Bernard Madoff nach seiner Anhörung vor Gericht in New York im Jahr 2009
AP/MediaPunch/IPX/Dennis Van Tine
1938–2021

Milliardenbetrüger Bernie Madoff ist tot

Bernard Madoff, der mit einem weltweiten Schneeballsystem zahllose Menschen um ihr Geld gebracht hat, ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 82 Jahren in einem Gefängnis in North Carolina, wo er eine 150 Jahre währende Haftstrafe verbüßte.

Madoff, dessen Betrugssumme auf rund 65 Milliarden US-Dollar (54 Mrd. Euro) geschätzt wird, litt unter anderem an chronischen Nierenproblemen. Er wurde nach Auffliegen seines Ponzi-Schemas im Jahr 2009 verurteilt und inhaftiert. In elf Anklagepunkten hatte er sich schuldig bekannt, darunter Betrug und Geldwäsche. Madoff hatte über Jahrzehnte vermeintliche Traumgewinne durch Geld neuer Anleger vorgetäuscht.

Er hatte Tausende Einzelpersonen, Wohltätigkeitsorganisationen, Pensions- und Hedgefonds um ihr Geld gebracht. Erst in der Finanzkrise 2008, als viele Investoren plötzlich ihre Mittel abziehen wollten, flog das Betrugssystem auf.

Versäumnisse im System

In der Folge wurden große Lücken bei den US-Aufsichtsbehörden sichtbar, die auf seine Machenschaften wiederholt aufmerksam gemacht worden waren. So wurde etwa 1999 ein Whistleblower von der Börsenaufsicht SEC jahrelang ignoriert. Madoff selbst behauptete später, dass seine Gaunereien nur möglich waren, weil Finanzinstitute wie seine Hausbank JPMorgan gezielt wegschauten.

Ponzi-Schema

Das Betrugssystem, benannt nach dem italienischstämmigen Betrüger Charles Ponzi, ähnelt dem Schneeballsystem. Mit Beiträgen neuer Opfer werden Gewinnausschüttungen der bestehenden Teilnehmer gedeckt.

Madoffs Karriere an der Wall Street hatte in den 1960er Jahren begonnen. Mit Anfang 20 gründete der aus dem New Yorker Stadtteil Brooklyn stammende Finanzmakler kurz nach dem Studium seine eigene Investmentfirma. Mit dem Versprechen hoher Renditen sammelte er fortan viel Geld bei Anlegern ein – Familienmitglieder, Freunde und Bekannte gaben ihr Erspartes. Tatsächlich vermehrte sich das Geld – zumindest auf dem Papier – stetig und Madoff wurde zu einer Größe in Finanzkreisen und einem Mitglied der New Yorker High Society.

Nie ein Aktiengeschäft getätigt

Madoff galt lange als großes Finanzgenie der Wall Street, war ein erfolgreicher Wertpapierhändler und Vorsitzender der Technologiebörse NASDAQ, er sorgte für stabile Zinsen. Zahllose Anleger konnten lange nicht glauben, dass er sie getäuscht hatte – auch weil er durch karitative Tätigkeit gesellschaftlich hochangesehen war. Madoff tätigte Ermittlern zufolge aber nie ein einziges der Aktiengeschäfte für seine Kunden. Stattdessen warb er um frisches Geld bei neuen Opfern und gab es als vermeintliche Gewinne weiter.

Titelblatt zeigt Bernard Maddoff mit „Joker“-Make-up
APA/AFP/Timothy A. Clary
Madoff wurde auch im Zuge der Finanzkrise zur großen Hassfigur (Bild von 2009)

Vom Luxusleben ins Gefängnis

Das Geld half Madoff und seiner Frau Ruth, Luxusgüter wie ein Penthouse in Manhattan, eine Villa in Frankreich, teure Autos und Yachten mit einem Gesamtwert von rund 825 Millionen Dollar zu genießen. „Ich glaubte, als ich dieses Problem, dieses Verbrechen, anfing, dass es etwas sein würde, aus dem ich mich herausarbeiten könnte, aber das wurde unmöglich“, sagte Madoff 2009 vor Gericht.

„So sehr ich es auch versuchte, desto tiefer grub ich mich in das Loch ein.“ Madoffs Werdegang lieferte Stoff für mehrere TV-Serien und Filme. Unter seinen Betrugsopfern waren auch mehrere Hollwood-Stars, etwa Kevin Bacon, Kyra Sedgwick und John Malkovich.

Auch österreichische Opfer

Auch in Österreich gab es verhältnismäßig viele Opfer, die Ansprüche bei Madoff geltend machten. Ab 2009 gab es im Madoff-Zusammenhang Ermittlungen rund um die frühere Wiener Bank Medici und deren Ex-Miteigentümerin Bank Austria. Die Bank verwaltete Fonds, über die Geld an Madoff floss. Laut Nationalbank verloren die Anleger hierzulande 350 Millionen Euro.

Madoff hatte bereits im Februar 2020 in einem Interview mit der „Washington Post“ geklagt, sterbenskrank zu sein und in der Pandemie einen Antrag auf vorzeitige Haftentlassung gestellt, dem jedoch nicht stattgegeben worden war. Sein Anwalt hatte damals erklärt, dass Madoff an einer tödlichen Nierenkrankheit leide und wahrscheinlich nur noch weniger als 18 Monate zu leben habe.