Pommes mit Ketchup
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USA

Krise kratzt an Ketchupversorgung

Es gibt wenige Probleme derzeit, die nicht in Zusammenhang mit der CoV-Pandemie stehen oder mit ihr in Verbindung gebracht werden. In den USA hat sich ein weiteres aufgetan: Das Ketchup wird knapp, zumindest das klein portionierte. Viele Lokale haben Schwierigkeiten, die Würzsauce in gewünschter Form anzubieten.

Essen im Restaurant ist in Zeiten der Pandemie vielerorts untersagt, Lieferung und Take-away sind die Gebote der Stunde – und mit ihnen Ketchup im kleinen Packerl. Wie das „Wall Street Journal“ diese Woche berichtete, ließ die hohe Nachfrage die Preise seit Jänner des Vorjahres um 13 Prozent steigen, beim Marktanteil fraßen die Packerl den konventionellen Plastikflaschen große Anteile weg.

Selbst dort in den USA, wo man noch oder wieder im Lokal speisen kann, sind Ketchupflaschen weitgehend vom Tisch verschwunden. Örtliche Gesundheitsämter riefen Restaurants letztes Jahr dazu auf, gemeinsam genutzte Flaschen aus hygienischen Gründen zu entfernen. Das „Wall Street Journal“ zitierte die diesbezügliche Vorgabe aus Texas: „Stellen Sie Gewürze nur auf Anfrage und in nicht wiederverwendbaren Einwegportionen zur Verfügung.“

Verbrauch weiter gestiegen

Die Ketchupknappheit trifft einen Eckpfeiler der US-Ernährung: Laut dem Marktforschungsunternehmen Euromonitor wurden im letzten Jahr rund 300.000 Tonnen der Tomatensauce außer Haus verbraucht. Der Umsatz im Einzelhandel lag in den USA 2020 bei mehr als einer Milliarde Dollar und damit um etwa 15 Prozent höher als im Jahr davor.

Pommes mit Ketchup
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Ketchup steht in den USA keineswegs nur in Kombination mit Pommes frites hoch im Kurs

Der König des Ketchups mit fast 70 Prozent Marktanteil ist unumstritten Kraft Heinz. Doch auch die mächtige Traditionsmarke war nicht auf die Pandemie vorbereitet und konnte mit den Bestellungen für seine Einwegportionen nicht Schritt halten.

Kraft Heinz legt nach

Das Unternehmen plant, noch im April zwei neue Fertigungslinien in Betrieb zu nehmen, um die Produktion schrittweise um etwa ein Viertel und auf insgesamt mehr als zwölf Milliarden Packungen pro Jahr zu erhöhen. Kraft Heinz hat zudem bereits zusätzliche Schichten in den Werken eingeführt und einige Sorten reduziert, um sich auf die Herstellung von kleinen Packerl konzentrieren zu können.

Und auch eine frühere Innovation aus dem Hause Heinz könnte an Bedeutung gewinnen: „Dip & Squeeze“ nennt sich der Einzelportionsbehälter, der 2011 auf den Markt kam und die oft schwer zu zerreißenden Packungen ersetzen sollte. Im Auge hatte man da vor allem Autofahrerinnen und Autofahrer. Zudem wurde ein Ketchupspender entwickelt, der kontaktlos bedient werden kann.

Hoffen auf Treue

Bis die Versorgungskette wieder problemlos läuft, muss Heinz auf die Treue seiner Millionen von Kundinnen und Kunden setzen. Das „Wall Street Journal“ gab ein Beispiel, wie schnell die Marke ihre Vormachtstellung verlieren könnte: Sean Everett aus Ontario verteilte Heinz-Ketchup bis vor Kurzem über nahezu allem, was auf seinen Teller kam – von gegrillten Käsesandwiches bis zu Makkaroni und Käse. Nun aber habe die pandemiebedingte Ketchupknappheit den einst „magischen“ Einfluss von Heinz auf seine Ernährung gelockert. Er sei nun bereit, jede Marke zu nehmen, die verfügbar wäre.