Zwei Männer mit Schutzhelmen und einem Plan auf einer leeren Baustelle
Getty Images/Westend61
„Comebackplan“ der Regierung

Opposition vermisst konkrete Inhalte

Mit ihrem „Comebackplan“ für die Zeit nach der Krise will die Regierung bis in einem Jahr wieder 500.000 Menschen, die derzeit arbeitslos oder in Kurzarbeit sind, wieder in Beschäftigung bringen. Das Projekt stellte die Regierung am Samstag im Rahmen einer Pressekonferenz vor. Die Opposition vermisst bei der Vorstellung der bisherigen Punkte „konkrete Maßnahmen“ und kritisierte „inhaltslose Information“.

Die Regierung habe „keine einzige konkrete Maßnahme genannt“, wie Jobs geschaffen werden können, kritisierte etwa SPÖ-Wirtschaftssprecher Christoph Matznetter „eine weitere Ankündigungspressekonferenz“ in einer Aussendung. Seit einem Jahr unternehme die Regierung nichts gegen die Rekordarbeitslosigkeit. Den leeren Versprechungen der Regierung glaube deshalb niemand mehr. Die „Hilfen“ der Regierung seien vielfach nicht nur zu gering gewesen, sondern auch zu spät oder gar nicht angekommen. Auch die EU-Milliarden seien bisher liegen gelassen worden, weil kein konkreter Plan auf den Tisch gelegt worden sei.

Für FPÖ-Wirtschaftssprecher Erwin Angerer ist die Ankündigung der Regierung ebenfalls wieder nur eine „inhaltslose Information“, die krisengebeutelten Unternehmen auf später zu vertrösten. „Wer aber schon grundsätzlich keinen Plan hat, kann auch keinen ‚Comebackplan‘ haben“, sagte Angerer.

Bisher kein Projekt für EU-Fonds genannt

Er kritisierte ebenfalls, dass vonseiten der Regierung bisher „kein einziges Projekt genannt, geschweige denn bei der EU eingereicht wurde, für das uns das EU-Geld zur Verfügung gestellt werden könnte“. Die Frist für die Einreichung von Projekten für diesen EU-Fonds endet bereits Ende April.

Auch NEOS-Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn sah „wieder einmal substanzlose Ankündigungen des PR-Kanzlers. Dass die Bundesregierung erst jetzt, nach über einem Jahr Corona-Pandemie, an einem Plan für die Zukunft der Wirtschaft in Österreich zu arbeiten beginnt, zeugt von der wirtschaftlichen Ahnungslosigkeit von Türkis-Grün“, meinte Schellhorn. Schellhorn findet es „erschütternd“, dass die Regierung „offenbar bis jetzt untätig war und erst ab Montag in Arbeitsgespräche geht“.

Positiver reagierte die Wirtschaftskammer Österreich. Sie begrüßte die Ankündigung der Regierung und will sich in den Prozess mit konkreten Vorschlägen für den wirtschaftlichen Wiederaufbau intensiv einbringen. Im Vordergrund müssten die Entlastung von Betrieben und ihrer Beschäftigten, die Verbesserung der Eigenkapitalstruktur sowie gezielte Anreize für die Stärkung von Digitalisierung und Zukunftsinvestitionen stehen.

Minister für Details verantwortlich

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) will den „Comebackplan“ in drei Themenblöcke „Arbeit“, „Ökologisierung & Digitalisierung“ sowie „Standortstärkung“ gliedern. Dazu werde es ein Bündel an Maßnahmen geben, das auch Elemente umfasst, um Menschen auf die Herausforderungen der Zukunft auf dem Arbeitsmarkt vorzubereiten, heißt es in einem entsprechenden Papier der Bundesregierung. Die Themenblöcke werden jeweils von einem Ministerium zentral betreut und mit den zuständigen Fachministerinnen und Fachministern im Detail verantwortet werden.

Regierung bereitet „Comebackplan“ vor

Die Regierung bereitet einen wirtschaftlichen „Comebackplan“ zur Bewältigung der CoV-Krise vor. Dieser wird in die drei Themenblöcke „Arbeit“, „Ökologisierung & Digitalisierung“ sowie „Standortstärkung“ gegliedert, hieß es am Samstag.

Außerdem werde man auf die steuerliche Entlastung insbesondere von kleineren und mittleren Einkommen setzen, so Kanzler Kurz. Das sei sowohl eine wesentliche Basis für den Wirtschaftsstandort als auch wichtig, damit den arbeitenden Menschen mehr Geld zur Verfügung stehe.

Ökologisieren, digitalisieren und regionalisieren

Beim Themenblock „Ökologisierung & Digitalisierung“ geht es darum, die österreichische Wirtschaft nachhaltig und ökologisch zu transformieren und damit fit für den Wettbewerb der Zukunft zu machen. Dafür brauche es Investitionen in klimafreundliche Technologien und den öffentlichen Verkehr, den Ausbau der digitalen Services sowie des Breitbands im ländlichen Raum ebenso wie eine Ökologisierung des Steuersystems, so die Regierung.

Neben der akuten Bekämpfung der Krise wolle man „den Blick auch weiten und ein paar Schritte vorausdenken“, sagte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne). „Wir wollen modernisieren und nicht nur konservieren, auch wenn es natürlich viele Bereiche gibt, die man einfach wiederaufbauen muss.“

Man wolle ökologisieren, digitalisieren und regionalisieren. Das soll einerseits mittels Förderungen passieren, aber auch durch eine entsprechende Steuerpolitik. „Da geht es an vielen Stellen darum zu entlasten und an anderer Stelle in die Preisgestaltung einzugreifen, um den Klimaschutz zu fördern“, so Kogler.

Kocher, Gewessler und Blümel im „Comebackteam“

Für die Stärkung des Standorts will die Bundesregierung Österreich möglichst wettbewerbsfähig innerhalb der EU positionieren, um hier mehr Anreize zu setzen, in Österreich zu investieren und ausländische Betriebe anzusiedeln. Damit sollen neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

Für das „Comebackteam“ nominiert wurden ÖVP-Arbeitsminister Martin Kocher, Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP). Sie sollen in Zusammenarbeit mit Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP), Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) und ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann sowie der grünen Staatssekretärin Andrea Mayer und Staatssekretär Magnus Brunner (ÖVP) den Plan umsetzen. Den Auftakt bildet am Montag ein Arbeitsgespräch der Minister Kocher, Gewessler und Blümel im Bundeskanzleramt. Der gesamte Wiederaufbauplan soll in den kommenden Wochen vorgestellt werden.

Klar ist für die Regierung bereits, dass sich die Vorhaben aus mehreren Komponenten wie dem Recovery Fund der EU, aber auch aus einer Reihe von nationalen Maßnahmen zusammensetzen soll. Insgesamt möchte die Bundesregierung ein Paket im Ausmaß von mehreren Milliarden Euro auf den Weg bringen. Gleichzeitig sollen weiter Mittel im Kampf gegen die Pandemie für Tests und Impfungen bereitgestellt werden.