Das Konsortium geht – mit Ausnahme Vorarlbergs – von weiter rückläufigen Fallzahlen aus. Laut den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern werden es täglich 2.300 neue Fälle bis nächste Woche sein. Für den letzten Prognosetag – Mittwoch, 21. April – gehe man von 2.200 Neuinfektionen aus. Die 7-Tage-Inzidenz werde dann 180 pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner betragen.
Die Fachleuten wiesen darauf hin, dass die Entwicklung in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich ist. Die Spannweite reicht von 139 in der Steiermark bis 232 in Wien. In Vorarlberg werde die 7-Tage-Inzidenz auf mehr als 200 steigen.
„Messbarer Effekt“ durch Geimpfte und Genesene
Die effektive Reproduktionszahl näherte sich laut dem Konsortium in den vergangenen Tagen einem Wert von 0,94 an. Das bedeutet, dass ein Infizierter weniger als eine weitere Person ansteckt.
Die Zahl der genesenen und geimpften Menschen in Österreich steigt. Laut den Experten könnten bereits 20 bis 35 Prozent der Bevölkerung dadurch immunisiert sein. Das „beginnt einen messbaren Effekt auf die Infektionsdynamik zu nehmen“, so die Analyse der Fachleute.
Wirkung auf Spitäler zeitversetzt
Trotz rückläufiger Fallzahlen und mehr Geimpfter und Genesener wird die Lage in den Spitälern und besonders auf den Intensivstationen laut Prognose angespannt bleiben. Den Fachleuten zufolge wird Wien ebenso wie das Burgenland und Niederösterreich bis knapp vor dem 28. April – dem Endpunkt der Prognose – über der systemkritischen Auslastungsgrenze von 33 Prozent bleiben.
Ist mehr als ein Drittel der Intensivbetten mit Covid-19-Erkrankten belegt, treten diese in Konkurrenz mit anderen Patientinnen und Patienten, die intensivmedizinischer Betreuung bedürfen. Diese Schwelle bedeutet ein sehr hohes Systemrisiko. Wie die Fachleute in ihrer aktuellen Prognose schreiben, ist auch für Oberösterreich und Vorarlberg eine Überschreitung der 33-Prozent-Schwelle möglich. In Oberösterreich waren zuletzt 30 Prozent der Intensivbetten mit Covid-19-Kranken belegt, in Vorarlberg 17 Prozent.
Österreichweit rechnen die Experten damit, dass die Auslastung der Intensivbetten bis 28. April von aktuell 586 auf 521 zurückgeht. Am Mittwoch befanden sich 586 schwer kranke Covid-19-Patienten in intensivmedizinischer Versorgung. Im Schnitt müssen sie 12,2 Tage lang intensivmedizinisch behandelt werden. Auf den Normalstationen soll die Belegung von 1.770 auf 1.530 sinken.
Kurz: Erstimpfung für sechs Mio. Menschen bis Mitte Juli
Bundeskanzler Kurz kündigte unterdessen am Donnerstag an, dass bis Mitte Juli zumindest sechs Millionen Menschen in Österreich eine Erstimpfung erhalten können. Laut einer Rechnung des Prognoseforschers Niki Popper könnten bis Ende Juni 65 Prozent der unter 65-Jährigen die erste Dosis erhalten haben und alle Älteren zu 100 Prozent geimpft sein, berichtete Ö1. Das wären knapp drei Viertel der impfbaren Bevölkerung.
100.000 Dosen der aus dem Herbst vorgezogenen Biontech-Pfizer-Lieferung sollen bereits am 26. April in Österreich eintreffen. Zu Ostern hatte Kurz angekündigt, dass in den nächsten 100 Tagen alle, die es wollen, eine erste Impfung erhalten könnten. Nun werde man noch schneller sein, so der Bundeskanzler.
