Bild zeigt eine Ampulle mit AstraZeneca Impfstoff.
Reuters/Staff
AstraZeneca

Diese Woche kompletter Lieferausfall

Der schwedisch-britische Hersteller AstraZeneca kann einmal mehr nicht liefern, was vereinbart war: Statt diese Woche 5.090 Ampullen nach Österreich zu bringen, kommt nun nur rund die Hälfte – und zwar eine Woche später.

Diese Woche traf überhaupt kein Impfstoff des schwedisch-britischen Herstellers ein, wie am Donnerstag bekanntwurde. Die für die Kalenderwoche 14 (5. bis 11. April) angekündigten 5.090 Ampullen werden nun erst in der Kalenderwoche 15 (12. bis 18. April) erwartet. Umgerechnet sind das 50.900 Dosen. Überdies werden nur 2.640 Ampullen geliefert – fast die Hälfte weniger als versprochen. Die Ampullen mit dem AstraZeneca-Impfstoff werden derzeit als Behältnis zu zehn Dosen bereitgestellt.

Wie dazu Generalmajor Andreas Pernsteiner vom Verteidigungsministerium im Gespräch mit der APA sagte, wäre an sich vorgesehen, dass AstraZeneca immer freitags die Lieferungen für die folgende Woche bestätigt. Am Freitag letzter Woche habe man von AstraZeneca nichts gehört, erst am Dienstag nach Ostern habe sich der Hersteller offiziell gemeldet und seine Lieferangaben korrigiert.

„Ähnliche Phänomene“ gebe es bei anderen Impfstoffherstellern nicht, sagte Pernsteiner, der speziell auf Biontech und Pfizer verwies, wo Lieferzusagen stets verlässlich umgesetzt würden und Termine hielten, was sich günstig auf die logistische Abwicklung und das Einhalten von Impfplänen auswirke.

AstraZeneca äußerte sich zu dieser Sache am Donnerstagabend mit einer schriftlichen „Klarstellung“. Man befinde sich bezüglich Liefermengen und Lieferterminen im laufenden Austausch mit Vertretern der Europäischen Kommission. Man habe – wie üblich – am vergangenen Donnerstag Vertreter der Europäischen Kommission über die Lieferungen für die Kalenderwoche 14 informiert. „Die für diese Woche geplanten Dosen werden diese Woche verschickt und kommen je nach Destination möglicherweise erst am kommenden Montag an“, hieß es in einer der APA übermittelten Stellungnahme. Die für die folgende Woche geplanten Dosen würden „davon unberührt ebenfalls nächste Woche geliefert“.

Keine Terminabsagen bekannt

Die nächsten 2.640 AstraZeneca-Ampullen werden ab 14. April an die Impfstellen ausgeliefert, die Bundesländer erfuhren am Mittwoch vom neuen Lieferausfall. In der Bundeshauptstadt müssen dessen ungeachtet in dieser und in der kommenden Woche keine Impftermine mit AstraZeneca-Dosen abgesagt werden, versicherte ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) auf APA-Anfrage. Man verfüge über einen „Puffer“, weil man Lieferschwierigkeiten bei AstraZeneca aufgrund gewisser Erfahrungswerte mittlerweile schon einkalkuliere. „Jeder geplante Erststich kann stattfinden“, bekräftigte der Sprecher.

Wien hat dem Länderschlüssel entsprechend Anspruch auf 21 Prozent der an Österreich ausgelieferten Impfstoffe und hätte in dieser Woche 1.100 AstraZeneca-Fläschchen bekommen sollen. Stattdessen werden 570 Ampullen in der kommenden Woche „nachgeliefert“.

Abmeldungen in der Steiermark

Auch in Oberösterreich habe der Ausfall der Lieferung für diese Woche auf die vorausschauend geplanten Impfungen keine Auswirkungen, teilte der Krisenstab des Landes mit. Alle Impfungen insbesondere des Bildungspersonals könnten durchgeführt werden, Termine würden nicht abgesagt. In Salzburg hat der Lieferausfall zwar Auswirkungen auf das Impftempo, Absagen oder Verschiebungen von Impfterminen seien aber nicht notwendig, sagte der Sprecher des Landes, Franz Wieser, am Donnerstag zur APA.

Auch in den anderen Bundesländern gab es keine Absagen wegen des Ausfalls. In der Steiermark sind indes viele Abmeldungen aufrechter Impftermine auffällig. Der steirische Impfkoordinator Michael Koren sprach von mehreren tausend Abmeldungen von Impflingen, die das Vakzin von AstraZeneca erhalten hätten – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Lieferprobleme bei AstraZeneca

Wegen erneuter Lieferprobleme bei AstraZeneca kommen diese Woche keine Impfstoffdosen in Österreich an. Nächste Woche soll nachgeliefert werden, allerdings auch nur die Hälfte der versprochenen Dosen.

