Grüne: Vergabe von Zeitverwendungsstudie noch im April

Nachdem die ÖVP-FPÖ-Koalition es abgelehnt hatte, eine Zeitverwendungsstudie durchzuführen, ist sie auf Drängen der Grünen in das ÖVP-Grünen-Koalitionsabkommen gekommen. SPÖ und NEOS urgierten die Umsetzung bereits mehrfach. Die grüne Frauensprecherin im Nationalrat, Meri Disoski, betonte gegenüber ORF.at, der Vertrag mit der Statistik Austria werde noch im April unterschrieben. Aus dem zuständigen Frauenministerium hieß es auf Nachfrage, dass derzeit noch Gespräche auf Verwaltungsebene laufen.

Wichtige Daten für Politik

Die Studie ist von politischer Relevanz, da sie insbesondere Aufschluss über die Verteilung unbezahlter Arbeit und das alltägliche Verhältnis zwischen Frauen und Männern sowie Jung und Alt gibt. Für Disoski liefert sie „evidenzbasierte Grundlagen für die Politik“. Sie ist jedenfalls eine wichtige Quelle für sozialwissenschaftliche Arbeiten.

Bisher führte die Statistik Austria diese Studie dreimal durch: 1981, 1992 und zuletzt 2009. Von der EU-Statistikbehörde Eurostat gibt es ein eigenes Handbuch für die von 2020 bis 2022 anberaumte Erhebung für die dritte Harmonisierte europäische Zeitverwendungserhebung (HETUS). Noch ist aber unklar, wie viele Länder mitmachen. Das Handbuch soll eine möglichst einheitliche Erfassung und damit ein hohes Maß an Vergleichbarkeit sicherstellen.

Im Budget bereits eingeplant

Sowohl das Frauenministerium als auch Disoski betonten gegenüber ORF.at, dass die im Regierungsprogramm verankerte Studie heuer im Budget eingeplant ist. Aus dem Ministerium wurde zudem darauf verwiesen, dass es sich um ein umfangreiches Forschungsprojekt handle und die letzte derartige Umfrage mehr als zehn Jahre zurückliege.

Beide betonten zudem, dass bei Zeitpunkt und Durchführung auch die Pandemie berücksichtigt werden müsse – sprich: Man will vermeiden, nur den Pandemiealltag abzubilden, der stärker als sonst etwa von Arbeitslosigkeit, Homeoffice und Distance-Learning geprägt ist.

Zeitaufzeichnungen im Zehnminutentakt

Laut Statistik Austria ist geplant, die Datenerhebung über etwa ein Jahr laufen zu lassen, wobei in jeder Kalenderwoche solche Zeitaufzeichnungen durchgeführt werden. Auf diese Weise sollen saisonale Schwankungen bei den Tätigkeiten abgebildet werden. Rund 4.500 Personen – repräsentativ ausgewählt – werden dabei befragt. Da erfahrungsgemäß nur rund ein Viertel der Angeschriebenen mitmacht, muss ein entsprechend großer Personenkreis angefragt werden.

Die Personen müssen zwei Wochentage in zehnminütigen Zeiträumen dokumentieren. Das wird elektronisch über eine App möglich sein, teils aber – gerade bei älteren Personen – auf Papier und mit Feldinterviewern gemacht. Abhängig vom Starttermin und aufgrund der einjährigen Laufzeit und nachfolgender statistischer Auswertung ist laut Statistik Austria mit einer Präsentation der Ergebnisse ehestens im Frühjahr 2023 zu rechnen.