich die Bischofskonferenz vorerst abwartend.

Gestartet worden war der Organisationsentwicklungsprozess in der Diözese St. Pölten im Juni des Vorjahres. Im Mittelpunkt steht dabei die Verwaltung und nicht die Pfarrstruktur. Der Fokus werde auf Zukunftsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit gelegt, wurde damals mitgeteilt.

Als Ziele gelten flachere Hierarchien und die Vermeidung von Doppelgleisigkeiten. Ein weiterer Effekt soll die Stärkung der Seelsorge sein. Die dafür zuständige Direktion wird aufgelöst, kommen sollen sechs Ressorts, die dem Bischof unterstellt werden.

Verhärtete Fronten

Die bei den Umsetzungsschritten an den Tag gelegte Vorgehensweise führte laut den „SN“ bei Mitarbeitern, engagierten Katholiken und Laienorganisationen zu Verunsicherung. Unter anderem sei ein Kärntner Unternehmensberater beauftragt worden und habe mit etwa 50 Personen ausführliche Gespräche geführt. Dass danach nur Inhalte an den Bischof herangetragen worden seien, in denen es um Probleme gegangen war, wurde von Schwarz’ Sprecherin Katharina Brandner dementiert.

Nicht zuletzt verhärtete Fronten haben laut „SN“ dazu geführt, dass der Direktor des Pastoralen Dienstes für einen Monat vom Dienst freigestellt wurde. Zudem legte der Leiter des Schulamts seine Funktion nieder.

Protestbrief an Schwarz

63 führenden Personen aus den katholischen Laienorganisationen – von der Jungschar bis zum Seniorenarbeitskreis – haben unterdessen einen an Schwarz gerichteten Protestbrief unterzeichnet. Sie fühlen sich beim Prozess der Umstrukturierung ignoriert.

In den „SN“ zu Wort gemeldet hat sich am Karfreitag mit Angela Lahmer-Hackl, der stellvertretenden Vorsitzenden der neuen Frauenkommission in der Diözese St. Pölten, eine Unterzeichnerin. Sie stört besonders, dass in der künftigen Leitungsebene der Diözese weder die Frauen noch die Seelsorge vertreten sein sollen. Die Proteste gege den Umstrukturierungsprozess seien „ein pastoraler Super-GAU“.

Ein Sprecher der Bischofskonferenz stellte auf Anfrage der „SN“ klar, dass die Aufsicht über die Amtsführung eines Bischofs alleine beim Papst liegt. Als Vorsitzender der Kirchenprovinz Wien habe Kardinal Christoph Schönborn allerdings eine „allgemeine Aufsichtspflicht“ über die Diözese St. Pölten. „Der Metropolit ist aber kein Vorgesetzter mit Leitungs- und Disziplinarbefugnissen gegenüber den sogenannten ,Suffraganbischöfen’“, hieß es. Schönborns Sprecher betonte, dass eine Stellungnahme allenfalls nach Ostern möglich sei.