Bundespräsident Alexander van der Bellen spricht bei der Gedenkveranstaltung
APA/Herbert Neubauer
„Schmerzhafte Lücke“

Gedenken an Opfer der CoV-Pandemie

Erst vor wenigen Tagen ist in Europa die Schwelle von einer Million Toten im Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion überschritten worden. Gemeinsam mit Angehörigen, Vertreterinnen und Vertretern aus Medizin und Pflege und den Religionsgemeinschaften gedachten Bundespräsident Alexander Van der Bellen und die Regierungsspitze am Freitag der in Österreich über 9.500 Verstorbenen.

Vielen, zu vielen sei ein unwiederbringlicher Schatz verloren gegangen, sagte Van der Bellen bei der in der Aula der Wissenschaften abgehaltenen Gedenkveranstaltung. Ihrer aller Tod hinterlasse eine Leere, eine Lücke. Viele seien einsam, ohne ein letztes Wort des Abschieds gestorben – und das sei besonders schmerzhaft.

Es sei schlimm, einen geliebten Menschen zu verlieren, und es dauere lange, diesen Verlust zu akzeptieren. Es tröste aber vielleicht zu wissen, „dass man damit nicht allein ist“. Er wolle allen, die einen geliebten Menschen verloren haben, „im Namen der Republik Österreich mein tief empfundenes Beileid ausdrücken. Sie sind nicht allein, wir alle trauern mit Ihnen“, sagte Van der Bellen.

Van der Bellen: „Tod hinterlässt Lücke“

Bundespräsident Alexander Van der Bellen spricht von zu vielen Menschen, denen ein besonderer Schatz verloren gegangen sei. Der Tod hinterlasse eine Lücke. Viele seien einsam gestorben. Sein Dank gelte den Menschen in den Spitälern und Heimen, die den Sterbenden beigestanden sind.

Ein besonderen Dank gelte all jenen, „die die Sterbenden unermüdlich fürsorglich betreut haben und ihnen im Augenblick des Todes beigestanden sind“, so Van der Bellen, der zu Beginn seiner Rede neben den Angehörigen die zur Gedenkveranstaltung geladenen Vertreterinnen und Vertreter aus dem Gesundheits- und Pflegebereich besonders begrüßt hatte.

„Alle hinterlassen schmerzhafte Lücke“

Diese hätten „fast schon übermenschliches geleistet“, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), dem zufolge die Pandemie wohl allen weit mehr abverlangt habe, als man sich zu Beginn habe vorstellen können. „Die größte Pandemie und heftigste Wirtschaftskrise der jüngeren Zeitgeschichte haben Wunden und Narben hinterlassen, die uns noch lange beschäftigen werden.“ Jede und jeder einzelne Verstorbene habe eine schmerzhafte Lücke hinterlassen.

Rede von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP)

Die Pandemie habe allen Menschen in Österreich viel abverlangt. Es blieben Wunden und Narben, die die Menschen noch lange begleiten werden. Besonders die Verstorbenen hinterließen eine Lücke in der Gesellschaft, so der Kanzler.

Was den Kampf gegen die Pandemie betrifft, gebe es nun aber Hoffnung. Kurz verwies auf die funktionierende Impfung und kündigte erneut an, dass sich bis zum Sommer in Österreich alle impfen lassen könnten, die geimpft werden wollen.

„Zerreißt einen schon ein bisschen“

Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), der derzeit auch die Agenden des Gesundheitsministers innehat, erinnerte an die Schicksale, die hinter jedem Verstorbenen stehen. „Da zerreißt es einen schon ein bisschen“, so Kogler, der gleichzeitig die Leistungen im Gesundheits- und Pflegebereich hervorhob. Viele könnten sich gar nicht vorstellen, mit welcher Kompetenz und Professionalität dort gearbeitet wird.

Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) und medizinisches Personal im Gespräch

Ein Gespräch über die besonderen Herausforderungen in der Pandemie für Ärzte und Pfleger mit Werner Kogler (Vizekanzler), Klaus Markstaller (Leiter Uniklinik Wien für Anästhesie und Intensivmedizin), Reingard Glehr (Ärztin für Allgemeinmedizin, Hartberg), Birgit Pfleger (Pflege und Betreuungszentrum Wiener Neustadt).

Die von Kogler angesprochenen schwierigen Bedingungen bestätigte auch der Leiter der Intensivmedizin am Wiener AKH, Klaus Markstaller, der zusammen mit der Allgemeinmedizinerin Reingard Glehr und der Pflegemanagerin Birgit Pfleger stellvertretend für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitswesens zur Gedenkveranstaltung geladen war.

Gemeinsames Gebet

Für die Toten, die Hinterbliebenen, aber auch für die Gesundung der aktuell Erkrankten – 2.122 lagen am Freitag in den Spitälern, 558 von ihnen auf Intensivstationen – beteten Kardinal Christoph Schönborn (katholische Kirche), Bischof Michael Chalupka (evangelische Kirche), Präsident Oskar Deutsch (Israelitische Kultusgemeinde), Metropolit Arsenios Kardamakis (orthodoxe Kirche) und Präsident Ümit Vural (Islamische Glaubensgemeinschaft).

Gebete der Religionsgemeinschaften

Kardinal Christoph Schönborn (katholische Kirche), Bischof Michael Chalupka (Evangelische Kirche), Präsident Oskar Deutsch (Israelitische Kultusgemeinde), Metropolit Arsenios Kardamakis (orthodoxe Kirche), Präsident Ümit Vural (Islamische Glaubensgemeinschaft)

Zu dem Gedenkakt hatten sich Spitzenpolitiker fast aller Parteien, Vertreter der Hinterbliebenen, der medizinischen und Pflegeberufe sowie der Religionsgemeinschaften in der Aula der Wissenschaften versammelt – unter strengen Coronavirus-Regeln: Alle Teilnehmer mussten einen negativen Test vorweisen, in der Aula saßen sie mit Masken und weitem Abstand voneinander. Nicht dabei war die FPÖ: Deren Parteichef, der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer, hatte im Vorfeld beklagt, „aus den Medien“ davon erfahren zu haben, und gesagt, er sei ohnehin verhindert.

Musikalisch begleitet wurde das Gedenken durch ein Streichquartett der Wiener Philharmoniker. Auf den Gebäuden der Hofburg, dem Bundeskanzleramt, dem Außenministerium und dem Parlament waren die Fahnen auf halbmast gesetzt.