CDU-Spitzenpolitiker drängen Söder zur Aufgabe

Im Ringen um die Unions-Kanzlerkandidatur in Deutschland hat es einen Schlagabtausch führender CDU-Politiker gegeben. Nachdem Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff indirekt von CDU-Chef Armin Laschet abgerückt war, forderte Schleswig-Holsteins Landeschef Daniel Günther gestern seinerseits CSU-Chef Markus Söder zur Aufgabe auf.

Söder habe gesagt, dass er ohne Groll die Kandidatur des CDU-Vorsitzenden unterstützen wolle, sollte dieser die Rückendeckung der CDU-Gremien erhalten, sagte Günther dem „Spiegel“. Das sei am Montag geschehen. „Ich habe keinen Zweifel daran, dass das Wort eines CSU-Vorsitzenden und bayrischen Ministerpräsidenten gilt. Langsam wird es aber Zeit, diese klare Zusage auch einzulösen“, fügte Günther hinzu. Auch die CDU-Vizevorsitzende Julia Klöckner setzte sich für Laschet als Kanzlerkandidat der Union ein.

Haseloff hatte mit einem Interview mit dem „Spiegel“ für Aufregung gesorgt, weil er erklärte, dass die Wahl des Kanzlerkandidaten von Popularitätswerten abhängig gemacht werden sollte. Damit übernahm der ostdeutsche Ministerpräsident, der sich am 6. Juni in einer Landtagswahl behaupten muss, die Argumentation von Söder. Bayerns Ministerpräsident beansprucht die Kanzlerkandidatur mit dem Argument für sich, dass er deutlich bessere Umfragewerte als Laschet habe. Haseloff ist damit der erste CDU-Spitzenpolitiker, der sich von seinem Parteichef absetzte, ohne aber dessen Namen zu nennen.

In der CDU/CSU-Bundestagfraktion laufen unterdessen nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters erneute Versuche, notfalls eine Abstimmung in der Fraktionssitzung am kommenden Dienstag zu erzwingen. Bereits am Wochenende hatten mehreren Dutzend Abgeordnete eine Mitsprache der Fraktion gefordert, in der Laschet und Söder am Dienstag auftraten.