Am Donnerstag war bekanntgeworden, dass die Hersteller Biontech und Pfizer den EU-Staaten bis Ende Juni 50 Millionen Dosen CoV-Impfstoff mehr als ursprünglich geplant liefern. Es handelt sich um eine Lieferung, die aus dem vierten Quartal vorgezogen wird. Für Österreich bedeutet das eine Million mehr Dosen im zweiten Quartal.
Der Großteil der Lieferungen wird laut Kurz im Mai und Juni erwartet. „Es wurden Stand heute 100.000 Dosen von Biontech/Pfizer für 26. April avisiert. Wir erwarten die Bestätigung des Liefertermins morgen im Laufe des Tages“, hieß es dazu aus dem Gesundheitsministerium.
Zahl der täglichen Impfungen steigt
Zwei Drittel der Bevölkerung wollten sich impfen lassen, das seien ungefähr fünf Millionen Menschen, sagte der Bundeskanzler. Jeden Tag werden in Österreich laut Kurz derzeit rund 40.000 Menschen immunisiert, im Mai sollen es täglich mehr als 50.000 sein. Das sei die „Basis zur Rückkehr zur Normalität“. Die Coronavirus-Entwicklung bezeichnete der Bundeskanzler als „sehr solide“, auch in den Spitälern gingen die Belagszahlen zurück. „Die Freiheit ist schon greifbar nahe“, sagte Kurz.
Fast 500.000 Impfdosen nach Österreich geliefert
Laut dem Impfdashboard des Gesundheitsministeriums sind im zweiten Quartal seit Anfang April bisher 499.890 Impfdosen nach Österreich geliefert worden. Insgesamt werden bis Ende Juni sieben Millionen erwartet. Die Liefermengen werden nur bis Ende der Kalenderwoche 17 am 2. Mai veröffentlicht. Bis dahin sollen in Summe mehr als 3,3 Millionen Dosen von Biontech und Pfizer, AstraZeneca und Moderna eintreffen.
Der Großteil entfällt mit 2.018.835 Dosen auf Biontech und Pfizer, gefolgt von 1.004.419 Dosen AstraZeneca und 326.400 des Herstellers Moderna. Gerechnet wird auch mit 48.000 Dosen von Johnson & Johnson, diese werden aber derzeit nicht ausgeliefert und verimpft.
Exakt 1.605.395 Menschen in Österreich wurden bis Mittwoch laut den Zahlen des E-Impfpasses zumindest einmal geimpft. Sie entsprechen 18 Prozent der Gesamtbevölkerung. Von Dienstag auf Mittwoch kamen 60.096 Stiche hinzu. Voll immunisiert wurden bisher 658.318 Menschen, die 7,4 Prozent der Bevölkerung ausmachen.
Öffnungskommission nimmt Arbeit auf
Die von der Regierung eingerichtete Öffnungskommission, die über Lockerungen mancher CoV-Maßnahmen berät, nimmt am Donnerstag ihre Arbeit auf. Vertreterinnen und Vertreter von Bund und Ländern beraten dabei mit Fachleuten, wann und unter welchen Bedingungen Öffnungsschritte erfolgen sollen. Im ersten Schritt sollen Leitlinien festgelegt werden, hieß es vonseiten des Kanzleramts zur APA. So soll das Prinzip „Outdoor vor Indoor“ weiterverfolgt werden.
Auf Basis der Leitlinien sollen in weiterer Folge die Details zu den einzelnen Themenblöcken (Testkonzepte, „Grüner Pass“, Zeitleiste der Öffnungen) mit den jeweiligen Fachleuten und Branchen erarbeitet werden. In vielen Bereichen lägen bereits konkrete Vorschläge der betroffenen Branchen zu Konzepten vor, berichtete das Kanzleramt. Diese würden allesamt in die Arbeit der Kommission einfließen. Konkrete Öffnungstermine sollen am Donnerstag aber noch nicht kommuniziert oder festgelegt werden.