USA drohen Moskau: „Konsequenzen, falls Nawalny stirbt“

Angesichts der Gesundheitsprobleme des inhaftierten Kreml-Kritikers Alexej Nawalny drohen die USA der Regierung in Moskau mit „Konsequenzen, falls Nawalny stirbt“. Es gebe verschiedene mögliche Maßnahmen, warnte der nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, gestern im Fernsehsender CNN.

Neue Proteste formieren sich

Zuvor hatten Unterstützer und Unterstützerinnen des inhaftierten Nawalny für Mittwochabend zu neuen Massenprotesten aufgerufen. „Es ist Zeit zu handeln“, schrieb der Nawalny-Vertraute Leonid Wolkow auf Facebook. Es gehe nicht mehr nur um die Freiheit des Oppositionellen, sondern „um sein Leben“.

Zuletzt hatte Nawalnys Ärzteteam angesichts seines sich verschlechternden Gesundheitszustandes vor einem Herzstillstand gewarnt.

Protest am Tag der „Rede zur Lage der Nation“

Die Demonstrationen sollen am Mittwoch um 19.00 Uhr Ortszeit (18.00 Uhr MESZ) stattfinden. Das ist der Tag, an dem Präsident Wladimir Putin eine Rede zur Lage der Nation halten will. Wolkow schrieb, es könne zu einer entscheidenden Auseinandersetzung gegen das „absolut Böse“ kommen. Möglicherweise sei es eine der letzten Demonstrationen in den kommenden Jahren.

„Denken Sie nicht, dass es auf uns nicht ankommt“, heißt es in dem Aufruf weiter. Bei landesweiten Solidaritätsdemonstrationen für den Oppositionellen waren im Jänner und Februar mehr als 11.000 Menschen festgenommen worden.

Hungerstreik im Straflager

Nawalny will mit einem Hungerstreik erreichen, dass ihm eine angemessene medizinische Versorgung gewährt wird. Zuletzt klagte er über heftige Rückenschmerzen und Taubheitsgefühle in Armen und Beinen.

Seine persönliche Ärztin Anastasia Wasiljewa und drei ihrer Kollegen, darunter ein Herzspezialist, forderten Zugang zu dem Inhaftierten. Wegen kritischer Kaliumwerte drohten dem 44-Jährigen „jede Minute“ eine eingeschränkte Nierenfunktion sowie ernsthafte Herzrhythmusprobleme, erklärten sie.

Nawalny hatte im vergangenen August einen Anschlag mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok überlebt. Nach dem Anschlag, für den er den Kreml verantwortlich macht, wurde er nach Deutschland geflogen und in der Berliner Charite behandelt. Nach seiner Rückkehr nach Russland wurde er festgenommen und zu Straflager verurteilt.