Warten auf Freitag

Spannend wird es auch wieder am Freitag. Dann müsste AstraZeneca die nächste reguläre Lieferung kommunizieren bzw. bestätigen. Zuletzt hieß es, anstelle von 4.780 Fläschchen könnten diesmal 5.910 in Österreich landen. „Ob die Lieferung tatsächlich nächste Woche erfolgen wird oder sie sich auch in die Folgewoche verschiebt, werden wir voraussichtlich erst am Freitag erfahren“, hieß es dazu am Donnerstag seitens des Gesundheitsministeriums.

Bisher wurden in Österreich bis Stand Mittwoch übrigens mehr als 439.027 AstraZeneca-Impfungen verabreicht. Die zweite Dosis – diese ist bei dem Impfstoff erst nach drei Monaten fällig – erhielten bisher 171 Personen. Die ersten Dosen waren am 6. Februar nach Österreich geliefert worden.

Dazu kommen mehr als 1,29 Millionen Dosen von Biontech und Pfizer und über 143.000 Immunisierungen mit Moderna. Laut Gesundheitsministerium sind in der laufenden Woche von Biontech und Pfizer bereits 196.560 Impfdosen eingetroffen, die nun ausgeliefert werden. 62.400 Dosen von Moderna sind unterwegs und wurden noch am Donnerstag erwartet.

Keine genaue Aufschlüsselung

Eine genaue Aufschlüsselung der verabreichten Dosen nach Altersgruppen, Geschlecht und Impfstoff gab das Gesundheitsministerium auf APA-Anfrage nicht bekannt. Somit blieb unklar, wie viele Personen unter 60 Jahren – für diese Gruppe haben mehrere Länder die AstraZeneca-Impfungen gestoppt – dieses Vakzin bisher in Österreich erhalten haben. Das Gesundheitsministerium verwies auf das Impf-Dashboard. Dieses liefert jedoch lediglich eingetragene Impfungen nach Altersgruppen und Geschlecht und die insgesamt verimpften Impfstoffe. „Eine Veröffentlichung zusätzlicher Auswertungsdetails ist derzeit nicht vorgesehen“, hieß es aus dem Ministerium auf APA-Anfrage.

Österreich bleibt bei Impfplan

Erst am Mittwoch hatte das Nationale Impfgremium (NIG) erneut betont, wie wichtig das Vakzin von AstraZeneca für den heimischen Impfplan ist. Daher werde man den Impfstoff weiterhin empfehlen. Das NIG war damit auch der positiven Einschätzung des Impfstoffs durch die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) gefolgt. Diese hatte nach neuerlichen Beratungen am Mittwoch betont, dass der Nutzen des Impfstoffs höher sei als das Risiko. Zuvor hatte die EMA eine Verbindung zwischen seltenen Fällen von Hirnthrombosen und dem Vakzin untersucht. Die Behörde erklärte, dass man zwar einen möglichen Zusammenhang sehe. Das Risiko sei allerdings sehr gering. Die Anwendung des Vakzins werde daher weiterhin „uneingeschränkt“ empfohlen.

Auch alle Bundesländer bleiben bei dem Vakzin, nachdem sie am Donnerstag mit dem Gesundheitsministerium per Video konferiert haben. Das gelte „auch für junge Menschen, die zwar seltener intensivmedizinisch behandelt werden müssen, aber auch von schweren und langfristigen Folgen einer Covid-19-Erkrankung betroffen sein können“, hieß es in einer Aussendung des Ministeriums. Eine „individuelle Auswahl des Impfstoffs“ ist nicht vorgesehen.

Anleitung bei Nebenwirkungen

Um seltene mögliche Impfnebenwirkungen bestmöglich zu behandeln, sei von Gerinnungsexperten eine Vorgangsweise zur Diagnostik und Therapie bei Gerinnungsstörungen bzw. Thrombosen im Zusammenhang mit einer Covid-19-Impfung erarbeitet worden, die dem medizinischen Fachpersonal zur Verfügung gestellt werde. Andere Staaten schränkten die Verteilung trotz des EMA-Entscheids für Jüngere aber ein, etwa Italien und Belgien.

Für Folgeschäden gebe es in Österreich das Impfschadengesetz, wie der niederösterreichische Patientenanwalt Gerald Bachinger am Donnerstag im Gespräch mit der APA erläuterte. Der Bund hafte, und das verschuldensunabhängig. Das bedeutet, der Patient muss nicht ein schuldhaftes Verhalten der Beteiligten nachweisen, die für seine Impfung verantwortlich sind. Betroffene sollten sich an das Sozialministeriumservice und die Patientenanwaltschaften wenden.