Der Umgang mit dem kontaminierten Wasser war in den vergangenen Jahren zu einem stetig wachsenden Problem für das Betreiberunternehmen TEPCO geworfen. Seit der Katastrophe hatten sich Tonnen an Kühlwasser in der Anlage gesammelt, die aktuell in mehr als 1.000 riesigen Metalltanks aufbewahrt werden. Es handelt sich um eineinviertel Millionen Tonnen – die Menge entspricht laut „Washington Post“ etwa jener von 500 olympischen Schwimmbecken.
Mittlerweile sind es so viele Tanks, dass es auf dem Gelände kaum noch Platz gibt, weitere Tanks aufzustellen. TEPCO hatte erklärt, dass die Lagerkapazitäten mit 2022 erschöpft seien. Daher wird seit Jahren um den richtigen Umgang mit dem verstrahlten Wasser gerungen. Eine Ableitung ins Meer war heftig kritisiert worden – unter anderem von Umweltschutzgruppen, Fischereibetrieben und der Bevölkerung der Region.
Tritium bleibt im Wasser
Japans Regierungschef Yoshihide Suga entschied sich nun trotzdem für den Schritt. Aus Sicht der Regierung ist das Prozedere sicher. Das ALPS genannte Verfahren solle fast alle Radionuklide aus dem Wasser entfernen, insbesondere die hochgiftigen wie Strontium und Cäsium. Übrig bleibt laut „Washington Post“ neben geringen Mengen an Carbon-14 vor allem Tritium. Dieses Wasserstoffisotop gilt als weniger gefährlich für den Menschen und wird von AKWs laufend weltweit ins Meer eingebracht.
Tritium lässt sich allerdings nicht herausfiltern. Die Regierung und auch der Betreiber sagen, Tritium sei in geringen Mengen nicht schädlich für die menschliche Gesundheit. Doch die Bürgerkommission für nukleare Energie mit Sitz in Tokio betonte, Tritium sei „immer noch radioaktives Material“ und sollte nicht in die Umwelt gebracht werden.
Auch Nachbarländer besorgt
Auch einige Nachbarländer wie China und Südkorea äußerten am Montag vor der Entscheidung Bedenken. Das US-Außenministerium teilte indes mit, Japan habe die Entscheidung transparent getroffen und scheine einen Ansatz gewählt zu haben, der den weltweit anerkannten Standards für nukleare Sicherheit entspreche.
Im März 2011 war es vor der Ostküste Japans zu einem Erdbeben der Stärke 9,0 gekommen. Das Beben erschütterte die sechs Reaktoren des AKW, die Stromversorgung fiel aus, und es kam in drei Reaktoren zur Kernschmelze. Bei einem darauffolgenden Tsunami kamen fast 20.000 Menschen ums Leben. Das schwere Erdbeben und der Tsunami mit Wellen von bis zu 16,7 Meter Höhe zerstörten das AKW, auch die Notstromaggregate wurden überflutet.
Lagerung des Brennstoffs als offene Frage
Seither beschäftigt die japanische Regierung als Langzeitfolge nicht nur das kontaminierte Wasser. Auch die Lagerung des geschmolzenen atomaren Brennstoffs ist nach wie vor ein gravierendes Problem. TEPCO plant, den durch die Ableitung der Wassertanks gewonnen Platz für die Lagerung des Brennstoffs zu verwenden. Zuletzt wurde bei Untersuchungen herausgefunden, dass sich in den Reaktoren 2 und 3 tödliche Mengen an Radioaktivität befinden.
Etwa 900 Tonnen geschmolzenen und wieder erstarrten atomaren Brennstoffs befinden sich innerhalb der drei defekten Reaktoren. Nichts davon ist bisher sichergestellt. Die Entfernung abgebrannter Brennstäbe wurde vielmehr um mehrere Jahre verschoben – nicht zuletzt wegen der Pandemie. Bis jetzt ist unklar, wie der geschmolzene Brennstoff in den Reaktorblöcken 1, 2 und 3 überhaupt entfernt werden soll. Das sei eine schwierige Frage, so der für die Stilllegung zuständige Akira Ono.
Die Katastrophe in Fukushima war das schlimmste Atomunglück seit der Tschernobyl-Katastrophe von 1986. Es prägte weltweit die Debatte über den Einsatz von Atomkraft, führte aber nicht überall zu den gleichen Schlüssen. Nach wie vor setzen zahlreiche Länder auf Atomenergie. Angesichts der notwendigen Energiewende wird erwartet, dass sich die Debatte verstärkt auch um Atomenergie drehen wird.