Eine Frau und ein Mann reihen auf einem Betonboden Kartonschachteln aneinander
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Österreich

OECD-Tipps für den Wirtschaftsaufschwung

Angesichts der Coronavirus-Pandemie und ihrer dramatischen Folgen ruft die OECD dazu auf, Volkswirtschaften „neu zu erfinden“ und damit krisenfester zu machen. Auch in Österreich bestehe dringender Handlungsbedarf, was das Comeback der Wirtschaft betreffe – vor allem in den Bereichen Digitalisierung, Langzeitarbeitslosigkeit und Benachteiligung von Frauen und Geflüchteten.

Die Pandemie habe Schwachstellen wie die Langzeitarbeitslosigkeit offengelegt, die auch von milliardenschweren Hilfspaketen der Regierungen nicht beseitigt werden könnten, heißt es von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

„Die Regierungen müssen jetzt handeln“, forderte OECD-Generalsekretär Angel Gurria am Mittwoch bei einer Onlinekonferenz in Paris. Der wirtschaftliche Aufschwung nach der Krise müsse vorbereitet werden. OECD-Chefökonomin Laurence Boone sagte: „Nach einem verheerenden Jahr 2020 verbessern sich die Aussichten.“

Schnellere Digitalisierung gefordert

Auf Österreich bezogen gebe es vor allem Mängel im Digitalbereich, viele Langzeitarbeitslose und vergleichsweise wenige Vollzeit arbeitende Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Die Lösung dieser Probleme sei entscheidend für eine umfassende wirtschaftliche Erholung, heißt es in der OECD-Studie.

OECD-Prognose

Wegen der Coronavirus-Pandemie schrumpfte die Weltwirtschaft im vergangenen Jahr nach früheren Angaben der OECD um 3,4 Prozent. Für das laufende Jahr wird ein Plus von 5,6 Prozent angenommen.

So vollziehe sich die Anpassung an die Digitalisierung hierzulande langsamer als in vergleichbaren anderen Ländern, obwohl laut OECD in den vergangenen beiden Jahren einige Schritte gemacht worden seien. Trotzdem: Um aufzuholen, müsse das lebenslange Lernen rund um digitale Technologien in allen Bevölkerungsgruppen, speziell aber bei den Älteren und geringer Qualifizierten ausgebaut werden. Arbeitgeberverbände sollten verstärkt eingebunden werden.

Es gehe auch um eine bessere Bereitstellung von ultraschnellem Internet. Verbleibende Hürden im Internethandel sollten ebenso fallen, empfiehlt die OECD. Das könne über Förderungen von Unternehmen gelingen.

Blick von oben auf eine junge Frau mit Laptop und Handy
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Ob Alt oder Jung, die OECD will eine bessere Qualifizierung der Bevölkerung, was digitale Technologien betrifft

„Bildungsergebnisse müssen verbessert werden“

In Österreich sollte auch die Vollzeitbeschäftigung beider Elternteile erleichtert werden, so die OECD. Schließlich werde ein Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter prognostiziert. Dazu könne etwa ein Rechtsanspruch auf eine hochwertige Kinderbetreuung und Ganztagsschulbildung hergestellt werden. „Das würde einem Schrumpfen der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter entgegenwirken.“

Der verhältnismäßig hohe Anteil Langzeitarbeitsloser und auch das im Schnitt verhältnismäßig niedrige effektive Pensionsantrittsalter in Österreich würden durch die Pandemie ebenso verstärkt. Die OECD ortet Anreize, vorzeitig aus dem Erwerbsleben zu scheiden – diese gehörten umgehend abgebaut. Hier wird die Berechnung der Pensionsbeiträge und -leistungen angesprochen, die an demografische und andere strukturelle Entwicklungen angepasst gehörten.

Bei der Integration von Migranten bleibe Österreich ebenso hinter vergleichbaren Ländern zurück, so die OECD. „Die Bildungsergebnisse müssen verbessert“ und somit von sozioökonomischen Hintergründen entkoppelt werden. Die Integration gehöre verstärkt und zwischen Bund, Ländern und Kommunen besser koordiniert.

NEOS sieht „Arbeitsempfehlung“ an Regierung

NEOS fühlt sich aufgrund der OECD-Inputs bestätigt. „Hier wird eine klare Arbeitsempfehlung an die Bundesregierung abgegeben mit Forderungen, für die wir NEOS uns schon seit Jahren einsetzen“, so Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn. „Die Regierung spricht immer davon, dass sie das größte Weiterbildungsprojekt der Republik auf den Weg gebracht hat. Stattdessen hat sie bestehende Projekte lediglich aufgestockt“, kritisierte er in einer Aussendung.

„Es fehlen die Antworten auf die Fragen, wie wir Arbeitskräfte so weiterbilden können, dass sie den Anforderungen am Arbeitsmarkt gerecht werden. Für eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss die Kinderbetreuung hierzulande endlich ausgebaut werden, sodass eine Vollzeitstelle für Mutter und Vater möglich ist“, so Schellhorn.