Filiale der Credit Suisse in Zürich (Schweiz)
Reuters/Arnd Wiegmann
Vier Mrd. verloren

Köpferollen bei Credit Suisse

Die schweren Turbulenzen des US-Hedgefonds Archegos haben nun ein Köpferollen bei einer der weltweit führenden Investmentbanken, Credit Suisse, zur Folge. Der Chef des Investmentarms, Brian Chin, und die Risikochefin Lara Warner müssen gehen. Denn der Ausfall von Archegos kostet die Schweizer Großbank umgerechnet 3,9 Milliarden Euro.

Dieser Verlust sei „inakzeptabel“, sagte am Dienstag Bankchef Thomas Gottstein. Bonuszahlungen werden gestrichen, die Dividende gekürzt. Der Hedgefonds Archegos Capital Management hatte im März plötzlich Aktien im Milliardenwert abstoßen müssen, Medienberichten zufolge belief sich ihr Wert auf mehr als 20 Milliarden Dollar (mehr als 17 Mrd. Euro).

Die Credit Suisse hatte in großem Stil Aktien für Archegos gehalten und musste sie ebenfalls schnell verkaufen. Sie muss nun 4,4 Milliarden Schweizer Franken (3,9 Mrd. Euro) abschreiben. Für das erste Quartal rechnet die Bank mit einem Vorsteuerverlust von 900 Millionen Franken.

Zweiter Rückschlag binnen weniger Wochen

Der Verwaltungsrat ordnete eine Untersuchung des Vorfalls an. Den Antrag auf Entlastung des Gremiums und der Geschäftsleitung zog er zurück. Die Aktionäre sollen am 30. April über Bonus- und Dividendenkürzungen abstimmen.

Die Credit Suisse war bereits von der Insolvenz der britisch-australischen Finanzgesellschaft Greensill stark betroffen. Der Ausfall von Archegos sei für die Bank zu einem „Alptraum“ geworden, sagte Analyst Naeem Aslam von AvaTrade. Die Bank müsse nun die richtigen Schritte machen, um zu überleben. Die Verluste seien „einfach zu groß“. Stark betroffen vom Archegos-Ausfall ist auch die japanische Bank Nomura; sie schätzt ihren Verlust auf rund zwei Milliarden Dollar.

Die Risikochefin der Credit Suisse, Lara Warner
Reuters/Mike Blake
Lara Warner muss so wie ihr Kollege Brian Chin ihren Sessel bei der Bank räumen

Positionen großteils abgebaut

Die Credit Suisse baute mittlerweile ihre Positionen im Zusammenhang mit dem Hedgefonds Archegos weitgehend ab. Das berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf namentlich nicht genannte Insider. Zwar blieben letzte Risiken bestehen, die Positionen seien aber substanziell verringert worden, sagte eine mit der Situation vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Credit Suisse habe weder zu Archegos Capital noch dessen Gründer Bill Hwang eine Vermögensverwaltungsbeziehung gepflegt, sondern sich auf Handelstransaktionen konzentriert, sagte die Person weiter.

Langfristige „Folgen des Reputationsverlusts“

„Die Kosten von 4,4 Milliarden Franken für Archegos liegen am oberen Ende der Spanne“, so Andreas Venditti von der Bank Vontobel. „Während die kurzfristigen Auswirkungen weniger schwerwiegend zu sein scheinen als befürchtet, werden die vollen Folgen des Reputationsverlusts erst im Laufe der Zeit sichtbar werden.“

„Alptraum“ für die Bank

Auch der Analyst Aslam geht davon aus, dass „das Leiden“ für Credit Suisse noch nicht vorbei ist. „Es scheint, als stünden der Bank noch viele dunkle Tage bevor.“ Der Ausfall von Archegos sei „zu einem Alptraum für die Credit Suisse geworden, und die Bank muss die richtigen Maßnahmen setzen, um zu überleben. Die Verluste sind einfach zu groß, um sie zu schlucken.“