Mehrere Verpackungen des Impfstoffs von Johnson & Johnson
Reuters/Shannon Stapleton
Thrombosefälle

USA raten zu Aussetzen von J&J-Impfungen

Just an dem Tag, an dem die ersten CoV-Vakzine des Herstellers Johnson & Johnson (J&J) in Österreich eingetroffen sind, ist eine Hiobsbotschaft aus den USA gekommen: Die dortigen Gesundheitsbehörden raten zu einem sofortigen Aussetzen von Impfungen mit dem Mittel.

Die US-Arzneimittelbehörde FDA und das Seuchenzentrum CDC verwiesen am Dienstag in einer gemeinsamen Erklärung auf das Auftreten einer seltenen Thromboseart in sechs Fällen – betroffen sind laut „New York Times“ („NYT“) sechs Frauen im Alter zwischen 18 und 48 Jahren. J&J erklärte in einer ersten Stellungnahme, die Fälle seien bekannt. Ein klarer kausaler Zusammenhang sei bisher nicht nachgewiesen worden.

Bisher seien mehr als 6,8 Millionen Dosen des Impfstoffs, der Ende Februar in den USA zugelassen worden war und von dem es nur eine Dosis braucht, in den USA gespritzt worden. Bei den nun untersuchten sechs Fälle war es zwischen sechs und 13 Tage nach der Impfung zu Hirnvenenthrombosen gekommen. In drei Fällen sei zusätzlich eine Thrombozytopenie, also ein Mangel an Blutplättchen, gemeldet worden.

EMA registrierte vier Fälle

Am Freitag hatte die FDA noch erklärt, bisher keinen Beweis für einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Impfungen mit dem Vakzin von Johnson & Johnson und Blutgerinnseln gefunden zu haben. Nun hat man sich doch zu einer genaueren Prüfung entschieden. Die EU-Arzneimittelbehörde EMA hatte zuvor von vier Thrombosefällen nach J&J-Impfungen berichtet, von denen einer tödlich verlaufen war.

Vektorimpfstoff

Einem harmlosen Erkältungsvirus wird ein kleiner Teil des genetischen CoV-Codes hinzugefügt. Nach der Impfung soll der Körper Antikörper und Abwehrzellen bilden. Diese kommen in Aktion, sobald eine Infektion mit dem echten Coronavirus erfolgt.

Die EMA hatte zuvor bereits einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Impfstoff von AstraZeneca und Dutzenden, teilweise auch tödlichen Thrombosefällen untersucht. Sie kam zu dem Schluss, dass der Nutzen der Impfung das Risiko überwiegt, und empfahl lediglich, Blutgerinnsel künftig als „sehr seltene Nebenwirkung“ des Impfstoffs aufzuführen. Bei dem Impfstoff des britisch-schwedischen Unternehmens handelt es sich wie beim Impfstoff von Johnson & Johnson um einen Vektorvirenimpfstoff.

Das J&J-Vakzin war Mitte März in der EU zugelassen worden, ist hier aber im Gegensatz zu den USA noch nicht im Einsatz. Der Hersteller hat erst am Montag mit der Lieferung an die EU-Staaten begonnen, die EU-Kommission erwartet bis Ende Juni 55 Millionen Dosen des Impfstoffs.

Österreich bestellte 2,5 Millionen Dosen

In Österreich trafen am Dienstag 16.800 Dosen ein, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Bestellt wurden 2,5 Millionen Dosen. Die nächste Lieferung von 31.200 Vakzinen wird für die Kalenderwoche 17 (ab 26. April) erwartet. Die folgenden Auslieferungen sind noch nicht fixiert.

Der von der Unternehmenstochter Janssen in den Niederlanden entwickelte Impfstoff ist der vierte, der in der EU zugelassen wurde. Eine Unternehmenssprecherin sagte, die am Montag gestarteten Lieferungen seien der erste Schritt, „um die Verpflichtung des Unternehmens zur Lieferung von 200 Millionen Dosen an die Europäische Union sowie nach Norwegen und Island im Jahr 2021 zu erfüllen“.